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Süle im Interview: Darum gehe ich zum FC Bayern

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Thomas Müller und Niklas Süle sind künftig Kollegen.
Thomas Müller und Niklas Süle sind künftig Kollegen. © Imago

München - Der FC Bayern hat sich für den kommenden Sommer Innenverteidiger-Talent Niklas Süle geangelt. Im Interview spricht der Noch-Hoffenheimer über den Wechsel und seine Ernährung.

Für rund 20 Millionen Euro Ablöse wechselt Niklas Süle (1,94 m, 89 kg) im Sommer von Hoffenheim zum FC Bayern. Der 21-jährige Innenverteidiger wird sich beim Rekordmeister hinter Jerome Boateng und Mats Hummels hinten anstellen müssen und will bei den beiden ­quasi in die Lehre gehen. Die tz sprach mit Süle (101 Bundesliga-Spiele, sechs -Tore/ein Länderspiel).

Herr Süle, warum wechseln Sie im Sommer zum FC Bayern und nicht zum FC Chelsea?

Süle: Beide Angebote kamen fast gleichzeitig. Und natürlich war es für mich ein Riesending, dass der Tabellenführer der Premier League an mir Interesse zeigt. Aber für mich hat es sich besser angefühlt, in der Bundesliga zu bleiben. Und die Bayern sind die Top-Adresse. Es gibt weltweit nichts Größeres.

Bei den Bayern kämpfen Sie aber gegen Jerome Boateng und Mats Hummels um einen Stammplatz. Hat Sie das nicht abgeschreckt?

Süle: Im Gegenteil. Ich glaube, dass ich von beiden unglaublich viel lernen kann. Wenn ich mir jeden Tag von Mats und Jerome etwas abschaue, kann ich mich noch mal auf ein ganz anderes Niveau bringen.

Was machen die beiden denn noch besser als Sie?

Süle: Sie sind viel erfahrener und haben eine unglaubliche Ruhe am Ball. Und wenn man sieht, wie Mats mit rechts oder links das Spiel aufbaut, dann ist das der Wahnsinn. Bei Jerome ist es seine Dynamik, seine Athletik, seine Zweikampfführung. Wenn ich spiele, werde ich ja wahrscheinlich immer an der Seite von einem der beiden auflaufen. Ich hoffe, dass ich davon profitiere und mich dann irgendwann durchsetzen werde.

Niklas Süle mit tz-Bayern-Reporter Sven Westerschulze.
Niklas Süle mit tz-Bayern-Reporter Sven Westerschulze. © Privat

Es heißt, Boateng sei Ihr Vorbild.

Süle: Ein wirkliches Idol habe ich nicht. Ich schaue mir einfach gern Dinge von den besten Verteidigern der Welt ab. Von Sergio Ramos zum Beispiel den Offensivkopfball. Aber bei Jerome ist es so, dass ich 2014 gemerkt habe, dass er auch neben dem Platz ein wahnsinnig guter Typ ist.

Wie kam es dazu?

Süle: Ich hatte mir das Kreuzband gerissen, war am Boden, da hat er mir per WhatsApp eine Nachricht geschickt. Ich sei ein super Spieler, habe eine super Entwicklung gemacht und werde noch stärker zurückkommen, hat er geschrieben. Ich war total baff. Dass er mir geschrieben hat, hat mir Kraft gegeben. Zu meinem Wechsel zu den Bayern hat er mir übrigens auch gratuliert.

Mittelfristig können Sie nun sein Herausforderer werden. Bei den Bayern – und in der Nationalmannschaft. Wo sehen Sie sich dort im Innenverteidiger-Ranking?

Süle: Ich mache jetzt hier keine Kampfansagen. Ich bin froh, dass ich zum zweiten Mal bei der Nationalmannschaft dabei sein kann. Und ehrlich gesagt, war ich nicht nur sehr glücklich, sondern auch ziemlich überrascht, als die E-Mail mit der Einladung kam. Ich werde hier mein Bestes geben, aber keinen Spielern, die 80 Länderspiele haben und viel mehr geleistet haben, den Kampf ansagen. Irgendwann versuche ich schon, meinen Platz in der Hierarchie zu finden. Aber momentan geht es darum, alles aufzusaugen und sich für den Bundestrainer zu empfehlen.

Seit Sie 15 Jahre alt sind, spielen Sie für den DFB. Ihr Nachname soll aber anfangs schon mal für Irritationen gesorgt haben.

Süle: Das stimmt. In der U 16 hat mich einmal der türkische Nationaltrainer angerufen. Er wollte, dass ich für die Türkei spiele. Mein Name würde ja türkisch klingen, meinte er.

Und?

Süle: Ich musste ihn enttäuschen. Mein Name kommt nicht aus der Türkei, sondern aus Ungarn. Mein Vater ist zwar hier geboren, hatte allerdings auch noch einen ungarischen Pass, bis er 16 war.

„Es ist ein Traum, hier dabei zu sein“

Und beim DFB scheinen Sie sich ja auch ganz wohlzufühlen.

Süle: Absolut, es ist cool hier. Und bei der A-Nationalmannschaft ist alles noch mal ganz anders, viel größer. Ein Riesen-Hype. Es ist ein Traum, hier dabei zu sein.

Wäre es dann eine Enttäuschung für Sie, wenn Sie im Sommer nicht beim Confed Cup, sondern bei der U 21-EM dabei wären?

Süle: Auf gar keinen Fall. Das sind zwei geile Events. Für mich ist es eine Win-win-Situation, nach Olympia schon wieder ein Turnier spielen zu können. Und wenn man unsere U 21 sieht, muss man sagen, dass da doch fast jedes andere Land froh wäre, wenn sie so ein Team als A-Nationalmannschaft hätte.

Welche Rolle hat eigentlich Carlo Ancelotti bei Ihrem Wechsel zu den Bayern gespielt?

Süle: Herr Ancelotti musste mich nicht überzeugen. Die Gespräche habe ich mit Karl-Heinz Rummenigge und Michael Reschke geführt. Sie haben mir eine großartige Perspektive aufgezeigt. Und ich wusste dann sehr früh, dass ich das unbedingt machen will. Die Bayern haben 50 Pflichtspiele im Jahr, aber nur 20 Feldspieler in ihrem Kader. Und die wollen mich ja nicht, damit ich da die Bälle aufpumpe. Als ich mich entschieden habe, habe ich dann auch sofort Hoffenheim informiert, damit die rechtzeitig planen können.

Für den Ballbesitz-Fußball der Bayern sind Sie bestens gerüstet. Gegen Leverkusen kamen 140 Ihrer 145 Pässe an.

Süle: Das ist schon verrückt. So extrem hatte ich das im Spiel gar nicht wahrgenommen. Ich habe natürlich gemerkt, dass es gut läuft, aber die Zahl hat mich total überrascht. Es war das erste Mal, dass ich in der Dreierkette auf der zentralen Position gespielt habe. Und ich muss Ihnen gestehen, im Training hatte das überhaupt nicht funktioniert.

Stimmt es eigentlich, dass es mit Ihrem früheren Trainer Markus Gisdol Ärger wegen Ihres Gewichts gab?

Süle: Ja, wir hatten ein Spiel verloren, und Herr Gisdol war ohnehin schon sauer, weil ich einen Ball unglücklich abgefälscht hatte. Dann hat er gesagt: „Niklas, stell dich mal auf die Waage.“ Als er das Ergebnis sah, hat er erst mal gar nichts gesagt.

„Mit 100 Kilo kann man keinen Fußball spielen“

Und dann?

Süle: Er ist rausgegangen und hat zur Mannschaft gesagt: „Wir haben heute drei Trainingsgruppen. Eine Gruppe macht Regeneration, eine Gruppe Spielersatztraining, und Niklas, du bist Trainingsgruppe 3. Du läufst, denn mit 100 Kilo kann man keinen Fußball spielen.“ Zu der Zeit habe ich nicht auf meinen Körper geachtet, viel Ungesundes und Fettreiches gegessen, drei- bis viermal pro Woche Fast Food, das war extrem.

Sie haben Ihre Ernährung umgestellt?

Süle: Ich behaupte jetzt nicht, dass ich nur noch glutenfrei esse. Aber ich esse nicht mehr so viel Fast Food, trinke mehr Wasser, gehe öfter zu Behandlungen und mache mehr Krafttraining. Ich weiß, dass ich noch mehr aus meinem Körper herausholen muss, wenn ich mich bei den Bayern durchsetzen will. Die sollen vom ersten Trainingstag an sehen: Der Junge ist topfit, bereit und kann uns sofort helfen.

Sie dürfen als 21-jähriger Profi nie über die Stränge schlagen. Verfluchen Sie das manchmal?

Süle: Das empfinde ich nicht als so schlimm. Natürlich gehe ich nicht mehr so häufig weg wie früher. Aber wenn wir gewonnen haben, wenn der Sonntag trainingsfrei ist, dann ziehe ich schon mal mit Freunden los und gehe was trinken. Das ist ganz normal. Wer was anderes sagt, der lügt.

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