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Qual in Überzahl: Glanzlose Bayern mit Stottersieg gegen Anderlecht

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Von: José Carlos Menzel López

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Der FC Bayern ist zwar mit einem auf dem Tableau klaren Erfolg über den RSC Anderlecht in die Champions League gestartet, doch so klar war die Angelegenheit nicht.

Nach dem Interview ist vor dem Spiel, so lautet die alte Fußballweisheit. So oder so ähnlich. Fakt ist: Am Dienstag wollten sich die Brodel-Bayern, bei denen dank Chefkritiker Lewy, Bankdrücker Müller und Pleite in Hoffenheim (0:2) aktuell ordentlich Druck auf dem Kessel ist, endlich befreien. Anderlecht als CL-Auftaktgegner schien wie bestellt, am Ende wurde es allerdings nur ein 3:0-Stottersieg gegen Anderschlecht (der Spielverlauf im Ticker zum Nachlesen). Was das Spiel außerdem zeigte: Bei Bayern brodelt es sogar noch mehr als bisher gedacht.

Vermisst hatten wir es ja schon. Das Flutlicht, die Hymne, die Atmosphäre – Königsklasse ist eben was Besonderes. Fanden auch die Bayern und schalteten im Vergleich zum Standgas in Hoffenheim direkt mal fünf Gänge hoch. Das Bällchen lief, Anderlecht ebenfalls, und so dauerte es nicht lange, bis die Münchner auf Erkundungstour des belgischen Sechzehners gingen. Neun Minuten, um genau zu sein. Lewandowski, der sich die Interviews diesmal für nach dem Spiel aufheben wollte, nahm einen Tolisso-Heber mit der Brust an und wurde von Kums umgerissen. Die Folge: Elfer. Und Rot für Kums. Dass das Foul jedoch außerhalb des Sechzehners stattgefunden hatte, war dem Polen schnuppe. Flach unten rein (11.) und schon war Karl-Heinz Rummenigge wieder zufrieden mit ihm.

Das Lächeln des Vorstandsbosses war aber nur von kurzer Dauer. Kaum war das Ding drin und die Bayern einer mehr, wurde wieder der Hoffenheim-Modus aktiviert. Bewegung? Nicht vorhanden! Präzision? Fehlanzeige! Bammel? Aber wie! Anderlecht nahm die Einladung nämlich gerne an und stürmte zu zehnt auf Neuers Kasten. Hatte das Spiel die ersten zehn Minuten noch im belgischen Fünfer stattgefunden, so war nun auch der ein oder andere Lilafarbene in Neuer-Nähe anzutreffen. Der hatte sich seinen hundertsten Europapokal­abend auch anders vorgestellt. Erst musste der Welttorhüter einen Trebel-Knaller entschärfen (33.) und sich kurz vor dem Pausenpfiff auch noch beim Fußballgott bedanken, dass Stanciu fünf Meter vor seinem Kasten lieber stolperte als abzuschließen. Lewy schüttelte zur Halbzeit nur den Kopf. Interview gefällig?

Thomas Müller versucht es derweil mit Humor und grinste nur, schließlich durfte er es sich wieder mal auf der Bank bequem machen. Für ihn kickte – erstmals von Beginn an diese Saison – Granate James, der am Mittwoch jedoch nur wegen seiner langen Ärmel und seiner schönen Gelfrisur auffiel. Die Belgier hingegen hatten die Haare bei weitem nicht so schön, dafür hatten die Bock. Und wie! Kaum fühlten sich die Roten nach einer Tolisso-Zündung (47.) wieder besonders sicher, verwandelte sich Anderlecht kurz in Real Madrid und fuhr einen Bilderbuchkonter, der auch dem Rekordmeister ein paar km/h zu schnell war. Über Teodorcyk gelangte die Kugel zu Chipciu, der sie bei 7,32 Meter Tor aber lieber an den Pfosten setzte (49.). Ancelottis Augenbraue war zu diesem Zeitpunkt am Hinterkopf angelangt.

Angefressen: Ribéry feuert nach seiner Auswechslung in der zweiten Hälfte sein Trikot in die Ecke.
Angefressen: Ribéry feuert nach seiner Auswechslung in der zweiten Hälfte sein Trikot in die Ecke. © MIS

Zur Erinnerung: Anderlecht kickte zu zehnt. Und irgendwann ging dem Zehnten der belgischen Liga die Puste aus. So sehr, dass sie nicht einmal mehr Thiago im Sechzehner hinterherliefen, der sich bedankte und eine Kimmich-Flanke zum 2:0 drückte (65.). Drei Minuten später nickte CL-Debütant Süle eine Ecke ins Netz, ließ Schiri Tagliavento aber nicht gelten. Grund: unbekannt. Genauso wenig verstand Robben kurz, dass Lewy sich lieber verdribbelte, als ihn am zweiten Pfosten anzuspielen (72.). Der Einzige, der grinste, war wieder mal Müller. Er kam für Ribéry (78.), worauf der Franzose sein Trikot auf wütend auf die Bank pfefferte. Immerhin traf Kimmich noch zum 3:0 (90.). Ob das jedoch zur allgemeinen Beruhigung beiträgt, bleibt fraglich…

José Carlos Menzel López

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