Bedeutet: Öffentlich sagen alle Verantwortlichen das Gleiche, um mit eventuell unbedachten Äußerungen keine neuen Nebenkriegsschauplätze zu eröffnen. Dieser Beschluss soll für mehr Einheit in der Außendarstellung sorgen. Pikant: Kahn ließ dem Vernehmen nach mehrere One-Voice-Strategiesitzungen platzen. Nachdem mittlerweile aber auch die Vorstände Kahn (mehr) und Salihamidzic (etwas weniger) massiv in der Kritik stehen, kann jedes falsche Wort über den anderen den gesamten Club ins Wanken bringen – und das Minimalziel Meisterschaft in noch weitere Ferne rücken. Die Protagonisten sind dieser Tage dementsprechend hoch nervös.
Zumal die Kritik von Absendern, die einst das Bayern-Trikot trugen, nicht abreißt. „Oliver Kahn hat den Laden auf jeden Fall nicht im Griff“, sagt Lothar Matthäus in der Sport Bild und meint: „Er hat andere Interessen, eine Familie, gerne den Kopf frei, er spielt gern Golf. Auf einmal muss er für ein Unternehmen in der Krise die Verantwortung tragen: eine neue Welt für ihn. Vielleicht hat er das unterschätzt.“ Da passt ins Bild, dass Sky berichtet, die Bayern hätten Kontakt zu Axel Hellmann von Eintracht Frankfurt aufgenommen haben, um Kahn als CEO zu beerben. Gespräche sollen schon stattgefunden haben.
Zweifelsohne ein spektakulärer Name, aber nach tz-Einschätzung mehr als unrealistisch: Hellmann bringt keinen Bayern-Stallgeruch, blickt auf keine aktive Profi-Karriere zurück und wird aktuell als heißester Anwärter auf den Posten des DFL-Chefs gehandelt.
Matthäus nimmt derweil auch Hainer und Salihamidzic ins Visier: „Auch von Herbert Hainer hätte ich mir mehr klare Führung erwartet. Die Transfers von Salihamidzic sind im Nachhinein doch nicht so gut, wie man gedacht hatte.“ Den Rauswurf von Nagelsmann bezeichnet Lothar als Fehler, „wenn man auf die Resultate blickt“.
Das sehen Hainer, Kahn und Salihamidzic freilich anders – und fahren bei dieser Thematik auch im Stillen ihre One-Voice-Strategie. Hinter geschlossenen Türen geben sie auch Nagelsmann mindestens eine Teilschuld am desolaten Zustand der Mannschaft. Die Undiszipliniertheiten der Stars schreiben sie ihm zu, ebenso wie die nicht vorhandenen Automatismen, die zu flache Hierarchie und das Fehlen eines Stürmers. (Manuel Bonke, Philipp Kessler)