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„Schon bei Platzbegehung angefangen“: Bayern-Star Kimmich rechtfertigt Fan-Provokation

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Von: Hanna Raif, Patrick Mayer, Florian Schimak

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Kaum zu halten: Bayern-Star Joshua Kimmich (re.) nach dem Schlusspfiff in Freiburg.
Kaum zu halten: Bayern-Star Joshua Kimmich (re.) nach dem Schlusspfiff in Freiburg. © IMAGO / ActionPictures

Joshua Kimmich erhitzt nach dem Bundesliga-Sieg des FC Bayern in Freiburg die Gemüter, als er die SC-Fans provoziert. Der Münchner erklärt seine „Emotionen“.

München/Freiburg - Der FC Bayern siegt 1:0 (1:0) beim SC Freiburg und verteidigt damit die Tabellenführung der Bundesliga gegen Borussia Dortmund (2:1 gegen Union Berlin). Nach der Partie sprachen aber viele nicht über diesen Fakt, oder etwa auch nicht über das fulminante Siegtor von Matthijs de Ligt (51. Minute) aus der Distanz.

Joshua Kimmich: Bayern-Star polarisiert in Freiburg

Thema war vielmehr die Aktion von Münchens Mittelfeldstratege Joshua Kimmich unmittelbar nach Abpfiff. Der Nationalspieler lief auf die Freiburger „Kurve“ zu und provozierte die organisierte Anhängerschaft der Badener mit abfälligen Armbewegungen sowie grimmigem Blick.

Mehrere Freiburger Spieler fanden das gar nicht lustig und stellten den 28-jährigen Schwaben noch auf dem Platz wütend zur Rede. Kimmich rechtfertigte sich nach dem Spiel, indem er angebliche Provokationen seitens der Breisgauer anführte.

Im Video: Thomas Tuchel über den Sieg des FC Bayern in Freiburg

Als Erster krallte sich Stürmer Lucas Höler den sichtlich hochtemperierten Kimmich. Ausgerechnet: Höler hatte unter der Woche im DFB-Pokal-Viertelfinale den Sportclub in München mit seinem verwandelten Elfmeter zum 2:1 und Bayern damit aus dem Cup geschossen. Waren aufgestaute Emotionen der Grund für Kimmichs Gesten gegenüber den SC-Fans?

Joshua Kimmich: Bayern-Star rechtfertigt sich für Ausraster in Freiburg

„Nicht der Frust von Dienstag. In erster Linie extreme Freude, weil es für uns unfassbar wichtig war. Natürlich pure Emotionen, vielleicht auch ein Stück weit drüber. Es war eher ein bisschen dem von vor dem Spiel geschuldet, als wir auf den Platz gegangen sind“, erzählte Kimmich in den Katakomben der Freiburger Arena auf Nachfrage der Münchner tz: „Als wir die Platzbegehung gemacht haben, hat der Stadionsprecher schon in unsere Richtung gerufen: ‚Ja, 2:1-Sieg am Dienstag im Viertelfinale.‘“

Name:Joshua Kimmich
geboren:8. Februar 1995 in Rottweil (75 Kilometer von Freiburg entfernt)
beim FC Bayern seit:2015
Positionen:defensives Mittelfeld, Rechtsverteidiger
bisherige Klubs:VfB Stuttgart, RB Leipzig, FC Bayern

Als sich die Bayern-Mannschaft dann warmgemacht habe, „kam - glaube ich - zehn Minuten ein Film über das Viertelfinale. Oder wie wir da rausgeflogen sind. Das sitzt dann natürlich tief. Das tut natürlich weh. Sie haben ja auch Recht, sie haben ja gewonnen. Auf der anderen Seite war das eine gewisse Provokation“, sagte der Nationalspieler: „Am Ende habe ich mich dazu hinreißen lassen. Es war jetzt nicht so schlimm, glaube ich. Ein bisschen drüber von mir.“

Unsportliche Aktion des Bayern-Leaders? Joshua Kimmich kann Kritik verstehen

Auf tz-Nachfrage, ob er jene verstehen könne, die seine Aktion unsportlich fanden, meinte er: „Dann kann ich den absolut verstehen. Normalerweise macht man das nicht. Das war der Provokation von vor dem Spiel geschuldet. Und so ein bisschen auch der Wichtigkeit des Sieges.“ Denn: Alle Bayern-Spieler hätten laut Kimmich gemerkt, „was die letzten Wochen so los war. Wir haben unbedingt einen Sieg gebraucht.“ Schließlich sei „sehr, sehr viel abgefallen nach dem Spiel“.

Joshua Kimmich sorgte nach dem Spiel beim SC Freiburg für Tumulte – Christian Streich reagierte darauf.
Joshua Kimmich sorgte nach dem Spiel beim SC Freiburg für Tumulte – Christian Streich reagiert darauf. © dpa/Imago

Trotz aller Argumentation war Kimmich von mehreren Seiten für seine Aktion scharf kritisiert worden. Freiburgs Nicolas Höfler sagte: „Er soll sich über die Punkte freuen. Und nicht die gegnerischen Fans provozieren.“ Freiburg-Coach Christian Streich meinte bei Sky: „Offensichtlich war er unter einem enormen psychischen Druck. Das hat damit zu tun gehabt, dass wir letzten Dienstag Bayern geschlagen haben. Was niemand erwartet hat. Das ist nicht so schön, er hat ja gewonnen. Wir sind jetzt nicht in die Bayern-Kurve gerannt. Aber vielleicht ist das bei Bayern was Anderes, weil sie so selten verlieren.“

Offensichtlich war er unter einem enormen psychischen Druck. Das hat damit zu tun gehabt, dass wir letzten Dienstag Bayern geschlagen haben.

Freiburg-Coach Christian Streich bei Sky

Schelte gab es auch von Experte Dietmar „Didi“ Hamann. Das Ausscheiden im DFB-Pokal gebe „ihm nicht das Recht, die Freiburger Fans zu provozieren. Das ist unnötig. Ich glaube an Karma. Irgendwann kommt alles zurück“, sagte der einstige Bayern-Spieler und gebürtige Münchner bei Sky: „Du forderst das Schicksal heraus. Sie haben City vor der Brust, in der Liga ist es knapp. Einfach unnötig.“

FC Bayern: Thomas Tuchel verteidigt Joshua Kimmich

Verteidigt wurde Kimmich dagegen freilich von seinem Trainer. „Ich habe es nicht gesehen und auch bis jetzt nicht. Ich hoffe, es war nicht zu schlimm, was er gemacht hat. Aber klar, waren Jo und wir alle wütend über das Pokal-Aus, auch auf uns selbst. Wir wollten es wiedergutmachen, auch wenn wir den Pokalsieg nicht zurückkriegen“, sagte Thomas Tuchel auf der Pressekonferenz: „Das Spiel war super knapp. Ich hoffe, dass es nicht allzu schlimm ist, was er gemacht hat. Es gehört am Ende auch dazu, aber wir haben heute schon gezeigt, was es braucht, um zu gewinnen. Das waren Kampfgeist, Emotionen und eine gewisse Toughness (Zähigkeit).“ (hlr/smk/pm)

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