Vier Minuten Meister: Wie sich Schalke und Bayern seit demHerzschlagfinale entwickelt haben

2001 feierte der FC Schalke vier Minuten lang die Meisterschaft, dann schnappte sich der FC Bayern in letzter Sekunde doch noch den Titel. Ein Punkt trennte die Rivalen damals, heute – 18 Jahre später – spielen die beiden Klubs in verschiedenen Welten.
München - 19. Mai 2001: Der FC Schalke ringt die SpVgg Unterhaching nach 0:2-Rückstand nieder, gewinnt im heimischen Parkstadion mit 5:3 und schiebt sich am letzten Spieltag in der Live-Tabelle am FC Bayern vorbei. Nach Abpfiff brechen in Gelsenkirchen alle Dämme. Die Fans stürmen den Rasen, die vermeintlich erste Meisterschaft seit 1958 wird ausgelassen gefeiert. Der große Haken: Auf Schalke denken alle, dass die Partie zwischen dem Hamburger SV und den Bayern bereits vorbei ist. Im Volksparkstadion wird aber noch gespielt – das ist sogar auf der Anzeigetafel in Gelsenkirchen zu sehen. Die beachtet im Freudentaumel aber kein Schalker mehr.

Es kommt, wie es kommen muss: In der vierten Minute der Nachspielzeit bekommt der FCB einen indirekten Freistoß zugesprochen. Ausgerechnet der von S04 zum HSV ausgeliehene Keeper Matthias Schober hatte einen Rückpass von Tomas Ujfalusi aufgenommen. Den fälligen Freistoß jagt Patrik Andersson durch die löchrige Hamburger Mauer – 1:1, Bayern ist wieder einen Punkt vor Schalke, die Meisterschale geht nach München. Schalke versinkt nach der Vier-Minuten-Meisterschaft im Tal der Tränen.
18 Jahre später sind die früherem Rivalen meilenweit voneinander entfernt. Schalke tritt am Samstag (18.30 Uhr/Sky) als Zwölfter in München an, hat 20 Punkte weniger auf dem Konto als der Rekordmeister. Wie konnte es dazu kommen? Die tz-Analyse.
Wirtschaftlicher Erfolg: Der FCB legt in Sachen Umsatz regelmäßig zu, vermeldete zuletzt einen Rekord nach dem anderen. S04 hingegen bewegt sich meist bei einer Summe zwischen 220 und 240 Millionen. Die Gründe dafür sind vielschichtig, u.a. steigerten die Münchner ihre Einnahmen durch die Eröffnung der Allianz Arena (2005) . Und noch besser: Das Stadion (Baukosten: 340 Mio.) war bereits 2014 abbezahlt, 16 Jahre früher als geplant. Die moderne Schalke-Arena wurde 2001 eröffnet (Kosten: 190 Mio.), die fälligen Kredite sind aber erst jetzt alle bezahlt. Denn: Die Gelsenkirchener sparten in den sportlich erfolgreicheren Jahren kaum Geld für schlechtere Zeiten an. Deshalb musste der Klub rund um das Jahr 2009 immer wieder frische Kohle besorgen – zur Not mit Hilfe eines undurchsichtigen Netzes an Tochterfirmen. Die Zahl der Kredite wuchs, zwischenzeitlich sollen die Verbindlichkeiten auf fast 240 Mio. gestiegen sein. Der FCB generierte auch durch die AG-Gründung (2002) und den Einstieg von Sponsoren wie Adidas, Allianz und Audi neues Geld. Das schießt angeblich keine Tore, schlägt sich aber schon im sportlichen Erfolg nieder. Seit dem Herzschlagfinale schaffte der Rekordmeister 17 Mal den Sprung in die Champions League, Schalke buchte nur acht Mal das Königsklassen-Ticket.

Personal: Domenico Tedesco ist bereits der 20. Schalke-Trainer seit der Fast-Meisterschaft. Niko Kovac hingegen erst Nummer 13. Hinzu kommt, dass Schalke in den harten Zeiten spätere Top-Spieler wie Manuel Neuer, Julian Draxler und Leroy Sane verkaufen musste. Zuletzt gingen auch Leon Goretzka und Thilo Kehrer. In München legten die Verantwortlichen hingegen ab der Saison 2007/08 so richtig los. Luca Toni, Franck Ribéry und Miroslav Klose waren nur der Anfang, mit der Verpflichtung von Star-Coach Pep Guardiola ging’s weiter. Auf Schalke wurden teure Entscheidungen getroffen – ohne Weitsicht. Felix Magath etwa kassierte sechs Mio. und hatte nur ein Jahr Erfolg.
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