Hummels: Schafft den Videobeweis ab! - Zwayer heftig in der Kritik

Es war ein klarer Elfmeter, das sahen alle so - bis auf Schiri Zwayer. Dabei hatte auch er die TV-Bilder vor Augen.
Es war die Szene, die das Finale für die Bayern hätte wenden können: Der nicht gegebene Elfmeter für die Bayern nach dem Foul von Kevin-Prince Boateng an Javi Martinez. Schiedsrichter Felix Zwayer versicherte sich sogar per Videobeweis, dass es kein Strafstoß war - und entschied dennoch auf Ecke. Und „schenkte“ Frankfurt so den Sieg.
Bricht nun eine neue Diskussion zum Videobeweis los?

„Zu viele Fehlentscheidungen“
Bayern-Verteidiger Mats Hummels beantwortet diese Frage mit einem klaren Ja: „Den Videobeweis kann man noch deutlicher überdenken, als man es vielleicht eh schon tut.“
Selbst vor dem Spiel hatte Hummels gesagt: „Ich war anfangs kompletter Befürworter und richtiger Verfechter des Videobeweises. Es muss sehr stark an der Ausübung gefeilt werden, es gab immer noch zu viele Fehlentscheidungen. Wenn er so bleibt wie jetzt, bin sogar eher dafür ihn wieder abzuschaffen."
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Klar, bei Hummels spielte sicher auch der Frust mit in diese Aussage mit hinein: Schließlich war er es, der sich beim vorentscheidenden 1:2 vom pfeilschnellen Ante Rebic ablaufen ließ.
Sky-Experte Lothar Matthäus schloss sich jedenfalls Hummels an: "Wenn ich schon den Videobeweis habe, muss ich ihn einsetzen und dementsprechend entscheiden. Kevin-Prince Boateng trifft die Achillessehne von Javi Martinez, ein ganz klarer Elfmeter."
Auch im Netz taten viele Bayern-Fans Unverständnis über die Einrichtung Videobeweis kund:
Boateng: „Ich treffe ihn ganz klar“
Nach der Partie waren sich alle Beteiligten einig, dass Zwayers Entscheidung falsch war. „Ich hätte ihn gegeben. Das ist für mich ein ganz klarer Elfmeter“, sagte Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Auch Eintracht-Coach Niko Kovac gab nach der Partie zu: „Da haben wir Glück gehabt, den kann man geben.“ Ins selbe Horn stieß selbst der foulende Boateng: "Ich treffe ihn ganz klar, das sieht man, danach muss der Schiri entscheiden. Ich dachte ehrlich, er gibt Elfmeter. Heute haben wir Glück gehabt, dass er ihn nicht gegeben hat. Ich dachte, er muss ihn pfeifen."
"Wenn ich den Felix sehe, bringe ich ihm ein Bier", scherzte gar Eintracht-Torhüter Lukas Hradecky.
Gagelmann kritisiert Zwayer
Pikant: Zwayer wird bei der WM als Video-Schiedsrichter aktiv sein. „Die Verantwortung, die dort zu tragen ist, ist enorm und ich bin sehr froh, dass ich das deutsche Team um Felix Brych und meine Schiedsrichter-Kollegen aus aller Welt in Russland unterstützen darf“, hatte Zwayer vor dem Pokalendspiel gesagt. „Die Spannung bei mir bleibt also ganz sicher auch über das Pokalfinale hinaus bestehen.“ Für eine Stellungnahme war er nach dem Pokalspiel nicht verfügbar.
Auch Ex-Schiedsrichter Peter Gagelmann wertete Zwayers Entscheidung als falsch. „Das ist sehr schade, weil er das Spiel mit seinem Team fantastisch geleitet hat. Manchmal hängt man an einer Entscheidung, da sieht man dann alt aus“, sagte Gagelmann bei Sky. Negative Auswirkungen auf den WM-Einsatz sieht Gagelsmann nicht: „Jedes Spiel ist ein Lernprozess, das wird ihn natürlich schulen für die WM.“
Bayern-Trainer Jupp Heynckes, dem die Feier-Laune bei seiner Abschieds-Partie gründlich vermiest wurde, wollte den Grund für die Niederlage dennoch nicht in dem verweigerten Elfmeterpfiff sehen. „Ich denke, da sollten wir nicht mit unserer Kritik ansetzen, sondern wir sollten das Spiel analysieren“, sagte der 73-Jährige.
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Zu hoher Druck für Zwayer?
Doch damit stand Heynckes ziemlich alleine da. Sein Kapitän Thomas Müller meinte: "Es ist eine klare Geschichte: Er trifft den Ball nicht und trifft den Fuß von Javi Martinez. Ich verstehe es dann nicht ganz, wieso es diese Einrichtung des Videobeweises dann gibt. Ich verstehe, dass Druck darauf liegt, hier und in der letzten Minute Elfmeter zu geben."
Hat Müller recht? War der zu hohe Druck ein Grund, wieso Zwayer weiterspielen ließ? Und macht es Sinn, den Videobeweis in dieser Form zu kippen? Diskutieren Sie in den Kommentaren mit!
cg