Köln-Trainer Baumgart springt Tuchel bei und teilt gegen Experten aus: „Absolute Frechheit“
Es liegt etwas im Argen zwischen den TV-Experten und einigen Bundesliga-Trainern. Nach Tuchel äußert nun auch Steffen Baumgart deutliche Kritik.
Frankfurt – Die Eskalation zwischen den beim Sender Sky als Experten geführten Lothar Matthäus sowie Dietmar Hamann und Bayern-Trainer Thomas Tuchel kam beileibe nicht überraschend. Über Wochen hinweg wirkte Tuchel zusehends genervter von den kritischen wie meinungsstarken Aussagen der beiden. Was nach der Tuchel-Ansage in Dortmund folgte, waren Wortmeldungen vieler, doch mit Steffen Baumgart äußerte sich nun zum ersten Mal ein anderer Bundesliga-Trainer.
Thomas Tuchel | |
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Geboren: | 29. August 1973 (50 Jahre) in Krumbach |
Trainerstationen: | 1. FSV Mainz 05, Borussia Dortmund, Paris Saint Germain, FC Chelsea |
Vertrag bis: | 30. Juni 2025 |
Baumgart versteht Bayern-Trainer Tuchel
Baumgart ergriff im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung klar Partei für den Bayern-Coach. „Wenn die Aufgabe eines Experten nur noch darin besteht, allen bei jeder Gelegenheit ans Bein zu pinkeln, dann muss er sich auch nicht wundern, wenn irgendwann mal jemand sagt: ‚Pass auf, du bist mir einfach nicht wichtig genug‘“, sagte der Trainer des 1. FC Köln.
Es sei, so Baumgart, „nachvollziehbar, dass er mal klar sagt: Der und der, die sind mir mal völlig Banane!“ Der 51-Jährige sagte, er wünsche sich, dass „diese Leute ihre Wurzeln nicht komplett leugnen und bereit sind zu verstehen, wie der Job funktioniert, den wir machen.“ Sowohl Hamann als auch Matthäus bekleideten in der Vergangenheit Trainerposten, doch die letzten Engagements im Profibereich liegen bei beiden schon über zehn Jahre zurück.

Hamann bekommt im Fall Fischer sein Fett weg
Dem Kölner Trainer geht es dabei nicht nur um die Vorfälle rund um Tuchel. „Wenn Didi Hamann vor zwei Wochen sagt, es sei unverantwortlich von Union Berlin, an diesem Trainer festzuhalten, dann halte ich das für eine absolute Frechheit. Wieso darf er sich solch ein Urteil erlauben?“ Nicht mal er selbst wage es, die Trennung zu bewerten, sagte Baumgart, obwohl er „mehr Einblick bei Union Berlin“ habe, als viele annehmen.
Die Diskussionen um Fischer und Tuchel führte Baumgart dabei mehr als Beispiele an. Sein Anliegen ist wohl eher als eine Fundamentalkritik am sogenannten Expertentum im Fußball zu verstehen. „Ich habe das Gefühl, dass einige Kritiker auf einer Einbahnstraße fahren. Wir müssen hinnehmen, dass irgendwelche Leute, die wirklich weit von unserer Arbeit weg sind, uns ständig ans Bein pinkeln“, meinte Baumgart. „Leute, die eigene Probleme haben, sich dann aber in der Öffentlichkeit hinstellen und sagen: Wir wissen, was los ist. Bei jedem Protagonisten, bei jedem Verein.“
Rückendeckung für Tuchel beim FC Bayern
Thomas Tuchel, der nicht nur Unterstützung für seine Aktion in Dortmund erhalten hat, kann sich der internen Unterstützung sicher sein. Jan-Christian Dreesen, Vorstandsvorsitzender beim FC Bayern, sagte kurz nach dem für Schlagzeilen sorgenden Auftritt, dass er in dieser Angelegenheit „auf einer Linie“ mit Tuchel sei.
Die wenige Kritik an Tuchel wird in der Tat durch viele prominente Fürsprecher beinahe kaum mehr wahrnehmbar. Neben Rudi Völler stellte sich auch Mario Basler auf die Seite Tuchels, auch wenn sich dieser etwas weniger gewählt ausdrückte als der ehemalige Chef der Nationalmannschaft. (dpa/sch)