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Torwart-Ikone Toni Schumacher im Interview: „Neuer sollte beim DFB zurücktreten“

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Von: Hanna Raif

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Europameister und FC-Ikone Toni Schumacher im Kölner Rhein-Energie-Stadion (Archivbild).
Europameister und FC-Ikone Toni Schumacher im Kölner Rhein-Energie-Stadion (Archivbild). © Herbert Bucco/imago-images

Toni Schumacher ist Deutscher Meister, Pokalsieger und Europameister. Im Interview spricht der langjährige Kölner über das Duell gegen die Bayern, Yann Sommer und Manuel Neuer.

München – 16 Jahre in Köln, acht Spiele für Bayern: Torhüter-Legende Toni Schumacher (68) ist Experte, wenn es um die Paarung am Dienstagabend (20.30 Uhr) geht.

Herr Schumacher, 7:1 gegen Bremen. Wie ist die Stimmung in der Domstadt?

Die Euphorie ist riesig. Und dann wird natürlich auch gleich wieder daran gedacht, dass wir auch europäisch vertreten sein können. Das geht in Köln schnell.

Ähnlich wie in München beim TSV 1860.

(lacht) Himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt.

Beim 7:0 1983 gegen Frankfurt, dem letzten vergleichbaren Sieg, standen Sie im Tor.

Das stimmt. Aber mir fällt auch ein Spiel gegen Bremen ein: 7:2 gewonnen, sechs Tore von Dieter Müller. Ich habe in solchen Spielen, selbst als Aktiver, immer Mitleid mit dem anderen Torhüter gehabt. Sieben Tore zu kassieren, ist eine Demütigung.

Toni Schumacher im Interview über Wetten mit Rummenigge und Breitner: „Da habe ich abkassiert“

War das ein Sahnetag – oder ein Wink?

Das ist die Art von Steffen Baumgart, Fußball spielen zu lassen. Er ändert seine Taktik nicht, egal, welcher Gegner kommt. Das finde ich gut. Auch gegen Bayern wird Köln versuchen, vorne den Gegner unter Druck zu setzen.

Sie sagen, Sie sind „Optimist“. Der FC glaubt daran, den FC Bayern schlagen zu können – Sie auch?

So muss man zumindest ins Spiel gehen. Ich sage ja nicht: Ich kriege eh einen auf die Mütze. Sagen wir mal so: Ein Pünktchen wäre ein Erfolg.

Sie selbst haben eine fast ausgeglichene Bilanz gegen den FC Bayern.

Das war ein Lieblingsgegner von mir. Aber damals hatten wir natürlich auch eine klasse Mannschaft, haben Ende der Siebziger das Double geholt, regelmäßig europäisch gespielt. Das ist heute anders.

Mit Karl-Heinz Rummenigge und Paul Breitner haben Sie um Geld gewettet, wenn Sie aufeinandergetroffen sind. Wer hatte denn die Taschen voller?

Gegen Kalle habe ich gewettet, dass er nicht gegen mich trifft. Da habe ich abkassiert (lacht). Gegen Paul war ich nicht so erfolgreich in unserer Elfmeter-Wette. Ihn kann man eigentlich nicht aus der Ruhe bringen, schon gar nicht mit 200 D-Mark.

Köln-Ikone Schumacher über Sommer: „Habe über den Wechsel viel nachgedacht“

Wussten er, dass Sie auf diesem Gebiet der erste „Datensammler“ waren?

Ich glaube nicht. Aber das war ich wirklich! Die kleine Kladde mit meinen Aufzeichnungen liegt heute im Fußballmuseum in Dortmund. Meine Freunde, meine Mutter – alle haben mitgeholfen, wenn sie im Fernsehen einen Strafstoß gesehen haben: Rückennummer, Verein – und in welche Ecke er schießt. So hatte ich irgendwann eine kleine Datenbank. Bis heute bin ich deshalb der Torhüter der Liga, der die zweitmeisten Elfmeter gehalten hat.

Hätten Sie gegen Lewandowski auch gehalten?

Ich denke schon. Das war so ein kleiner Psychokrimi, der mir Spaß gemacht hat.

Bei ihrem Bayern-Debüt waren Sie 37. Neben Jörg Butt der einzige ältere Debütant als Yann Sommer…

Ehrlich? (lacht) Aber ich habe ja nur acht Spiele ausgeholfen. Raimond Aumann rief an, weil alle Torhüter verletzt waren. Ich hatte meine Karriere schon beendet.

Sommers Rolle ist anders.

Ich habe über den Wechsel viel nachgedacht, wie bei Jörg Butt: Warum geht man als absolute Nummer eins von einem Verein zu einem anderen Club, bei dem man nur kurzfristig die Nummer eins ist? Wenn Manuel Neuer wieder da ist, ist das für Sommer ja auch wieder vorbei. Dann wird der spielen.

Schuhmachers Rat an Neuer: „Würde an seiner Stelle auf die Nationalmannschaft verzichten“

Kann Neuer mit 37 zurückkommen wie vorher?

Es ist schon so, dass es im Alter länger dauert, nach Verletzungen wieder gesund zu werden. Man muss schauen, wie ihm das gelingt. Ich mache mir keine Sorgen, dass er nicht motiviert ist, dass er das Niveau nicht halten kann. Ich habe auch mit 42 noch mal in Dortmund im Tor gestanden. Aber ich würde an seiner Stelle über Einsätze in der Nationalmannschaft nachdenken.

Also zurücktreten?

Aufgrund des hohen Alters würde ich an seiner Stelle auf die Nationalmannschaft verzichten. Diese Doppelbelastung, die große Verletzungsgefahr: Da gibt es viele Gründe. Ich glaube, dass er das auch machen wird. Und dann kann er bis 40 spielen – wie Dino Zoff.

Ist Sommer denn besser als Sven Ulreich?

Für Ulreich ist das eine schwierige Sache, er tut mir ein bisschen leid. Er ist selbst ein super Torwart – und das als zweiter Mann. Dass sie dann noch einen Neuen holen, ist für ihn schon hart. An seiner Stelle würde ich mir im Sommer einen neuen Verein suchen. Umgekehrt weiß Sommer, dass er keine ruhige Kugel schieben kann. Der muss Vollgas geben, sonst ist Ulreich da.

Seine Größe war ein Thema. Sie selbst haben mit 1,86 Metern bewiesen, wie gut man als kleinerer Keeper halten kann

Wenn man sich die Jungs im Tor heute anschaut, sind das schon Riesen. Er hat halt andere Qualitäten. Er hat in Gladbach super gehalten und auch in der Schweizer Nationalmannschaft. Er ist reaktionsschnell. Groß rauskommen tut er nicht, aber er hat ja lange Recken vor sich.

Man kann also guten Gewissens gegen Paris mit ihm spielen?

Das denke ich schon.

Und gegen Köln?

(lacht) ... da muss er zwei Mal hinter sich greifen. Mal sehen, wie viele Tore auf der anderen Seite fallen.

Interview: Hanna Raif

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