Wieder kein Müller-Spiel: Tuchel-Ausrede spricht Bände
Thomas Müller musste sich gegen Manchester United mit einem Bankplatz begnügen. Bayern-Trainer Thomas Tuchel hatte keine Verwendung für den Offensiv-Star.
München – Thomas Müller feierte am Mittwochabend seinen 100. Sieg in der Champions League. Ein Meilenstein in der langen Karriere des 34-Jährigen. Großen Anteil am wilden 4:3-Schlagabtausch des FC Bayern gegen Manchester United zum Auftakt der Gruppenphase hatte der Routinier aber nicht. Denn die Partie gegen die Red Devils war wieder einmal in der Königsklasse kein Müller-Spiel. Trainer Thomas Tuchel reagierte auf Nachfragen zur Entscheidung gegen Müller ausweichend und süffisant.
Thomas Müller | |
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Geboren: | 13. September 1989 (Alter 34 Jahre), Weilheim in Oberbayern |
Verein: | FC Bayern München |
Erfolge (u. a.): | Weltmeister, Champions-League-Sieger, Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger |
Bayern-Trainer Tuchel setzt Thomas Müller in der Champions League auf die Bank
Thomas Müller scheint in den wichtigen Spielen, insbesondere in der Champions League, unter Trainer Thomas Tuchel nicht mehr gefragt zu sein. Bereits in der Vorsaison im Viertelfinale gegen Manchester City schmorte der Weltmeister auf der Bank. Tuchel nahm gegen Manchester United im Vergleich zum Leverkusen-Spiel nur eine Änderung vor. Musiala, der nach seinem Kurzeinsatz gegen die Werkself wieder fit war, verdrängte Müller aus der Startelf.
„Es ist ja nicht nur Thomas Müller raus, es sind ja noch ein paar andere draußen, die verdient haben zu spielen“, rechtfertigte sich Tuchel ausweichend, der das Spiel von der Tribüne aus verfolgen musste, vor der Partie bei DAZN. Dabei war der Wechsel von Müller zu Musiala die einzige Änderung gewesen.

Wieder kein Müller-Spiel: Tuchel-Aussagen sprechen Bände
„Ich erwarte etwas tieferen Ballbesitz, Ballbesitz im mittleren Drittel. Jamal ist ein Schlüsselspieler für uns“, erklärte Tuchel über Müller, der beim FC Bayern offenbar nicht mehr zu den Schlüsselspielern zählt. „Auch in der Kombination, es ist nicht ganz die gleiche Position wie Thomas. Jamals beste Position ist halblinks, ich finde Thomas am besten halbrechts. Aber die Kombination mit Serge (Gnabry, Anm.d.Red.), Phonzie (Davies, Anm.d.Red.) und Jamal ist einfach eine sehr, sehr starke linke Seite. Und er ist fit, deshalb spielt er.“
Müller wurde erst in der 87. Minute für Harry Kane eingewechselt. Zu diesem Zeitpunkt stand Musiala schon gar nicht mehr auf dem Platz. Eric Maxim Choupo-Moting erhielt den Vorzug und kam nach 75 Minuten für den Youngster, Müller musste sich weiterhin in Geduld üben. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel reagierte Tuchel auf Nachfragen zum späten Einsatz des in Abwesenheit von Manuel Neuer aktuellen Kapitäns der Münchner süffisant.
Müller gegen Manchester United spät eingewechselt – Tuchel macht Co-Trainer verantwortlich
„Da müssen Sie meine Kollegen fragen, was sie sich dabei gedacht haben“, sagte Tuchel mit einem schelmischen Grinsen. Die Sperre mit dem Tribünenplatz hatte an diesem Abend offenbar doch einen Vorteil für den Trainer, könnte man meinen. Die Ausrede spricht Bände. Tuchel schob die Verantwortung für die späte Einwechslung Müllers an seine Co-Trainer weiter – Zsolt Löw und Anthony Barry hatten ihn an der Seitenlinie vertreten – versuchte sich dann aber doch in einer Erklärung.
„Beim Gegner kam McTominay, deshalb haben wir Choupo gebracht wegen der Größe bei Standard-Situationen, weil Choupo sehr kopfballstark ist. Es ist ganz normal, vor allem in der Offensive, wo wir auf jeder Position doppelt besetzt sind, dass Spieler draußen sitzen und nur wenige Minuten bekommen, in einzelnen Spielen, die es verdient haben, zu beginnen. Die es verdient haben, mehr zu spielen, aber das wird jetzt ganz automatisch der Fall sein“, sagte Tuchel. „Wir brauchen jeden und jeder füllt seine Rolle von Spieltag zu Spieltag aus und Choupo hat es sehr gut gemacht heute. Und wie gesagt, meine Assistenten haben sich für Körpergröße entschieden.“ Das sieht Müller offenbar ähnlich, der trotz der wiederholten Nicht-Berücksichtigung noch ruhig bleibt.
Müller will bereit sein, wenn er gebraucht wird
„Wir haben gute Spieler im Kader. Mathys hat zum wiederholten Male ein Tor gemacht, Energie kommt rein. Es ist wichtig, dass die ganze Truppe funktioniert. Ich habe da insgesamt ein gutes Gefühl, ich gehöre auch dazu“, sagte Müller nach der Partie in der Mixed Zone und scherzte, dass sogar er fast ein Tor gemacht hätte. Kurz vor Tels Treffer scheiterte der Ur-Bayer am Pfosten. „Vorne haben wir für die vier Positionen sechs, acht Top-Spieler. Vorne ist der Kader nicht ausgedünnt, sondern gut breit.“ Seine späte Einwechslung erst kurz vor Schluss nahm Müller professionell auf.
„Wir haben viele Varianten in der Offensive. Das Trainerteam entscheidet nach bestem Wissen und Gewissen. Wir müssen uns in die Verfassung bringen, dass sie uns als Erstes nehmen. Und sonst unterstützen wir die Teamkollegen. Hört sich nach rosaroter Wunderwelt an, ist bei uns aber wirklich so“, verriet Müller. Wie rosarot die Bayern-Welt tatsächlich ist, werden die nächsten Wochen zeigen. Gelegenheiten, wieder auf dem Platz zu stehen, gibt es aber genug. Vor der Länderspielpause Mitte Oktober warten fünf Spiele in 16 Tagen.
100 Siege in der Champions League und weiter: Müller hat noch lange nicht fertig
Müller gab sich nach seinem 100. Sieg in der Königsklasse kämpferisch: „Wenn man ein bisschen melancholisch werden will und zurückschaut, ist das wunderbar. Eine verrückt lange Zeitreise, die ich in der Champions League verbringen darf. Aber wir sind noch nicht fertig, ich auch noch nicht. Das ist eine Durchgangsstation.“ Derweil sah die internationale Presse beim Bayern-Auftakt-Sieg einen „Klassenunterschied“ und eine „absurde Serie“. (ck)