Sportkanal DAZN im Check: Das kann der neue Pay-TV Sender

Zum ersten Mal mussten Fußball-Fans bei der Übertragung eines Champions-League Spiels auf den neuen Sender DAZN vertrauen. Doch was kann das Internet-Portal?
München - Liebe LeserInnen, heute kommt unser tz-Fernseheckerl mitten aus der Zukunft zu Ihnen. Denn im Jahre 70 nach Schwarzenbeck wurde zum ersten Mal ein Champions-League-Spiel des FC Bayern nicht im guten alten Fernsehen übertragen, im ZDF oder bei Sky - sondern im duften neuen Internet-Hipster-Sportsender DAZN.
Wir haben das Spiel für Sie gestreamt, wir haben uns für Sie von einem hippen Moderator zwangsduzen lassen („Schaut mal rein!“). Und wir verraten, wie man sich so fühlt als Da-Zoni. Fazit vorweg: Das kann schon was, das DAZN. Wenn’s nicht so ärgerlich wäre, dass man jetzt für jedes Fußballspiel ein eigenes Abo braucht, könnte man sich richtig daran gewöhnen.
FC Bayern München in der Champions League: TV-Sender DAZN im Check
So hat’s funktioniert: Der Sendername bleibt albern, doch der Rest ist so angenehm und unkompliziert wie bei kaum einem anderen Internetdienst. Die Registrierung erfordert überraschend wenige Angaben und dauert kaum zwei Minuten. Das Laden und Starten der App geht noch schneller. Auf unserem LG-Fernseher ist DAZN ab Werk installiert, und das Umschalten ist so einfach wie zu ARD oder ZDF. Die Bildqualität auf einem 55-Zoll-TV beim Bayernspiel war solides HD - weitaus besser als der RTL-Pixelmatsch, aber längst nicht so brillant wie der UHD-Fußball auf Sky. Drei-, viermal kam die Übertragung für wenige Sekunden ins Stocken, ist aber nie abgestürzt. Insgesamt also nichts, was nicht auch Ältere oder Techniklaien hinkriegen. Wenn schon Internetfußball, dann bitte so!
DAZN im Check: Das macht der Sender bei den Vorberichten anders
Das ist neu, das ist schön: Ellenlange Vorberichte mit Videotelefonat zum ersten Bayern-Fan auf dem Jupiter gibt es bei DAZN nicht. Denn hier stellen sich die Zuschauer ihre Berichte selbst nach Lust und Laune zusammen. Vor dem Bayernspiel standen unter anderem Interviews mit Niko Kovac und Arjen Robben zum Anklicken parat, dazu eine Bayern-Analyse des cleveren und redegewandten Ex-Gladbachers Thomas Broich. Vorberichte vom DAZN-Buffet je nach Appetit, das lässt man sich gerne schmecken.
Der Mann aus der Eistonne: Aus dem Stadion ging es dann erst eine Viertelstunde vor Beginn los. Der recht unterhaltsame Duz-Moderator Alex Schlüter besprach mit Weltmeister Per Mertesacker kurz und knackig alles Wichtige. Merte, der Mann aus der Eistonne und nagelneue Champions-League-Experte von DAZN, erklärte, dass Bayern keine Krise hat, sondern nur einen kleinen Schluckauf. Schlüter konterte gewitzt: „Die Schluckauf-Bayern. Luft anhalten soll ja helfen, vielleicht mal erschrecken lassen.“ Na, davon hatte Niko Kovac in den letzten Tagen ja genug.
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DAZN für 9,99 Euro monatlich: TV-Sender im Check
Ansonsten war journalistisch noch nicht alles 1a bei DAZN. Die Interviews fielen arg brav und bieder aus, aber für den zweiten Spieltag konnte sich das durchaus sehen und hören lassen. Der Doppel-Kommentar: Wandervogel Marco Hagemann, der mit Sky, Eurosport, RTL und DAZN nun alle wichtigen Sender durch hat, kommentierte mit Mertesacker an seiner Seite. Das DAZN-Duo machte richtig Spaß. Merte plauderte aus dem Nähkästchen über Schwatztante Thomas Müller und erkannte messerscharf, woran es in der Bayern-Abwehr hakt.
Auch prima: Keine Werbung in der Halbzeitpause, stattdessen schlaue Analysen und schon erste Grafiken zum Spiel. Insgesamt: Respekt für DAZN - man kann 9,99 Euro im Monat wesentlich schlechter anlegen.