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Weil Lewandowski weg ist? Nagelsmann und Kimmich erklären neues Super-Attribut des FC Bayern

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Dominiert die Bundesliga schon wieder: Der FC Bayern mit Trainer Julian Nagelsmann (Mi.).
Dominiert die Bundesliga schon wieder: Der FC Bayern mit Trainer Julian Nagelsmann (Mi.). © IMAGO / Moritz Müller

Trainer Julian Nagelsmann und Joshua Kimmich benennen in München die neue Stärke des FC Bayern mit einem Wort. Auffällig ist dabei die Distanzierung zu Robert Lewandowski.

München - Wie viel sind 344 Tore und 72 Assists in 375 Pflichtspielen wenige Wochen nach dem Abgang noch wert? Beim FC Bayern trauern sie Ex-Torjäger Robert Lewandowski öffentlich zumindest nicht nach - und sie tun das regelrecht demonstrativ nicht. Seine ehemaligen Mitspieler scheinen ihn „ausdrücklich nicht zu vermissen“, schreibt die Süddeutsche Zeitung (SZ) nach dem 7:0-Kantersieg der Münchner gegen den VfL Bochum, der die Fußball-Bundesliga einmal mehr erschaudern lässt.

FC Bayern ohne Robert Lewandowski: „Falsche“ Neun durch Sadio Mané und Serge Gnabry

„Die Energie, die wir jetzt in der Mannschaft haben, ist sehr, sehr gut. Da gönnt jeder jedem alles. Das war letztes Jahr nicht immer so“, meinte FCB-Coach Julian Nagelsmann nach der Partie im Ruhrpott im Gespräch mit DAZN. Ein (wenig) freundlicher Hinweis auf Lewandowski, der den Trainer am Ende der vergangenen Saison auch mal kritisiert haben soll?

Fakt ist: Der 35-jährige Oberbayer hat binnen Wochen das Spiel seiner Mannschaft komplett umgestellt, weg von einer „echten“ Neun (LewandowskI), hin zu gleich mehreren „falschen“ Neunern (Müller, Mané, Gnabry, Musiala, Coman, Sané), um es in der Taktiksprache von Ex-FCB-Coach Pep Guardiola zu formulieren. Feste Positionen haben die vier Angreifer vorne drin nur noch auf dem Blatt Papier, oder, mehr Fußball-like formuliert, auf der ursprünglichen Taktiktafel in der Kabine.

So gehört es zum Bayern-Spiel im August 2022, den Gegner mittels Flankenwechseln und Tiefenläufen hinter dem Mitspieler komplett zu überrumpeln. Den einen Zielspieler am Fünfmeterraum, wie es Lewandowski über Jahre war, gibt es nicht mehr. Stattdessen werden die Positionen ununterbrochen getauscht. Verteidigen schwer gemacht.

Im Video: FC Bayern gewinnt 7:0 - trotzdem hat Julian Nagelsmann was auszusetzen

Damit nicht genug: Als ginge es um ein Computerspiel, indem die Leistungsstärke der Kicker mittels farbiger Balken gemessen wird - wie bei einschlägigen Konsolen -, dreht sich an der Säbener Straße in München plötzlich alles um „Energie“. Der Begriff wird mittlerweile so inflationär gebraucht, als wäre er das neue Super-Attribut des deutschen Bundesliga-Rekordmeisters - in einer Post-Lewandowski-Ära.

FC Bayern: Julian Nagelsmann und Joshua Kimmich sehen neue „Energie“

„Die Energie, die man spürt, ist das Schönste. Das war toll, dass die Jungs mit den Fans feiern. Sadio (Mané, d. Red.) auf dem Zaun, da ist eine sehr, sehr gute Energie spürbar“, sagte Nagelsmann bei DAZN , als seine Bayern am ersten Spieltag gerade Eintracht Frankfurt 6:1 demontiert hatten. Und Neuzugang Mané direkt zum Animateur der Ultras wurde.

Da gönnt jeder jedem alles. Das war letztes Jahr nicht immer so.

FCB-Trainer Julian Nagelsmann

Joshua Kimmich befand indes nach dem Torfestival von Bochum: „Es macht schon sehr viel Spaß momentan, weil auch eine gute Energie in der Truppe ist.“ Auch der schwäbische Stratege auf der bajuwarischen Sechs hatte offenbar einen kleinen Seitenhieb für Lewandowski parat: „Wenn du da drei, vier Spieler hast, die tief gehen können, dann bist du natürlich flexibler im Passspiel. Du hast noch mehr Stationen, die du anspielen kannst. Insofern ist das für einen Mittelfeldspieler noch angenehmer“, meinte Kimmich über die neue taktische Ausrichtung im Angriff. Sehnsucht nach dem einstigen Goalgetter klingt wohl anders.

Robert Lewandowski: Häme von Bayern-Fans - Giovane Elber wähnt Münchner „befreit“

Als dieser, Lewandowski, am Sonntag (21. August) just an seinem 34. Geburtstag seinen ersten Doppelpack für den FC Barcelona erzielte und der FC Bayern höflich via Twitter zum Ehrentag gratulierte, gefiel das offensichtlich nicht jedem Fan des Bundesliga-Giganten. In den Kommentaren bei Social Media häuften sich Häme und Spott - bei all seinen Verdiensten in den vergangenen Jahren. FCB-Markenbotschafter Giovane Elber sieht die Bayern ohne den früheren Torjäger sogar „befreit“.

Angekommen beim FC Barcelona: Torjäger Robert Lewandowski.
Angekommen beim FC Barcelona: Torjäger Robert Lewandowski. © IMAGO/Ricardo Larreina

„Nach dem Abgang von Robert Lewandowski haben sich viele gefragt, was der FC Bayern jetzt da vorne macht. Aber Julian Nagelsmann hat das sehr gut hinbekommen, auch mit den neuen Spielern wie Sadio Mané zum Beispiel. Er spielt jetzt zusammen mit Serge Gnabry ganz vorne, Thomas Müller und Jamal Musiala rücken aus dem offensiven Mittelfeld immer wieder mit in die Spitze. Der FC Bayern ist sehr variabel geworden“, sagte der 50-jährige Brasilianer im Gespräch mit t-online. „Ich glaube, die Mannschaft fühlt sich ohne Lewandowski befreit. Sie spielt ihren Fußball. Jeder weiß, was er machen muss, um erfolgreich zu sein.“

Ich glaube, die Mannschaft fühlt sich ohne Lewandowski befreit.

FCB-Markenbotschafter Giovane Elber

Elber meinte weiter: „Auch Musiala ist davon befreit. Er kombiniert und harmoniert gut mit den anderen. Es ist ihm aber auch keiner böse, wenn er mal was allein probiert - und vielleicht den Ball verliert.“ Wie es einst Lewandowski gewesen wäre? Die Münchner emanzipieren sich im Express-Tempo vom Superstürmer. Und ziehen eigenen Aussagen zufolge ganz viel „Energie“ daraus. (pm)

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