Kahn brodelt nach Neuer-Interview: Bayern-Unruhen erreichen nächstes Level
Manuel Neuer hat den FC Bayern München in einem Interview scharf kritisiert. Jetzt reagiert Vorstandsboss Oliver Kahn auf die Aussagen.
München – Dieses Interview sorgt für neuen Ärger beim FC Bayern München! Manuel Neuer hat ausgepackt und seinen Verein öffentlich für den Rauswurf von Torwarttrainer Toni Tapalovic kritisiert. Der Kapitän sagte der SZ: „Ich hatte das Gefühl, mir wird mein Herz rausgerissen, das war das Krasseste, was ich in meiner Karriere erlebt habe. Und ich habe wirklich schon einiges erlebt.“
Manuel Neuer |
Geboren: 27.03.1986 (36) in Gelsenkirchen |
Beim FC Bayern seit Juli 2011 |
Vertrag bis 30. Juni 2024 |
Leistungsdaten beim FC Bayern: 488 Pflichtspiele, 384 Gegentore, 233 Mal mit weißer Weste |
Manuel Neuer und Toni Tapalovic: Kapitän und Torwarttrainer sind gute Freunde
Neuer, der sich nach der WM 2022 beim Skitourengehen schwer verletzt hatte und deshalb noch Monate ausfällt, ist eng mit Tapalovic befreundet. Die beiden urlauben zusammen in den spielfreien Zeiten, der Kroate ist sogar Neuers Trauzeuge. Dass er gehen musste, lag offenbar an einem Zerwürfnis im Trainerteam: Tapalovic soll Details aus internen Besprechungen an Neuer herangetragen haben. Der Keeper sagte im Interview jedoch: „Das kann ich zu hundert Prozent verneinen. Das hat Toni nie gemacht, egal unter welchem Trainer.“
So oder so: Das Neuer-Interview schlägt hohe Wellen. Es hievt den deutschen Rekordmeister nach turbulenten Wochen mit drei Unentschieden in der Bundesliga, die Diskussionen um den Paris-Trip von Serge Gnabry und dem einen oder anderen unzufriedenen Spieler wie Benjamin Pavard auf ein neues Unruhe-Level.

Kahn brodelt nach Neuer-Interview: Bayern-Unruhen erreichen nächstes Level
Bayerns Vorstandsboss Oliver Kahn gefallen die Aussagen seines verletzten Kapitäns naturgemäß überhaupt nicht. Der VulKAHN brodelt! Am Freitagabend kündigte er auf dpa-Anfrage an, dass es „deutliche“ Gespräche geben werde. Weiter meinte er, dass Teile von Neuers Aussagen in Zusammenhang mit der Tapalovic-Freistellung „weder ihm als Kapitän noch den Werten des FC Bayern gerecht“ werden.
Neuers Timing für das Interview missfällt Kahn ebenfalls: „Zudem kommen seine Aussagen zur Unzeit, weil wir vor ganz wichtigen Spielen stehen.“ In der Bundesliga ist die Tabellenspitze nach dem Münchner Fehlstart zusammengerückt, und in der Champions League wartet am 14. Februar der Kracher gegen Paris Saint-Germain mit Weltmeister Lionel Messi. Da können Kahn und Co. weitere Störfeuer nicht gebrauchen.
Kahn über Neuer-Aussagen: „Ich stand 2004 als Nationalspieler vor einer ähnlichen Situation“
Angesprochen auf die Beweggründe Neuers sagte Kahn: „Er ist persönlich betroffen, das muss man ein Stück weit verstehen. Das war uns auch bewusst, als wir ihm erklärt haben, dass die nicht leichtfertig getroffene Entscheidung in der Frage des Torwarttrainers in diesem Moment das Beste für unsere Mannschaft war. Ich stand 2004 als Nationalspieler vor einer ähnlichen Situation. Unser Torwarttrainer Sepp Maier fühlte sich vom DFB schlecht behandelt und es kam zur Trennung. Ich hatte jahrelang mit Sepp zusammengearbeitet, und wir hatten ein freundschaftliches und vertrauensvolles Verhältnis“, sagte der Münchner Vorstandschef.
„Ich war damals auch enttäuscht, und ich war wütend auf den DFB. Aber die gemeinsamen Ziele standen für mich im Vordergrund. Sie waren mir wichtiger als meine persönlichen Gefühle. Und aus diesem Grund habe ich damals entschieden, mich nicht öffentlich zu äußern. Manuel hat jetzt das Gegenteil getan“, ergänzte Kahn. Der 53-Jährige kündigte Gespräche mit dem verletzten Torhüter an. „Wir werden mit ihm darüber sehr deutlich sprechen“, sagte Kahn.
Bayern-Kapitän Manuel Neuer wird deutlich: „Ich bin noch da“
Das Neuer-Interview, das auch bei The Athletic erschienen ist, enthält viele weitere brisante Aussagen: Beispielsweise die Kampfansage des Bayern-Kapitäns in Richtung Stellvertreter Yann Sommer und die Konkurrenten um den Posten als Nummer eins der deutschen Nationalmannschaft. „Ich bin noch da. Auch wenn manche Menschen vielleicht das Gefühl haben, sie hätten die alten Spieler satt“, sagte Neuer: „Der Beste wird spielen. Wenn ich spielen will, muss ich der Beste sein.“ (akl/dpa)