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Mit dem Trecker zum Bäcker: Bayern-Trainer Nagelsmann gibt private Einblicke

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Von: Hanna Raif

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Bayern-Trainer Julian Nagelsmann lebt für seinen Job. In einem Interview hat der 35-Jährige nun verraten, woraus er - abseits vom Fußballplatz - Kraft und Motivation schöpft.

München -Auch wenn Julian Nagelsmann es kaum glauben kann: Die Marke von 1000 Einwohnern hat Issing zuletzt geknackt. Sein Heimatdorf, ein Ortsteil der Gemeinde Vilgertshofen, ist gewachsen, und heute schauen nicht mehr 700, sondern eben ein paar mehr Nachbarn ungläubig aus den Fenstern, wenn der berühmte Sohn zu Besuch ist und morgens Semmeln holt.

Julian Nagelsmann
Geboren: 23. Juli 1987 (Alter: 35 Jahre) in Landsberg am Lech
Verein: FC Bayern München
Amtsantritt: Juli 2021
Vertrag bis: 2026

Julian Nagelsmann im Interview: In seinem Heimatort fuhr er schonmal mit dem Traktor zum Bäcker

Für die neuen Bewohner ist das spannend, aber nicht mehr ganz so spektakulär wie früher. Denn die Zeiten, in denen der Trainer des FC Bayern München mit seinem „schönen, tarngrünen Lindner“ – also einem Traktor – zum Bäcker fuhr, sind leider vorbei. Diese kleine Andekdote ist eine von vielen, die der 35-Jährige im Interview mit der Welt am Sonntag erzählte – und damit einen anderen, durchaus interessanten Blickwinkel auf sein Leben und Wirken bot.

Selten gingen seine Worte in der laufenden Saison über den Fußballplatz hinaus. Dabei, sagte er jetzt, sei ein Leben, das „24/7“ aus Fußball besteht, auch für ihn „nicht gesund“. Die „nötige Gier und Begeisterung erhältst du dir, wenn du auch andere Dinge im Leben hast, die dich begeistern“, führte er aus. Er selbst will den „Blick für das Schöne, das dieser Beruf mit sich bringt“ nicht verlieren.

Bayer Leverkusen - Bayern München
„Es gibt vieles außerhalb des Fußballs, das mich glücklich macht“ : Bayern-Trainer Julian Nagelsmann möchte neben dem Beruf weiter Zeit für seine übrigen Interessen finden. © Marius Becker/dpa

Julian Nagelsmann gesteht: Auf „Schwarz-Weiß“-Berichterstattung konnte er sich nur schwer vorbereiten

Dass das als Chefcoach des deutschen Branchenprimus nicht immer leicht fällt, liest man allerdings auch raus. Nagelsmann gibt sich selbstbewusst, appelliert an „Mut als Anagramm von Glück“. Er gibt aber zu, dass er in den vergangenen eineinhalb Jahren viel lernen musste. Er habe sich gut eingestimmt auf den Job in München, sich „umfangreich Informationen“ eingeholt: „Worauf man sich aber nicht komplett vorbereiten kann: was für ein extremes Schwarz-Weiß-Denken es mitunter gibt.“ Diese „extremen Ausschläge“ seien für ihn „schwer“ nachzuvollziehen und auch nicht immer fair.

Aktuell steht er gut da, ein Aus gegen Manchester City im Viertelfinale der Champions League aber würde alles ändern. Man muss da selbstbewusst und selbstkritisch zugleich sein, um zu bestehen. Eine Gratwanderung. Nagelsmann ist streitbar, das will er aber auch sein. Er sagt: „Ich bin halt, wie ich bin. Und will nicht mit 50 sagen: ,Ich war jetzt lange Trainer, aber nicht ich selbst.‘“ Wie Nagelsmann im Interview mit der Welt am Sonntag verriet, hatte Nagelsmann seiner Mutter gar versprochen zurückzutreten, wenn er merke, der Druck wird zu groß und er müsse sich verstellen.

Ein Mann mit vielen Interessen: Das treibt Nagelsmann außerhalb des Fußballplatzes an

Nagelsmann möchte immer er selbst bleiben. Das gilt für sein Wirken auf dem Platz („Ich halte an meiner Überzeugung fest, ziehe das durch!“) wie daneben („Jemand, der keine Meinung hat, kommt easy durchs Leben. Ich habe aber lieber eine“). Und ewig – auch das ist neu – will er den Job sowieso nicht machen.

Festnageln auf ein Ziel wie das Triple lässt Nagelsmann sich nicht. Aber er sagt schon: „Es gibt vieles außerhalb des Fußballs, das mich glücklich macht. Dafür will ich nicht erst mit 70 Zeit haben.“ Eine Tour durch Alaska gehört dazu, Flugstunden, Paragleiten. Die Architektur interessiert ihn, genau wie das Handwerk. Und ja, noch mal so einen „Lindner“ kaufen, ist schon auch eine Option. Issing freut sich. (Hanna Raif)

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