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Katarischer Bayern-Fan über DFB-Protest: „Sie haben es nicht gut umgesetzt“

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Von: Philipp Kessler

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Viele Fans besuchen die Einheiten des FC-Bayern-Trainingslagers in Katar. Auch ein Fotoshooting mit FCB-Maskottchen Bernie verzückt so manchen Anhänger
Viele Fans besuchen die Einheiten des FC-Bayern-Trainingslagers in Katar. Auch ein Fotoshooting mit FCB-Maskottchen Bernie verzückt so manchen Anhänger. © Peter Kneffel/dpa

Viele Fans besuchen die Einheiten des FC-Bayern-Trainingslagers in Katar. Abseits davon wird derzeit der Sponsoringvertrag verhandelt. Ein arabischer Anhänger nimmt Stellung.

Doha/München – Als die Bayern am Freitagabend in Doha ihr Quartier bezogen, wurden sie bereits in der Lobby des Al Aziziyah Boutique Hotel empfangen. Zahlreiche Fans warteten dort auf ihre Stars. Einer von ihnen: Mohamad Daibes (30). „Wir sind sehr froh, dass der FC Bayern nach zwei Jahren Pause wieder zurück ist. Jedes Mal waren wir da, wenn die Mannschaft hier war“, sagt Daibes unserer Zeitung. „Wir können uns in Katar sehr glücklich schätzen, die Chance zu haben, die Spieler zu sehen. Bayern-Fans aus anderen Ländern haben diese Möglichkeit nicht.“ 2015 gründete Daibes den Fanclub Red Power Qatar. „Wir haben aktuell 35 Mitglieder, aber eigentlich sind wir viel mehr. Aber alle von uns sind noch nicht als Fanclub-Mitglieder offiziell registriert. Daran arbeiten wir“, so Daibes.

FC-Bayern-Fans aus Katar bejubeln Münchner - „Unterstützung im Land sehr groß“

Auffällig im FCB-Trainingslager: Die bei den öffentlichen Einheiten anwesenden einheimischen Fans sind mit Leib und Seele dabei. Sie kreischen schon, wenn die Spieler sich auf dem Weg vom Hotel zum Trainingsplatz machen, um Autogramme und Selfies zu bekommen. „Katar hat eine große Entwicklung im Sport genommen, speziell im Fußball sind die Menschen hier nun besser informiert. Sie unterstützen Vereine nicht wegen ihrer Marketingmaßnahmen“, so Daibes. „Fakt ist, dass Bayern zu den besten Vereinen in der Historie dieses Sports zählt. Das wissen die Menschen hier und deswegen ist die Unterstützung für den Verein im ganzen Land sehr groß.“

Vor allem Thomas Müller (33) begeistert die Daibes & Co. „Er ist mein Lieblingsspieler. Er ist nicht nur Fußballer, sondern auch ein wirklicher Fan des FC Bayern. Er liebt Bayern wie wir“, schwärmt der Fanclub-Chef. „Thomas Müller ist so bodenständig. Er spricht mit den Fans und erinnert sich sogar an uns. Das ist ein Traum.“ Daibes hofft, dass die Fans in Doha auch in Zukunft noch in den Genuss kommen werden, ihre Idole aus nächster Nähe zu sehen.

Der Sponsorvertrag des FC Bayern mit der Fluglinie Qatar Airways läuft in diesem Jahr aus. Gespräche über eine weitere Zusammenarbeit finden aktuell vor Ort statt. Der WM-Gastgeber steht wegen Menschenrechtsverletzungen nach wie vor in der Kritik. Dass Katar eine ähnlich hohe Summer wie bisher – rund 17 Millionen Euro – bezahlt, gilt als ausgeschlossen. Auch die FCB-Bosse um Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic dürften sich derzeit gut überlegen, ob der Club die Zusammenarbeit überhaupt verlängern will.

Mohamad Daibes (re.) ist glühender FC-Bayern-Fan - und erklärt uns die Leidenschaft für den Rekordmeister
Mohamad Daibes (re.) ist glühender FC-Bayern-Fan - und erklärt uns die Leidenschaft für den Rekordmeister. © FKN

FC Bayern: Verlängerung mit Qatar Airlines? „Hoffen, dass beide Parteien zueinander finden“

FC-Bayern-Fan Daibes hofft, dass die beiden Parteien zueinander finden. „Qatar Airways ist ein sehr großer Sponsor und eine sehr gute Fluglinie. uns als Fans wäre es eine Möglichkeit, noch weitere Kooperationen mit dem FC Bayern zu sehen.“ Die deutsche Nationalmannschaft hat es ihm ebenfalls angetan – trotz des blamablen Vorrunden-Ausscheidens bei der WM im Dezember inklusive der politischen Debatten um das umstrittene Turnier.

„Ihre Absicht mit dem Zeichen war gut. Aber sie haben es aus meiner Sicht nicht gut umgesetzt. Wenn die Menschen in ein paar Jahren an die WM zurückdenken, werden sie sich nicht daran erinnern, dass sich das Team für das Recht der freien Meinungsäußerung eingesetzt hat. Sie werden sich daran erinnern, dass die Mannschaft leider schon in der Gruppenphase ausgeschieden ist. Das ist sehr schade“, meint Daibes.

„Ich bin auch für Menschenrechte. Aber man kommt zur WM, um Fußball zu spielen. Wenn man im Stadion ist, sollte man sich auf die Leistung konzentrieren. Außerhalb der Arenen kann man sich in Interviews politisch äußern und sagen, was man möchte.“

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