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Neuer rechnet mit FC Bayern ab: „Hatte das Gefühl, mir wird mein Herz rausgerissen“

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Von: Marcus Giebel

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Manuel Neuer arbeitet nach seinem Skiunfall an seinem Comeback. Zugleich muss er die Entlassung von Kumpel Toni Tapalovic beim FC Bayern verkraften.

München – Manuel Neuer hatte zuletzt einige Nackenschläge zu verkraften. Eine erneut enttäuschende WM in Katar samt Diskussionen um seine Rolle als Nummer eins und als Kapitän. Sein Saison-Aus nach einem auf einer Skitour erlittenen Beinbruch. Die Entlassung seines guten Freundes Toni Tapalovic beim FC Bayern.

Gerade das Ende der Zusammenarbeit mit seinem langjährigen Torwarttrainer hat den 36-Jährigen heftig getroffen, wie er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung einräumt. „Für mich war das ein Schlag, als ich bereits am Boden lag“, ordnete der Keeper des Rekordmeisters die überraschende Trennung ein: „Ich hatte das Gefühl, mir wird mein Herz rausgerissen, das war das Krasseste, was ich in meiner Karriere erlebt habe. Und ich habe wirklich schon einiges erlebt.“

Informiert worden sei er von den FCB-Bossen: „Für mich kam das aus dem Nichts. Für Toni auch. Ich habe das überhaupt nicht verstanden. Mich hat das richtig umgehauen.“ Laut Neuer traf es aber nicht nur ihn hart: „Alle in unserer Torwart-Gruppe hat es zerrissen, da sind Leute in Tränen ausgebrochen.“

Neuer über Tapalovic-Rauswurf: „Es gibt keine für mich nachvollziehbare Begründung“

Zugleich versichert der fünfmalige Welttorhüter: „Toni war in der ganzen Mannschaft beliebt.“ Trainer Julian Nagelsmann hatte nach dem Rausschmiss des 42-Jährigen bei Sky moniert, dass „ganz alltägliche Dinge“ nicht so funktioniert hätten, „wie sie funktionieren sollten“. Zudem erklärte er: „Dieses Miteinander ist nie so entstanden, wie wir uns Verantwortlichen das vorstellen.“

Neuer wird diese Worte auch vernommen haben. Und hinter verschlossenen Türen sicher noch mehr. Dennoch betont er in der SZ: „Eine für mich nachvollziehbare Begründung gab es nicht. Es wurden Dinge gesagt, die ich nicht teile. Aber ich habe keine Argumente gehört, die ausschließen, dass man miteinander hätte sprechen und die Dinge hätte klären können.“

Manuel Neuer (r.) und Toni Tapalovic
Verstehen sich blind: Bayern-Keeper Manuel Neuer (r.) und Torwarttrainer Toni Tapalovic haben mehr als zehn Jahre lang zusammengearbeitet. © IMAGO / Passion2Press

Neuer versteht Tapalovic-Entlassung nicht: Nübel-Argument entkräftet

Dass Alexander Nübels Vorwurf, während seiner Leihe zur AS Monaco nicht von Tapalovic kontaktiert zu werden, eine Rolle gespielt hat, glaubt die Nummer eins nicht: „Tapa war damals verantwortlich für den Transfer nach München: Er hat Alex in Schalke gesehen, als noch kein anderer Klub richtig hingeguckt hatte, und ihn empfohlen. Tapa hat später genauso für Alex gearbeitet wie für mich, für Sven Ulreich und Christian Früchtl.“

Auch von den ehemaligen Trainern sei nie ein negatives Wort über seinen Trauzeugen gefallen: „Fragen Sie Pep Guardiola und seine Crew, Carlo Ancelotti oder Niko Kovac.“

Neuer redet Bayern-Bossen ins Gewissen: „Wir wollen eine Familie sein und dann passiert sowas“

Bei ihm bleibe eine „große Enttäuschung“. Nicht nur, weil es einen seiner engsten Vertrauten traf. Sondern eben einen langjährigen Angestellten des Klubs. Deshalb deutet Neuer auch an, die Entscheidungsträger sollten ihr Vorgehen hinterfragen: „Das hat mit dem Menschlichen zu tun, dem Umgang mit einem verdienten Mitarbeiter: Wir wollen als Bayern München anders – eine Familie – sein. Und dann passiert etwas, das ich so hier noch nicht erlebt habe. Das ist für alle schade: für den Verein, für Tapa, für den Staff, für alle Torhüter und somit natürlich auch für mich.“

Klar ist für ihn aber auch, dass er sein Schicksal und das von Tapalovic trennen muss: „Auf der einen Seite bin ich Mensch, auf der anderen Seite bin ich Profi.“ Zwar habe er durchaus auch darüber nachgedacht, ob der Rauswurf am Ende auch Folgen für ihn selbst haben würde: „Auch was meine eigene Zukunft im Verein angeht.“ Doch an seinem Engagement an der Säbener Straße zweifelt Neuer nicht: „Die Verantwortlichen haben mir zugesichert, dass das nicht so ist.“

Manuel Neuer schaut zurück
Böser Blick in Richtung Chefetage? Manuel Neuer kann die Beweggründe für die Trennung des FC Bayern von Toni Tapalovic nicht verstehen. © IMAGO / Kirchner-Media

Neuer hat keine Zweifel an Comeback: „Es wird kein Schaden bleiben“

Bereit für den Zweikampf mit dem neu verpflichteten Yann Sommer wäre er allemal. Mit Blick auf seinen Unterschenkelbruch betont der Weltmeister von 2014: „Es wird kein Schaden bleiben.“ Zugleich verweist Neuer darauf, dass er aus Nackenschlägen bislang stets gestärkt hervorging: „Ich habe schon einige Verletzungen gehabt, bei denen ich lange weg gewesen bin und viel riskiert habe für den Verein.“

Dennoch ist ihm schon jetzt bewusst: Es gab eine einschneidende Änderung beim FC Bayern. Damit muss auch der Kapitän nach seiner Rückkehr umgehen können. (mg)

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