Brazzo wird „Boss“ - ein Aufstieg „für den Briefkopf“

Uli Hoeneß geht in seine letzte Woche als Präsident des FC Bayern. Sein Wunsch: Hasan Salihamidzic soll Sportvorstand werden.
- Uli Hoeneß geht in seine letzte Woche als Präsident des FC Bayern.
- Kurz vor seinem Ausstand sorgt Hoeneß bei Sport1-Doppelpass noch einmal für Aufruhr.
- In der Aufsichtsratssitzung am Montagabend schlägt der Präsident außerdem seinen Schützling Hasan Salihamidzic als neuen Sportvorstand vor.
München - Das Bürschchen nimmt die nächste Sprosse auf der Karriereleiter. Hasan Salihamidzic, bislang Sportdirektor des FC Bayern, wird am 1. Juli 2020 zum Sportvorstand. Die Beförderung des 42-Jährigen stand auf der Tagesordnung der Aufsichtsratssitzung, die am Montagabend in der Allianz Arena stattfand – letztmals unter Leitung des Vorsitzenden Uli Hoeneß. Der 67-Jährige gibt diesen Posten und das Präsidentenamt am Freitag im Rahmen der Jahreshauptversammlung auf.
Die treibende und zugleich mächtigste Kraft hinter diesem Anliegen: Präsident Uli Hoeneß. Der 67-Jährige leitete am Montagabend in der Allianz Arena letztmals als Vorsitzender eine Aufsichtsratssitzung. Sein größter Wunsch zum Abschied? Brazzos Beförderung. Noch am Vortag hatte der scheidende FCB-Präsident mit einem Anruf im Sport1-Doppelpass für Aufsehen gesorgt.
FC Bayern: Für Hasan Salihamidzic ruft Uli Hoeneß bei Sport1-Doppelpass an
Ihm war die Diskussion über Sportdirektor Salihamidzic deutlich zu negativ geführt worden. Also klingelte er spontan durch und polterte, dass sich große Teile der Runde „despektierlich“ über Brazzo geäußert hätten.
Hoeneß stellte klar, dass die Verpflichtungen „von Pavard, Hernández und nicht zuletzt Davies allein auf seinem Mist gewachsen sind“. Der FC Bayern, so schloss der Präsident, werde noch viel Spaß an Salihamidzic haben. In Zukunft dann wohl als Sportvorstand.
FC Bayern: Rummenigge und Hoeneß holten Salihamidzic ins Team
Die Beförderung ist in erster Linie eine Bestätigung für die klubintern sehr geschätzte Arbeit von Salihamidzic, etwas für den Briefkopf. Am 31. Juli 2017 präsentierten Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der sich kürzlich auch hinter Hansi Flick als neuem Trainer positioniert hat, den neuen Mann, statteten ihn mit einem Vertrag bis 2020 aus. Brazzo hatte anfangs keinen leichten Stand – vor allem, weil er nach Absagen von Philipp Lahm und Max Eberl als dritte Wahl galt. Salihamidzic sah das anders, krempelte die Arme hoch und überzeugte – wie zu aktiven Zeiten – als harter Arbeiter.
Er baute die Scouting-Abteilung um, stattete zahlreiche Nachwuchsspieler mit Profiverträgen aus, tastete sich nach und nach an die großen Aufgaben heran. Sportdirektoren werden traditionell maßgeblich daran gemessen, wie sie sich auf dem Transfermarkt schlagen. Im Sommer 2018 hatte Brazzo nicht viel zu tun, es kam lediglich der ablösefreie Schalker Leon Goretzka.
FC Bayern: Hasan Salihamidzic ist neuer Sportvorstand
Ganz anders sah das heuer aus. Nach Abgängen von Arjen Robben, Franck Ribéry, Mats Hummels, James Rodriguez und Rafinha musste Salihamidzic beweisen, dass er den Umbruch gestalten kann. Anfangs hatte Brazzo seine Schwierigkeiten: Chelseas Callum Hudson-Odoi sagte ab, Wunschtransfer Leroy Sané verletzte sich am Kreuzband. Auf den letzten Metern aber schlug Salihamidzic zu. Ivan Perisic (Inter) und Philippe Coutinho (FC Barcelona) kamen leihweise. Zuvor hatte der 42-Jährige bereits Benjamin Pavard und 80-Millionen-Mann Lucas Hernández geholt. Die Bosse sind mit ihrem Bürschchen hochzufrieden, loben, wo es nur geht. Höchste Zeit, aus Brazzo Sportvorstand Salihamidzic zu machen.
So sieht es bei anderen Top-Vereinen aus - Chelsea setzt auf eine mächtige Frau
Im Millionengeschäft Fußball verhält es sich ähnlich wie in vielen Wirtschaftsunternehmen: Frauen sind Mangelware. Das beweist auch der Blick auf die Kollegen von Bayerns Hasan Salihamidzic. Einzige Ausnahme ist der FC Chelsea: Dort hat mit Marina Granovskaia (44) eine Frau in sportlichen Angelegenheiten das Sagen. Die wohl mächtigste Frau des Weltfußballs ist eine enge Vertraute von Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch, arbeitete in dessen Ölkonzern und tütete für die Londoner einen 60-Millionen-Pfund-Deal mit Nike ein. Brazzo biss sich an ihr im Werben um Callum Hudson-Odoi die Zähne aus.
Bei den anderen europäischen Topklubs tragen Männer die Verantwortung. Juves Fabio Paratici (47) machte den Mega-Deal mit Cristiano Ronaldo perfekt, gilt sonst als Meister der ablösefreien Transfers. Pikant: Laut Il Tempo soll er im Januar seine Einkaufsliste in einem Mailänder Restaurant liegen gelassen haben.
Weitere Strippenzieher sind Pep Guardiolas Vertrauter Txiki Begiristain (55/ManCity), Michael Edwards (40/Liverpool), Ramon Planes (52/FC Barcelona) Inters Piero Ausilio (44) und PSG-Sportdirektor Leonardo (50). Real Madrid verzichtet auf einen Sportchef.