Kahn mit Kritik an Mentälität der Bayern-Stars – Müller widerspricht ihm
Nach der Niederlage gegen Leipzig bemängelte Bayern-Boss Oliver Kahn die Einstellung der Spieler. Thomas Müller war anderer Meinung als der Titan.
München – Gegen RB Leipzig hat sich der FC Bayern am Samstag bis auf die Knochen blamiert. Darin sind sich alle Münchner Protagonisten einig. Bei der genauen Analyse im Anschluss an die 1:3-Heimpleite des Rekordmeisters gegen die Sachsen gingen die Meinungen aber auseinander – insbesondere zwischen Vorstandsboss Oliver Kahn und Kapitän Thomas Müller, der danach noch wegen eines ungewöhnlichen Vorfalls in der Mixed Zone ins Schmunzeln geriet.
FC Bayern München | |
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Gründung: | 27. Februar 1900 |
Präsident: | Herbert Hainer |
Trainer: | Thomas Tuchel |
Mitgliederzahl: | über 300.000 |
Kahn vermisst gegen Leipzig die „Weiter, immer weiter“-Mentalität bei den Bayern-Stars
„Es ist diese Saison schon das eine oder andere Mal passiert, dass man das Gefühl hat, alles bricht zusammen, wenn mal ein Gegentor fällt, wenn die Situation mal schwierig ist, wenn Widerstand entsteht“, meinte Bayern-Vorstandsboss Kahn am Samstagabend in der Mixed Zone. „Es war ja klar, dass man heute möglicherweise mal den Ausgleich bekommt oder vielleicht sogar in Rückstand gerät. Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass wir nach dem 1:1 noch groß etwas entgegenzusetzen hatten.“
Hasan Salihamidzic sah es ähnlich. „Wir hatten nach 30, 35 Minuten nichts mehr entgegenzusetzen“, fand der Sportvorstand, der das Team aber auch in Schutz nahm: „Ich stehe hinter der Mannschaft und den Jungs.“ Kahn ging – wie Trainer Thomas Tuchel – mit seinen Stars hart ins Gericht. Das frühere Bayern-Selbstverständnis, diese „Weiter, immer weiter“-Mentalität, für die der ehemalige Weltklasse-Torhüter als Profi immer gestanden hatte, vermisste er gegen RB. Kahn: „Ich hatte nicht das Gefühl, dass wir das im Tank hatten, Leipzig noch besiegen zu können.“ Aus seiner Sicht hätten sich die Profis gegen RB „nicht intelligent“ angestellt.

Müller widerspricht Bayern-CEO Kahn: „Das ist völlig egal“
Nicht zum ersten Mal in dieser Saison, dass die Spieler von den Münchner Club-Verantwortlichen öffentlich kritisiert werden werden. Man kann sich vorstellen, dass das bei den ohnehin schon verunsicherten Profis nicht gut ankommt… Angesprochen auf die Kahn-Einschätzung gab Müller Kahn Contra. „Es ist okay, wenn er das Gefühl hat. Aber es geht jetzt in erster Linie für uns nicht darum, wer welche Gefühle hat, wer vielleicht meint, dass er weiß, woran es liegt oder sonst was“, stellte Müller klar.
„Es geht darum, dass wir alles, was hinter uns liegt, zurückstellen.“ Die Bayern werden laut Müller intern ihre Schlüsse ziehen. „Aber es ist alles völlig irrelevant, ob wir Widerstand geleistet haben, ob wir 3:1 verloren haben, 8:1 oder ob wir in der zweiten Halbzeit nicht existiert haben. Das ist völlig egal“, betonte Müller und unterstrich: „Das meine ich tatsächlich ganz ernst. Mir ist es völlig egal, wie dieses Spiel gelaufen ist, weil es ist schon passiert.“
Bayern-Leader Müller nimmt Schimpftirade von Schiedsrichter Aytekin mit Humor
Müller will sich jedenfalls nicht mit Schuldzuweisungen aufhalten. Der Routinier zeigte sich nach der Pleite kämpferisch, zeigte Zuversicht im engen Meisterrennen – und konnte trotz Niederlage sogar noch Schmunzeln. Wegen einer Schimpftirade von Schiedsrichter Deniz Aytekin in der Mixed Zone der Bayern.
Der Angreifer stand beim TV-Interview, als der Referee seinem Ärger über eine mediale Anfrage zu einer vermeintlich strittigen Szene und über Experte Manuel Gräfe Luft verschaffte. „Im Stadion redet kein Mensch vom Schiedsrichter“, zürnte Aytekin in den Katakomben der Allianz Arena. Der frühere Schiri Gräfe sitze in Berlin „mit seinen 180 Kilo und labert so eine Scheiße und das geht mir langsam gegen den Strich. Das ist ein Wahnsinn.“
Müller, der wenige Meter daneben stand, stoppte in seinen Ausführungen vor der Kamera und nahm es mit Humor. Aytekin entschuldigte sich sofort beim FCB-Star: „Ich bin bloß auf 180. Sorry, Thomas, tut mir leid.“ Inhaltlich blieb Aytekin bei seiner Kritik an Gräfe, der sich mit dem DFB in einer juristischen Auseinandersetzung befindet. (Philipp Kessler, Manuel Bonke)