Hilft Tuchels Neymar-Kur Bayern-Sorgenkind Sané?
Thomas Tuchel kann mit Sorgenkindern umgehen. Der neue Bayern-Trainer hat sogar schon Neymar hinbekommen. Nun will er Leroy Sané stärken.
München – Thomas Tuchel (49) gibt seinen Spielern den Kick. In den sozialen Medien kursieren Fotos, die ihn mit Superstars wie Kylian Mbappé (24/Paris Saint-Germain) oder Pierre-Emerick Aubameyang (33/FC Chelsea) zeigen. Die Bilder haben eines gemeinsam: Der Krumbacher tritt seinen Profis in den Hintern.
Selbiges tat Tuchel mit Bayern-Zauberfuß Leroy Sané (27) bei seinem ersten Training als Chefcoach des FC Bayern. Auch Neymar (31) und Ousmane Dembele (25/FC Barcelona) kassierten von ihm regelmäßig einen wertschätzenden Klaps auf den Allerwertesten. Es ist offenbar Tuchels spezielle Art der Zuneigung für geniale Fußballer, die als schwierige Charaktere gelten und viel zu selten ihre Genialität aufblitzen lassen. Unter dem Übungsleiter blühten sie voll auf.
Name: Leroy Sané |
Geburtsdatum: 11. Januar 1996 (27 Jahre) |
Verein: FC Bayern München |
Position: Rechtsaußen |
Marktwert: 75 Millionen (Quelle: transfermarkt.de) |
Thomas Tuchel kann mit Superstars: „Mbappé und Neymar durch die Macht der Ideen überzeugen“
„Ein Trainer muss direkt und ehrlich sein, klar sein, was er von Spielern erwartet und offen sein. Mbappé und Neymar in Paris zu trainieren und sie davon zu überzeugen, die ein oder andere taktische Umstellung zu machen, muss man durch die Macht der Ideen und nicht durch Autorität versuchen“, erklärte Tuchel mal. „Man muss sie davon überzeugen, dass diese Strategie das Spiel des Teams verbessern wird.“
Die große Frage: Bekommt Sané Tuchels Neymar-Kur? Nach den ersten Eindrücken ist dies durchaus wahrscheinlich. Einerseits scherzte er mit Sané, andererseits sprach er nach dem ersten Training länger mit ihm. Die tz weiß: Tuchel hat sich vorgenommen, in seiner Anfangszeit mit seinen künftigen Eckpfeilern der Mannschaft Einzelgespräche zu führen.
Auch Neymar drückte er in Paris früh unter vier Augen seine Wertschätzung aus und teilte seine Vorstellungen mit. „Seit unserem ersten Gespräch entwickelte ich diese große Zuneigung zu ihm“, so der Brasilianer, der 2017 für 222 Millionen Euro vom FC Barcelona zu PSG wechselte. „Wenn man diese Zuneigung zu seinem Trainer hat, gibt man sein Leben auf dem Feld.“

Thomas Tuchel nahm sich viel Zeit für Leroy Sané
Einen ähnlichen Effekt erhoffen sich die Bayern bei Spielern wie Sané. Unter Tuchel soll auch der Angreifer nach dem symbolischen Arschtritt endlich wieder mehr Leidenschaft zeigen und sein Riesenpotenzial dauerhaft abrufen. Eine Variante: Im 3-4-3-System mit Flügelverteidigern. Sané könnte dabei auf der offensiven Außenbahn zum Einsatz kommen und im Angriff flexibel agieren.
Um Neymar kümmerte sich Tuchel während seiner Amtszeit (2018-2020) bei Paris Saint-Germain einst besonders. Seine spezielle Umgangsart mit dem brasilianischen Superstar beschrieb Tuchel wie folgt. „Wenn er im Trainingscenter ist, umarme ich ihn, wenn er nicht dort ist, dann schreibe ich ihm“, verriet der Coach. „Ich zeige ihm damit, dass ich auf ihn warte und dass ich traurig bin, wenn er nicht mit in der Umkleidekabine ist. Ich schreibe ihm, dass es schade ist, wenn wir uns ohne ihn auf ein weiteres Spiel vorbereiten.“
Thomas Tuchel setzt auf Zuckerbrot und Peitsche
Ganz so sensibel ist Sané zwar nicht. Verbale Streicheleinheiten, die seine Wichtigkeit für die Mannschaft unterstreichen, tun ihm – wie wohl jedem Feingeist – von Zeit zu Zeit aber dennoch gut. Trotzdem: Bei Tuchel wird es aber nicht nur Zuckerbrot geben. „Er ist liebevoll, weiß aber auch, wann es nötig ist, uns die Ohren lang zu ziehen“, lobte Neymar. Tuchel hat das richtige Gespür entwickelt, wo er Grenzen setzt und wo er Freiraum lässt. „Ich bin der Trainer, nicht der Vater, die Polizei oder ein Detektiv“, sagte er nach einem Party-Trip Neymars vor dem Pokalfinale 2019.
Disziplin auf dem Platz ist Tuchel hingegen richtig wichtig. Stimmt die nicht, kann der Coach auch mal ausrasten. Bekanntestes Beispiel: Shawn Parker (30), dem er 2014 lautstark im Training die Meinung geigte. Philipp Kessler, Manuel Bonke