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Ärgern, Abschalten, Weltklasse: Drei Frankfurt-Szenen zeigen Sané-Dilemma beim FC Bayern

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Leroy Sané hat es beim FC Bayern München weiterhin schwer. Gegen Eintracht Frankfurt zeigte er seine Klasse - und seine Fehler.

Frankfurt - Was für eine Gala! Der FC Bayern München ballerte Eintracht Frankfurt zum Bundesliga-Auftakt mit 6:1 aus dem Stadion. Der deutsche Serienmeister hatte mit dem Europa-League-Sieger keine Probleme, stellte schon im ersten Abschnitt die Weichen auf Kantersieg. Diese Bayern-Gier, der Hunger, es allen zu zeigen - für die Liga ist er schon fast beängstigend. Und auch die internationale Presse feierte die Münchner für ihren Traumeinstand.

Im Mittelpunkt der Lobeshymnen: Jamal Musiala, na klar. Das FCB-Juwel entfacht bei Fans und Experten aktuell eine Euphorie, die man in Fußball-Deutschland lange nicht gesehen hat. Seine Bewegungen, seine Dribblings, sein Mut, unkonventionelle Entscheidungen zu treffen - einen solchen Spielertypen hat man in München lange nicht gesehen. Schon gar nicht mit 19 Jahren. Musiala erzielte gegen Frankfurt zwei Tore und festigte somit erneut seinen Anspruch auf die Startelf.

FC Bayern München: Musiala überragend, Sané nur noch Joker

Einer, der in diesem Alter ähnlich laut gefeiert wurde, ist Leroy Sané. Jetzt, sieben Jahre später, kommt er aber nicht mehr über seine Jokerrolle hinaus. Musiala läuft Sané aktuell den Rang ab, Trainer Julian Nagelsmann ist angesichts der starken Leistungen des Youngsters schon fast gezwungen, ihn aufzustellen. Für den 26-Jährigen bleibt dagegen nur die Bank. Das bayerische Offensiv-Rätsel wird sogar noch kniffliger, wenn Kingsley Coman nach seiner Rotsperre aus der Vorsaison wieder spielberechtigt ist. Wer darf dann ran? Nach seiner Fabel-Leistung dürfte Musiala jedenfalls die geringsten Sorgen haben, seinen Stammplatz zu verlieren.

Und wie geht es mit Sané weiter? In England wird momentan darüber berichtet, dass Manchester United den Bayern angeblich ein Angebot gemacht hat. Auch der FC Arsenal soll interessiert sein. Die Münchner Bosse werden ihren einstigen Wunschtransfer in diesem Sommer wohl kaum ziehen lassen, aber: Natürlich erwartet man mehr.

Ärgern, Abschalten, Weltklasse: Drei Frankfurt-Szenen zeigen Sané-Dilemma beim FC Bayern

Der ehemalige Schalker wurde zum Saisonauftakt nach 65 Minuten eingewechselt. Drei Szenen fielen besonders auf.

Beginnen wir mit der aus Sané-Sicht erfreulichsten: dem Assist in der 83. Minute. Der Nationalspieler fand mit einem herrlichen Direktball durch die Frankfurter Abwehrbeine die Lücke für Musiala, der gekonnt zum 6:1-Endstand einschob. Ein herausragendes Zuspiel, das wieder einmal zeigt: Sané hat Weltklasse-Potenzial. Allein: er ruft es zu selten ab.

Zeigt seine Weltklasse nicht konstant genug: Bayern-Star Leroy Sané.
Zeigt seine Weltklasse nicht konstant genug: Bayern-Star Leroy Sané. © Eibner / Imago

Woran das liegt? Häufig an der zweiten und dritten Szene.

Kurz vor dem Treffer (82. Minute) leitete Sané eine vielversprechende Situation ein. Nach einem schönen Dribbling ging er in die Tiefe, hätte den Ball nur zu gerne von Ryan Gravenberch zugespielt bekommen. Er wäre dann wohl alleine im Strafraum vor Eintracht-Keeper Kevin Trapp aufgetaucht - eine Riesenchance, die ihm da wegen des verpassten Zuspiels entging. Denn Neuzugang Gravenberch entschied sich für einen Schuss aus 18 Metern, der jedoch abgeblockt wurde. Sané ärgerte sich daraufhin wahnsinnig, breitete die Arme aus, brach seinen Sprint ab, schaute in den Himmel und achtete gar nicht mehr darauf, was hinter seinem Rücken passierte.

Dort prallte die Kugel zu Noussair Mazraoui ab, der es ebenfalls mit einem Distanzschuss versuchte. Der Ball ging weit drüber, Sané bekam das gar nicht mehr mit.

Sané hakt Szene ab, Musiala bleibt in der Situation

Im Gegensatz dazu: Musiala. Auch er stand völlig frei im Strafraum und hätte den Ball von Gravenberch bekommen können. Auch er breitete die Arme aus und winkte ab, als der Pass nicht kam. Der Unterschied: Musiala blieb in der Aktion, schaltete nicht ab, hatte das Gesicht weiterhin dem Spielgeschehen zugewandt. Eine Szene mit Symbolcharakter?

Ärgern und Abschalten: Zwei Vorwürfe, die sich Sané zweifellos gefallen lassen muss. Der Frust über misslungene Situationen ist in seinem Spiel häufig zu sehen. Dabei hat er schon unzählige Male bewiesen, wie gut er sein kann. Was er in seiner München-Zeit gelernt hat, hat man auch in Frankfurt wieder gesehen: Der ehemalige Man-City-Star hat einen unfassbare Sprint-Intensität im Spiel gegen den Ball entwickelt, jagt den Gegnern mittlerweile über den halben Platz hinterher.

Sané sprintet über den halben Platz, gewinnt den Ball und will dann ein Foul ziehen

Diese Eigenschaft führt uns direkt zur dritten Szene, in der man Licht und Schatten Sanés sofort wieder erkennen kann.

Die Bayern sind in der 66. Minute, unmittelbar nach Sanés Einwechslung, im Vorwärtsgang. Der Offensivmann befindet sich rund 35 Meter zentral vor dem gegnerischen Tor, als Musiala auf der rechten Seite den Ball verliert und die Eintracht in einen Konter umschaltet. Sané erkennt die Situation, spurtet zurück und stellt Randal Kolo-Muani am eigenen Strafraumeck.

Sané hat den Körper zwischen Ball und Gegner, die Szene scheint geklärt. Kolo-Muani zerrt aber am Bayern-Star, der sofort Tempo rausnimmt, abschaltet, die Arme hebt und auf einen Freistoßpfiff wartet. Der bleibt aber aus. Kolo-Muani läuft weiter und gewinnt die Kugel zurück. „Da hat Leroy zu früh aufgehört zu spielen“, betonte auch DAZN-Experte Sandro Wagner im Live-Kommentar.

Leroy Sané im Fokus der Bayern-Fans: Kritik trotz Traumpässen und Traumtoren

Es sind diese kleinen Szenen, die Bayern-Fans in puncto Sané äußerst kritisch bewerten. Natürlich wären ihnen Traumpässe wie vor dem 6:1 gegen Frankfurt oder Weltklasse-Tore wie beim 5:3 gegen Leipzig lieber. Diese Situationen gibt es bei Sané zur Genüge. Aber eben auch zu häufig die andere Seite, wie die 25 Minuten von Frankfurt wieder einmal bewiesen. Bestnoten gab es daher nur für seine Kollegen - die tz-Einzelkritik. (akl)

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