Sané-Wut nach Auswechslung: „Deswegen musste die Flasche darunter leiden“
Leroy Sané war einmal mehr der entscheidende Mann beim FC Bayern. Dieses Mal war der einst so Gescholtene der Matchwinner gegen den FC Barcelona.
München - Dass im Fußball Freud und Leid ganz eng beieinander liegen, ist hinlänglich bekannt. So auch am Dienstagabend, als der FC Bayern mit 2:0 (0:0) gegen den FC Barcelona gewann. Im ersten Durchgang nämlich hatten die Katalanen einige gute Möglichkeiten. Allen voran - natürlich - Robert Lewandowski.
Der Weltfußballer vergab bei seiner Rückkehr in sein altes Wohnzimmer im ersten Durchgang gleich zwei große Möglichkeiten. Bei der ersten Chance schoss er aus kurzer Distanz frei vor Manuel Neuer drüber. Kurz darauf parierte der FCB-Keeper den Kopfball des Stürmers aus wenigen Metern.
Als sich dann kurz nach der Pause Dayot Upamecano seinen einzigen Mini-Bock leistete und Barça-Angreifer Raphinha aus elf Metern knapp vorbeischoss, hätte sich die Elf von Trainer Julian Nagelsmann nicht beschweren dürfen, wenn Barcelona mit 1:0 in Führung gegangen wäre. Doch wie eben so häufig im Fußball kann eine einzige Situation ein Spiel drehen.
Dieses Mal war es eine Ecke von Joshua Kimmich in der 50. Minute. Lucas Hernandez setzt sich am kurzen Pfosten ab und wuchtete die Kugel zur Bayern-Führung ins Netz. Anschließend schlug die Stunde von Leroy Sané - abermals. Jamal Musiala und der für den in der ersten Hälfte verletzt ausgeschiedenen Benjamin Pavard eingewechselte Noussair Mazraoui spielten sich kurz nach dem Führungstreffer frei, Sané nahm von rechts Tempo auf und wurde mustergültig von Musiala im Zentrum in Szene gesetzt.
Leroy Sané entscheidet auch CL-Kracher gegen den FC Barcelona: „Ist das der Durchbruch?“
Unnachahmlich nahm Sané die Geschwindigkeit mit, ließ Jules Kondé und Ronald Auraujo stehen und verwandelte vor Marc-André ter Stegen lässig mit rechts. Amazon-Kommentator Jonas Friedrich fragte frenetisch kurz vor der Aktion, als Sané frei vor ter Stegen auftauchte: „Ist das Sanés Durchbruch?“
Fakt ist: Sané befindet sich seit Wochen in herausragender Form! Bereits beim Auftaktsieg in der Champions League bei Inter Mailand vor einer Woche war der 26-Jährige mit einem Treffer und einem halben Treffer der Matchwinner. Auch gegen den FC Barcelona war Sané einmal mehr der Aktivposten in der FCB-Offensive (tz-Note 1).

Wurde Sané in der Vergangenheit unterstellt, dass er in den wichtigen Spielen nicht entscheidend in Erscheinung tritt, so hat er dieses Vorurteil in der bisherigen Saison in der Königsklasse weggewischt. Sané überragt, Sané brilliert - selbst auf seiner eher ungeliebten rechten Seite. Aber Sané tut vor allem eins: er kämpft! Ebenfalls auffällig war an diesem Abend nämlich auch seine Arbeit gegen den Ball und das Nachsetzen bei Ballverlust. Eben genau das, was die Bayern-Bosse von Sané vor der Saison gefordert hatten.
Sané brilliert gegen Barcelona und knallt trotzdem eine Flasche auf den Boden: Bayern-Star klärt auf
Dabei war der Offensivspieler offenbar gar nicht zufrieden mit seiner eigenen Leistung. Kurz nach seiner Auswechslung feuerte Sané eine Trinkflasche auf den Boden, verschwand dann sogar kurz in die Kabine. Warum? „Das waren einfach nur Emotionen“, sagte der Matchwinner nach der Partie in der Mixed Zone: „Ich habe ein Tor geschossen, aber kein gutes Spiel gespielt. Ich würde lieber ein gutes Spiel spielen, der Mannschaft helfen und gewinnen, egal ob ich Treffer oder einen Assist mache. Ich kann besser spielen, deswegen musste die Flasche darunter leiden.“
Bei all der Qualität von Sané fällt es bei den Bayern aktuell weniger ins Gewicht, dass Sadio Mané abermals unglücklich agierte oder Serge Gnabry nach seiner Verletzung zu Saisonbeginn zunächst wieder keine Option für die Starteldf war. Auch der Ausfall von Kingsley Coman, der mit einem Muskelfaserriss noch etwas länger ausfallen wird, fiel weniger ins Gewicht.
So scheint Sané nach zweieinhalb Jahren beim FC Bayern tatsächlich auf dem Weg zum Durchbruch. Kurios: Ein wenig erinnerte sein Treffer gegen Barcelona an den von Arjen Robben im Champions-League-Finale 2013 gegen den BVB. Nicht die einzigen Parallelen zwischen den beiden. Nicht nur die Rückennummer vereint sie, auch hatten beide bei den Fans von Anfang an nicht das allerbeste Standing.
Robben erlangt nach 2013 durch den Treffer im Wembley-Stadion Legendenstatus beim FC Bayern. Davon ist sein Nachfolger mit der Nummer 10 natürlich noch ein Stück entfernt. Wenn er aber weiterhin so starke Leistungen zeigt, dürften ihn die Fans bald ähnlich lieben. (smk)