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Matthias Sammer kam 2012 vom DFB und trat beim FC Bayern das Amt des Sportvorstands an. Sammers Tätigkeitsfelder bei den Roten sind der Lizenzspielerbereich, die Nachwuchskoordination und Talentförderung. Obwohl Hoeneß den diskussionsstarken Ex-Profi selbst installierte, kam es zwischen den beiden gelegentlich zu Dissonanzen. Öffentlich wurde zuletzt ein Twist über die Saisonziele des Klubs. Während Hoeneß offen vom Triple sprach, tat Sammer die Hoeneß-Meinung als "dummes Zeug" ab. Rummenigge konnte nur mühsam die Wogen wieder glätten. Wer Hoeneß kennt, weiß, dass er eine solche öffentliche Zurechtweisung irgendwo im Wohlfühlbereich zwischen Nierenstein und Ausschlag unter den Achseln ansiedelt und diese Majestätsbeleidigung sicher nicht so schnell vergessen wird.
Auch die Turbulenzen im Nachwuchsbereich, der eigentlich in Sammers Verantwortung liegt, gefallen Hoeneß nicht. Die zweite Mannschaft dümpelt in der vierten Liga vor sich hin, die U19-Junioren werden regelmäßig von der Konkurrenz des TSV 1860 in den Schatten gestellt und seit David Alaba und Holger Badstuber hat kein Nachwuchsspieler mehr den Sprung zu den Profis erfolgreich geschafft. Seit er seinen Job als Freigänger im Bayern-Jugendbereich angetreten hat, bringt Hoeneß viele Dinge selbst voran, offenbar war Sammer für diesen Job nicht der geeignete Mann.
Und dann wäre da noch die Transferbilanz. Sammer werden die Verpflichtungen von Sebastian Rode, Mitchell Weiser und Sinan Kurt zugeschrieben - allesamt keine Enttäuschungen, aber eben auch keine Verstärkungen und inzwischen alle wieder bei anderen Vereinen untergekommen. Volltreffer hingegen waren die Transfers von Arturo Vidal, Douglas Costa, Joshua Kimmich und Kingsley Coman. Deren Wechsel an die Säbener Straße werden allesamt einem anderen als Sammer zugerechnet, nämlich Michael Reschke. Sammer ist von allen Bayern-Funktionären sicherlich derjenige, mit dem es in der Zusammenarbeit mit Hoeneß am lautesten knallen würde. "Motzki" Sammer geht keinem Konflikt aus dem Weg, auch mit Uli Hoeneß nicht - ob eine solche reibungsbehaftete Beziehung dem Klub auf Dauer mehr schadet als hilft, wird die Zukunft zeigen. Abzuwarten bleibt natürlich, inwieweit Sammer nach seiner Erkrankung (Durchblutungsstörung im Gehirn) wieder die exponierte Rolle einnimmt, die er inne hatte und wie sich dies auf das Verhältnis zu Hoeneß auswirken wird.
Knallpotenzial: hoch.
Laut offizieller Pressemitteilung übernahm Michael Reschke 2014
auf expliziten Wunsch von Sammer den neu geschaffenen Posten des Technischen Direktors. Es darf allerdings mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass auch Hoeneß bei dieser Personalie seine Finger im Spiel hatte. Reschke gilt als Bayerns Mastermind in Sachen Kaderplanung. Selten bis nie tritt er in der Öffentlichkeit auf, sondern zieht dank seines hervorragenden, über die ganze Welt gespannten Netzwerks höchst erfolgreich im Hintergrund die Fäden bei Transfers. Seit er Freigänger ist, trifft sich Hoeneß regelmäßig mit Reschke zum Frühstück und berät mit dem Transferexperten die personelle Zukunft. Die beiden vertrauen und schätzen sich.
Knallpotenzial: gleich Null.
Uli Hoeneß wird zurückkommen, das scheint so sicher wie das Amen in der Kirche. Der FC Bayern ist seine zweite Familie, sein Lebenswerk, von dem er trotz der jüngsten persönlichen Rückschläge nicht lassen kann. An der Säbener Straße werden ihm Profis, Fans und Funktionäre den roten Teppich ausrollen und sich über seine Rückkehr freuen. Einzig die Beziehung zu Matthias Sammer birgt ein gewisses Konfliktpotenzial, was aber durchaus auch befruchtend für den Verein sein kann. Einzige Voraussetzung: Die Streitigkeiten, so es sie denn geben wird, bleiben unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit verborgen.
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