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FC Bayern: Der Weg für Dreesen an die Spitze ist frei

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Der bisherige Bayern-Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen geht wohl nicht zur DFL. Stattdessen könnte er eine andere Rolle in München übernehmen.

München – Es gab und gibt in den Überlegungen, den scheidenden Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen als neuen Bayern-CEO zu installieren, einige knifflige Hürden. Eine davon: Der 55-Jährige, Stand jetzt noch bis Juni in Diensten des FC Bayern, galt stets als Top-Favorit auf den Posten des Geschäftsführers der Deutschen Fußball Liga. Dreesen befand sich diesbezüglich bereits in Verhandlungen mit DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke. Dem Vernehmen nach soll auch schon über Zahlen gesprochen worden sein.

Jan-Christian Dreesen
Geboren:4. September 1967 (Alter: 55 Jahre), Aurich
Berufliche Stationen:u. a. Vorstand der HypoVereinsbank, Vorstandsmitglied der BayernLB
Finanzvorstand des FC Bayern München seit:Februar 2013

Scheidender FCB-Finanzboss Dreesen wird wohl nicht neuer DFL-Chef

Demnach hätte Dreesen ein geschätztes Brutto-Jahresgehalt von zwei Millionen Euro gewunken. Nach dem geplatzten Investoren-Plan scheint das Jobprofil als Liga-Boss weniger attraktiv und das könnte den Weg auf den FCB-Chefsessel frei machen. Eigentlich war nach der Absage von Eintracht-Frankfurt-Boss Axel Hellmann fest damit gerechnet worden, dass Bayern-Finanzvorstand Dreesen neuer Chef der DFL wird.

Wegen des geplatzten Milliarden-Deals müsste der gelernte Banker weniger mit Millionen jonglieren, vielmehr wäre er auf empathischer Ebene als Vermittler zwischen Erst- und Zweitliga-Vereinen gefragt. Denn: Deutet man die Aussagen von Watzke („Es sollte in der nächsten Zeit niemand mehr mit Solidaritätsthemen kommen“) oder dem amtierenden Bayern-CEO Oliver Kahn („Ziel war es, die Bundesliga und die Zweite Bundesliga zu stärken. Bei diesem Modell hätten die größeren Vereine viel Solidarität mit den Kleineren gezeigt“), droht der Zusammenhalt zwischen Ober- und Unterhaus zu brechen.

Könnte der neue Bayern-CEO werden: Jan-Christian Dreesen, bisher Finanzvorstand beim Rekordmeister.
Könnte der neue Bayern-CEO werden: Jan-Christian Dreesen, bisher Finanzvorstand beim Rekordmeister. © Imago / MIS

Als Liga-Boss müsste sich Noch-Bayer Dreesen mit unangenehmen Themen um Investoreneinstieg befassen

Es gibt aus Liga-Sicht ein Horror-Szenario, das in den Schubladen der Erstligisten liegt: Demnach könnte die 1. Liga – angeführt vom FC Bayern und Borussia Dortmund – aus der DFL austreten, einen eigenen Verband gründen und dem DFB beitreten. Eine Drohgebärde? Oder ernsthafte Zukunftsmusik?

Unangenehme Fragen, mit denen sich Dreesen beschäftigen müsste. „Wenn alle in unterschiedliche Richtungen ziehen, dann bewegt sich am Ende nichts“, sagte der ehemalige DFL-Chef Christian Seifert am Mittwoch und erklärte: „In der Bundesliga haben ungefähr zehn Clubs internationale Ambitionen“, der Ligaverband bestehe jedoch aus 36 Vereinen. Die Entscheidung gegen einen Investor werde „dazu führen, dass es ein paar Clubs international noch schwerer haben werden“, so Seifert.

Finanzvorstand Dreesen wird in Fan- und Ultraszene der Bayern sehr geschätzt

In der Frankfurter Liga-Zentrale wird es in den kommenden Wochen und Monaten also ungemütlich. Gleiches gilt jedoch für die Geschäftsstelle des FC Bayern an der Säbener Straße. Hier genießt Dreesen allerdings einen nicht unerheblichen Heimvorteil: Er wird in der Fan- und Ultraszene enorm geschätzt.

Und der gescheiterte Investoren-Deal hat bewiesen, wie viel Macht Vereinsanhänger bei Bundesliga-Clubs nach wie vor besitzen – auch beim deutschen Rekordmeister. Dreesen war als Finanzvorstand stets auch für die Direktion Fan- und Fanclub-Betreuung zuständig und pflegte einen regelmäßigen und persönlichen Austausch mit Vertretern der Ultra-Gruppierung.

Wird Dreesen neuer Bayern-CEO? Er könnte die Fans mit der derzeitigen Vereinspolitik versöhnen

Auf den ersten Blick könnte ein CEO Dreesen also bisweilen die Fans mit der aktuellen Club-Politik versöhnen. Sollte der Ostfriese nach der Aufsichtsratssitzung am 30. Mai wirklich Oliver Kahn ablösen, müsste er sich auch mit, aus Fansicht, unleidigen Vereinsthemen intensiv auseinandersetzen – und diese auch kommunizieren und argumentieren.

Nur ein Beispiel: Spätestens Ende Juni wird es eine Entscheidung geben, ob das Sponsoring mit Qatar Airways verlängert wird – oder eben nicht. Bei dieser Frage sind die Anhänger ähnlich gespalten wie die Bundesligisten nach dem geplatzten Investoren-Deal. (Manuel Bonke, Hanna Raif und Philipp Kessler)

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