Bayern-Ritt auf der Rasierklinge
Den FC Bayern München plagen Verletzungssorgen. So langsam gehen Trainer Thomas Tuchel die fitten Spieler aus. Ein Kommentar.
München - Kingsley Coman war am Freitagabend ein gefragter Mann in der Allianz Arena. Nicht etwa nach der Partie als Gesprächspartner in der Interviewzone - Mixed Zone genannt - sondern als Selfie-Motiv kurz vor dem Pausenpfiff. Der französische Flügelstürmer verpasste das Topspiel des FC Bayern gegen Bayer Leverkusen wegen muskulärer Probleme.
FC Bayern München | |
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Gründung: | 27. Februar 1900 |
Deutscher Meister: | 33x |
Viele verletzte Spieler beim FC Bayern München
Statt im grasgrünen Wiesn-Trikot mit dem Ball am Fuß Haken zu schlagen, verfolgte er die Partie in lachsfarbenen Freizeit-Klamotten von der Tribüne aus. Mittelfeldspieler Joshua Kimmich, der das Länderspiel unter der Woche wegen muskulärer Probleme verpasste, stand hingegen in der Startelf. Jamal Musiala, der die Länderspiel-Woche nutzte, um seinen Muskelfaserriss zu kurieren, nahm immerhin wieder auf der Auswechselbank Platz. Dort saß auch Rechtsverteidiger Noussari Mazraoui, der nach den Länderspielen mit Marokko ebenfalls noch nicht für 90 Minuten fit war.
Dass die Hinrunde wegen des dünnen Kaders ein Ritt auf der Rasierklinge für den deutschen Rekordmeister bleibt, zeigte die 61. Spielminute: Dann verließ Thomas Müller für Musiala das Feld und Mazraoui kam für Kimmich in die Partie. Das hatte zur Folge, dass Konrad Laimer - der als Rechtsverteidiger startete - dort für Mazraoui Platz machte und in seine angestammte Position ins Zentrum zog. Chefcoach Thomas Tuchel ist also schon jetzt zum Improvisieren gezwungen, obwohl die Englischen Wochen noch gar nicht gestartet haben.

Ist der Kader des FC Bayern breit genug?
Es wird ein hammerharter Herbst für das Münchner Trainerteam samt medizinsicher Abteilung. Denn es ist nämlich äußerst unwahrscheinlich, dass der feine, aber sehr kleine Kader verletzungsfrei durch die nächsten Wochen und Monate kommt. Die Verantwortlichen an der Säbener Straße sind freilich bemüht, Kader-Diskussionen im laufenden Spielbetrieb erst gar nicht aufkommen zu lassen - doch die Fragen werden kommen.
Temporäre Ausfälle von Offensivkräften wie Coman sind eher zu verkraften als in der Abwehr oder im Mittelfeldzentrum. Denn irgendwann ist auch das Improvisationstalent von Thomas Tuchel erschöpft. Das 2:2 gegen Leverkusen verschärft die Thematik. Dazu muss der FCB für das erste Spiel in der Champions League auch auf seinen Coach verzichten.