"Olli beißt nicht!"

München - Fußball und Humor - er bringt’s zusammen! Oliver Welke (46), Anchorman der brillanten Satiresendung Heute-Show, präsentiert ab Mittwoch im ZDF die Champions League. Hier spricht er über die Arbeit mit Oliver Kahn.
Nach zwei Quali-Partien geht’s mit dem Bayern-Spiel gegen Valencia nun richtig los mit der Königsklasse im Zweiten (Magazin ab 19.25 Uhr, Vorberichte ab 20.25 Uhr). Im tz-Interview verrät Welke, wie viel Spaß sein Experte Oliver Kahn verträgt.
Hallo Herr Welke, mittwochs seriöser Sportjournalist, freitags Deutschlands lustigster Nachrichtenmoderator - klappt das?
Welke: Absolut! Wenn ich im Stadion stehe, in dieser ansteckenden Atmosphäre, verspüre ich gar nicht den unbändigen Drang, besonders witzig zu sein. Und ich hoffe, dass sich die Zuschauer in den letzten zehn Jahren auch daran gewöhnt haben, dass ich unterschiedliche Sachen mache. Ganz früher gab’s schon mal Fälle, dass mich Leute angesprochen haben: „Bei Sat.1 arbeitet einer, der sieht Ihnen total ähnlich.“ Ich habe dann gesagt: „Tja, das lässt sich erklären.“
Nimmt sich der Fußball manchmal zu ernst?
Welke: Es ist halt ein Millionengeschäft. Aber manchmal wäre etwas mehr ironische Distanz zum Sport nicht verkehrt. Und etwas weniger künstliche Aufgeregtheit.
Zum Beispiel?
Welke: Da wird bis heute in einer Art öffentlichem Tribunal ermittelt, warum genau wir bei der EM gegen Italien rausgeflogen sind. Ich finde, nach drei Monaten müssen wir nicht mehr darüber verhandeln, ob wir Europameister geworden wären, wenn Özil bei der Hymne mitgesungen hätte. Denn soweit ich informiert bin, können wir eh nichts mehr daran ändern.
Endlich wieder Champions League! Die Bayern vorm Valencia-Spiel
Worüber können Sie im Fußball lachen?
Welke: Das wird weniger. Als ich Ende der 90er als Field Reporter bei ran angefangen habe, gab es immer wieder sehr, sagen wir mal, authentische Spieler-Statements. Das war eine ganz andere Generation von Fußballern, die noch ohne Medienberater den Mund aufgemacht hat. Das hat sich radikal geändert.
Hummels statt Hrubesch.
Welke: So ungefähr. Die Abiturientendichte ist gespenstisch hoch geworden. Dafür fehlt der Faktor Unberechenbarkeit. Bei manchen Interviews könnte ich Ihnen schon davor wortwörtlich auf einen Zettel schreiben, was der Spieler antwortet.
Wie läuft es denn mit Oliver Kahn? Wie harmonieren Olli und Olli?
Welke: An sich prima. Bis auf das Problem mit dem Namen. Wenn wir zusammen auf Sendung sind, und im Ü-Wagen jemand nach Olli ruft, zucken beide zusammen. Wenn dann noch Oliver Schmidt kommentiert, wird es völlig verwirrend. Wir hatten versucht, Kahn nur noch als „Titan“ anzureden, aber das wollte er nicht.
Haben Sie Angst, dass er beißt?
Welke: Nö, gar nicht. Ich kannte ihn ja bislang vor allem aus meiner Zeit am Spielfeldrand. Damals wusste man nach Bayern-Niederlagen natürlich, dass man sein Reportergehalt heute hart verdienen muss. Das war wie im Tierreich. Wenn Alphamännchen Kahn Angst gewittert hat, hatte man schon verloren. Und deshalb war ich neugierig, wie es ist, wenn man mit ihm in derselben Mannschaft spielt.
Und wie ist es? Er neigt ja als Experte zum Ausschweifenden und Staatstragenden.
Welke: Find ich nicht. Er hält sich halt an das, was zwischen Experte und Moderator üblich ist. So lange der Moderator nicht verbal dazwischen grätscht, redet der Experte einfach weiter. Und dem Kollegen Kahn darf man übrigens jederzeit dazwischengrätschen, ohne dass er beißt. Der Mann hat einen durchaus feinen, bisweilen selbstironischen Humor, den ich ihm früher gar nicht so zugetraut hätte.
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Wie sehen Sie die Chancen für Bayern?
Welke: Ich sag mal so: Was die Gruppe angeht, hätte man es schlimmer treffen können. Schade, das man den Achtelfinalgegner noch nicht kennt, sonst könnten die ihre Zimmer dafür wohl schon mal buchen, und bekämen den Frühbucherrabatt. Aber so dürfen die Spieler natürlich nicht denken.
Und die Dortmunder?
Welke: In dieser brutalen Gruppe geht der BVB in zwei von drei Spielen als Außenseiter, aber vielleicht ist das sogar ein Vorteil.
Nochmal zur „Heute-Show“: Wenn sich Chefpöbler Gernot Hassknecht mit Fußball beschäftigen würde - worüber könnte er zetern?
Welke: Hassknecht gegen Blatter hatten wir noch nie. Ich denke, das wäre ein sehr dankbares Thema.
Interview: Jörg Heinrich