Tuchel und seine Trainings-Geheimnisse: Bayerns Vier-Punkte-Plan für das Triple-Ziel
Im ersten halben Jahr holte Thomas Tuchel mit Chelsea die Champions League. Das soll ihm nun auch als Trainer des FC Bayern München gelingen.
München – Thomas Tuchel kann Feuerwehrmann. Der FC Chelsea setzte den Krumbacher Ende Januar 2021 anstelle von Vereinsikone Frank Lampard auf die Trainerbank. Tuchel übernahm die Londoner auf Tabellenplatz neun. Aus einer Katastrophen- machte er eine historische Saison. Mit dem Champions-League-Titel. Auch die Verantwortlichen des FC Bayern München sahen die großen Ziele unter Julian Nagelsmann in Gefahr und zogen die Reißleine. Nun soll es Tuchel innerhalb kürzester Zeit richten – ähnlich wie bei Chelsea.
Thomas Tuchel |
Geboren: 23. August 1973 in Krumbach (Schwaben) |
Profi-Stationen als Trainer: 1. FSV Mainz 05, Borussia Dortmund, Paris Saint-Germain, FC Chelsea |
Aktueller Verein: FC Bayern München |
Größte Erfolge: 1x Champions-League-Sieger, 1x DFB-Pokalsieger, 2x Französischer Meister, 1x Französischer Pokalsieger |
Neuer FCB-Coach: Innerhalb weniger Tage machte Tuchel die Chelsea-Abwehr dicht
Abwehr dichtmachen: In der Bundesliga agierte der FC Bayern zuletzt unter Nagelsmann defensiv mehrfach chaotisch. Die Mannschaft war 2023 stets für Gegentore gut. Als Tuchel beim FC Chelsea das Trainer-Zepter übernahm, legte er sofort viel Wert auf eine stabile Defensive.
„Wir hatten ein Meeting, bei dem er alles aufschrieb, was er von uns will, wie er will, dass wir spielen, wie er es gerne handhabt“, verriet Offensiv-Star Mason Mount.
Tuchel setzte – wie Nagelsmann bei Bayern – auf eine Abwehr mit drei Innenverteidigern und zwei sogenannten Schienenspielern. Die Londoner agierten kontrollierter und legten mehr Wert auf Konterabsicherung. Die Null stand super schnell. In den ersten 14 Spielen unter seiner Regie blieb Chelsea unfassbare zwölfmal ohne Gegentor. Nun soll Tuchel die Bayern-Abwehr schnell wieder dichtmachen.
Neuer Bayern-Trainer Thomas Tuchel: Wird Leroy Sané wieder aufblühen?
Bankdrücker stärken: Unter Lampard waren viele Stars bei Chelsea außen vor. Marcos Alonso machte er innerhalb weniger Tage vom Bankdrücker zum Stammspieler. Antonio Rüdiger, der bei Lampard nicht unumstritten war, wurde sein Abwehrchef und schaffte den Schritt zur Weltklasse. Auch Mount glänzte.
Beim FC Bayern hofft man, dass Tuchel die schwächelnden Stars Serge Gnabry und Leroy Sané wieder zu konstant starken Leistungen bringt. Was nur wenige wissen: Sané hat seit seiner Zeit bei Manchester City unter Pep Guardiola einen extrem hohen taktischen Anspruch. Er kann sich stundenlang über Taktik unterhalten. Dass Sané mit Tuchel nun einen Coach bekommt, der Guardiola einst studiert hatte, könnte ihm liegen.
Einzelgespräche führen: Tuchel hat den Bayern-Stars vor seinem ersten Training an der Säbener Straße noch keine Begrüßungs-Nachricht zukommen lassen. Der Fußballlehrer ist ein Freund von persönlichem Kontakt. Beim FC Chelsea führte er in seiner Anfangszeit viele Einzelgespräche – und nutzte so seine rhetorische Stärke. Wichtiger ist für Tuchel allerdings die Leistung auf dem Rasen. „Ich bin ein Fan davon, es auf dem Trainingsplatz zu regeln“, betonte der Trainer, der auf dem Feld allerhöchste Disziplin einfordert.

Neuer Trainer mit neuen Ansätzen: Tuchel gibt Spielern Tennisbälle in die Hand
Trainings abwechslungsreich gestalten: Viele Top-Stars sind genervt, wenn sie bereits vor den Einheiten wissen, dass ihr Trainer wieder mal – überspitzt gesagt – die drei gleichen Übungen trainieren lässt. Bei Tuchel ist dies nicht so. Der Fachmann setzt auf extrem abwechslungsreiche Trainings. Seine Übungen sind herausfordernd für den Kopf – auch während englischer Wochen. Auch die Trainings unter Nagelsmann waren intensiv, teilweise aber zu kompliziert. Tuchel ist in seinen Ansagen offenbar verständlicher. „Er war so klar darüber, was er wollte, sehr klar über die Rollen und Verantwortlichkeiten, dass es uns sehr leicht fiel“, so Mount.
Auch die Spaß-Komponente kommt bei Tuchels Einheiten nicht zu kurz. Wenige Tage nach seinem Debüt bei Chelsea ließ der Coach die Spieler mit Mini-Fußbällen trainieren. Dies soll die Ballbehandlung und die Präzision im Passspiel fördern. Teilweise bekommen seine Spieler im Training auch Tennisbälle in die Hand. So soll abgewöhnt werden, dass der Gegner am Trikot gezupft wird.
„Was das Training, die Qualität der Trainings- und die Detailarbeit betrifft, war er vielleicht der beste Trainer, den ich je hatte“, sagte ManCity-Star Ilkay Gündogan, der bereits unter Jürgen Klopp und Guardiola gespielt hat. Klingt vielversprechend. Philipp Kessler, Manuel Bonke