Es gibt aus Liga-Sicht ein Horror-Szenario, das in den Schubladen der Erstligisten liegt: Demnach könnte die 1. Liga – angeführt vom FC Bayern und Borussia Dortmund – aus der DFL austreten, einen eigenen Verband gründen und dem DFB beitreten. Eine Drohgebärde? Oder ernsthafte Zukunftsmusik?
Unangenehme Fragen, mit denen sich Dreesen beschäftigen müsste. „Wenn alle in unterschiedliche Richtungen ziehen, dann bewegt sich am Ende nichts“, sagte der ehemalige DFL-Chef Christian Seifert am Mittwoch und erklärte: „In der Bundesliga haben ungefähr zehn Clubs internationale Ambitionen“, der Ligaverband bestehe jedoch aus 36 Vereinen. Die Entscheidung gegen einen Investor werde „dazu führen, dass es ein paar Clubs international noch schwerer haben werden“, so Seifert.
In der Frankfurter Liga-Zentrale wird es in den kommenden Wochen und Monaten also ungemütlich. Gleiches gilt jedoch für die Geschäftsstelle des FC Bayern an der Säbener Straße. Hier genießt Dreesen allerdings einen nicht unerheblichen Heimvorteil: Er wird in der Fan- und Ultraszene enorm geschätzt.
Und der gescheiterte Investoren-Deal hat bewiesen, wie viel Macht Vereinsanhänger bei Bundesliga-Clubs nach wie vor besitzen – auch beim deutschen Rekordmeister. Dreesen war als Finanzvorstand stets auch für die Direktion Fan- und Fanclub-Betreuung zuständig und pflegte einen regelmäßigen und persönlichen Austausch mit Vertretern der Ultra-Gruppierung.
Auf den ersten Blick könnte ein CEO Dreesen also bisweilen die Fans mit der aktuellen Club-Politik versöhnen. Sollte der Ostfriese nach der Aufsichtsratssitzung am 30. Mai wirklich Oliver Kahn ablösen, müsste er sich auch mit, aus Fansicht, unleidigen Vereinsthemen intensiv auseinandersetzen – und diese auch kommunizieren und argumentieren.
Nur ein Beispiel: Spätestens Ende Juni wird es eine Entscheidung geben, ob das Sponsoring mit Qatar Airways verlängert wird – oder eben nicht. Bei dieser Frage sind die Anhänger ähnlich gespalten wie die Bundesligisten nach dem geplatzten Investoren-Deal. (Manuel Bonke, Hanna Raif und Philipp Kessler)