1. tz
  2. Sport
  3. FC Bayern

Sané, System und Musiala: Die fünf großen Tuchel-Fragen vor dem BVB-Kracher

Erstellt:

Von: Florian Schimak

Kommentare

Am Samstag trifft der FC Bayern im Kracher auf den BVB. Es ist das erste Spiel für den neuen Trainer Thomas Tuchel – für den sich fünf große Fragen aufdrängen.

München – Viel Zeit bleibt nicht für Thomas Tuchel. Der neue Trainer des FC Bayern München wird seinen kompletten Kader erst am Donnerstag oder gar Freitag an der Säbener Straße begrüßen können.

Während die deutschen Nationalspieler am Dienstagabend noch in Köln gegen Belgien im Einsatz (2:3) waren, lief beispielsweise Sadio Mané mit dem Senegal in Mosambik auf (1:0) auf. Im Laufe des Mittwochs trudeln die Bayern-Stars dann langsam in München ein.

Bereits am Samstag aber steht der Bundesliga-Kracher gegen Borussia Dortmund (18.30 Uhr) an! Zur Erinnerung: Der Rekordmeister liegt mit einem Punkt hinter dem BVB. „Es ist eine entscheidende Saisonphase“, sagte Tuchel bei seiner Vorstellung: „Es gilt, am Samstag das erste Ausrufezeichen zu setzen.“

Wie soll das gelingen? Dem neuen Bayern-Trainer stellen sich fünf große Fragen vor dem Klassiker gegen Dortmund.

Thomas Tuchel muss vor dem Topspiel gegen den BVB wichtige Fragen beantworten.
Thomas Tuchel muss vor dem Topspiel gegen den BVB wichtige Fragen beantworten. © IMAGO/Ulrich Wagner

1. Welches System wird Thomas Tuchel mit dem FC Bayern spielen?

Der neue Coach ließ den FC Chelsea meist in einem 3-4-3-System auflaufen. Diese Formation wird von Tuchel eigentlich favorisiert. Auch Vorgänger Julian Nagelsmann ließ die Bayern zuletzt in diesem System auflaufen, was allerdings bei den Stars nicht immer gut ankam. Zuvor agierten die Münchner im 4-2-3-1, dafür wurde auch der Kader zusammengestellt.

„Es ist nicht die Zeit für große Wechsel in der Systematik oder in der Taktik“, sagte Tuchel: „Weniger ist mehr.“ Heißt: Er wird auf das Team hören und schauen, in welchem System sich seine Jungs am wohlsten fühlen. Abwehr-Boss Matthijs de Ligt erklärte beispielsweise vor wenigen Wochen, dass ihm die Viererkette besser liege.

Eine etwaige Vorstellung hat Tuchel bereits: „Ich habe eine Idee davon, was man machen kann. Ich freue mich auf den Kader und das Feedback der Spieler“, so der 49-Jährige, der zunächst in möglichst schneller Zeit das Vertrauen der Spieler gewinnen möchte. Wie? Das weiß er auch schon. „Ich glaube, dass man am schnellsten Vertrauen fasst, wenn man auf den Platz geht. Ich möchte niemanden überfrachten, auch mich selbst nicht. Es hilft allen, das Gras zu riechen und den Ball zu sehen auf dem Platz“, so Tuchel.

Gut möglich also, dass Tuchel auf die Viererkette und das gewohnte System mit der Doppelsechs, einem Zehner und zwei Außen setzt.

2022/202327. SpieltagFC Bayern - BVB???Trainer: Thomas Tuchel
2022/20239. SpieltagBVB - FC Bayern2:2 (0:1)Trainer: Julian Nagelsmann
2021/202231. SpieltagFC Bayern - BVB3:1 (2:0)Trainer: Julian Nagelsmann
2021/202214. SpieltagBVB - FC Bayern2:3 (1:2)Trainer: Julian Nagelsmann
2020/202124. SpieltagFC Bayern - BVB4:2 (2:2)Trainer: Hansi Flick
2020/20217. SpieltagBVB - FC Bayern2:3 (1:1)Trainer: Hansi Flick

2. Wo stellt Tuchel in Zukunft Thomas Müller beim FC Bayern auf?

Gute Frage! Tuchel weiß um die Wichtigkeit des 33-Jährigen. Zwar ist Thomas Müller sportlich nicht mehr das absolute Nonplusultra auf dem Platz, seine soziale Komponente und sein Führungsspiel aber umso wichtiger. Unter Nagelsmann spürte Müller nicht immer das Vertrauen, häufig wurde der Ur-Bayer vorzeitig ausgewechselt oder gar nicht für die Startelf nominiert.

Der neue Trainer hat die Bayern zuletzt auch verfolgt und weiß, dass Müller kein Mittelstürmer ist. Dafür ist weiterhin Eric Maxim Choupo-Moting vorgesehen, der bereits zum dritten Mal (Mainz, PSG und jetzt Bayern) unter Tuchel trainiert. Insofern wird Tuchel auf Müllers Fähigkeiten als hängende Spitze oder Zehner bauen, weil er weiß, dass er da für die Mannschaft am wichtigsten ist.

Ebenso dürfte auch Superstar Mané nicht mehr in der Sturmspitze auflaufen. Der 30-Jährige fühlt sich bekanntermaßen auf dem linken Flügel am wohlsten, diese Position gab es unter Nagelsmann aber zu selten. Tuchel könnte ihn dort wieder häufiger aufbieten.

3. Wie bekommt Thomas Tuchel beim FC Bayern das Phlegma aus Leroy Sané?

Knapp 50 Millionen legten die Bayern für Leroy Sané im Juli 2020 auf den Tisch. Seitdem warten die Bosse auf den großen Durchbruch des hochbegabten Dribblers. Weder Hansi Flick noch Julian Nagelsmann haben es geschafft, dass der inzwischen 27-Jährige in den vergangenen fast drei Jahren konstant seine Leistungen abruft.

Nun soll Tuchel aber derjenige sein, der Sané zum großen Durchbruch führt. Bei PSG zeigte der neue Bayern-Trainer, dass er die großen Stars erreicht. Neymar schwärmte in den höchsten Tönen von Tuchel: „Seit unserem ersten Gespräch entwickelte ich diese große Zuneigung zu ihm. Wenn man diese Zuneigung zu seinem Trainer hat, gibt man sein Leben auf dem Feld“, sagte der Brasilianer über seinen damaligen Coach.

Auffällig: Tuchel suchte beim ersten Training am Dienstag sofort den Draht zu Sané. Unterhielt sich lange mit dem Offensiv-Star. Zuvor gab er ihm einen liebevollen Tritt in den Hintern. Spannend wird zu sehen sein, auf welcher Position Sané eingesetzt wird.

Die Sportbild schreibt, dass Tuchel ihn auf dem Flügel einplant, dafür hätten ihn die Bayern-Bosse auch geholt. Sané selbst fühlt sich aber im Zentrum ein wenig wohler – auch unter Nagelsmann durfte er zum Schluss meist als einer von zwei Zehnern ran.

4. Tuchel-Ankunft beim FC Bayern: Wer trägt gegen den BVB die Kapitänsbinde – Kimmich oder Müller?

Die Ski-Ausflüge haben in dieser Saison beim FC Bayern nie ein gutes Ende genommen. In der vergangenen Woche wurde Nagelsmann nach seinem Ski-Ausflug entlassen und im Dezember brach sich Kapitän Manuel Neuer das Schien- und Wadenbein.

Seitdem trugen entweder Joshua Kimmich oder Routinier Müller die Kapitänsbinde. Und jetzt unter Tuchel? Aller Voraussicht nach wird wieder Müller die Mannschaft aufs Feld führen. Tuchel deutete bereits bei seiner Vorstellung an, dass er in dieser kurzen Zeit nicht zu viel ändern möchte.

„Es werden nicht alle Spieler super happy sein“, so der 49-Jährige: „Es passiert ein großer Umbruch. Da kann Unsicherheit entstehen.“ Dass Kimmich und Leon Goretzka über das Nagelsmann-Aus alles andere als glücklich sind, machten beide bei der Nationalmannschaft zuletzt deutlich. Dies ist kein Grund, die Hierarchie im Team zu ändern. Müller wird auch weiterhin der Neuer-Vertreter sein, Kimmich dessen Backup, sollte der 33-Jährige nicht spielen.

5. Verletzungssorgen vor BVB-Duell: Kann Tuchel auf Musiala und Goretzka bauen?

Jamal Musiala zog sich in Leverkusen einen Muskelfaserriss zu, fuhr daher nicht zur Nationalmannschaft. Goretzka verletzte sich im Länderspiel am Dienstagabend gegen Belgien (2:3) am Knöchel. Beide sollten gegen den BVB aber auflaufen können.

„Es sollte schon reichen für Samstag“, sagte Goretzka direkt nach dem Spiel. Bei einer Untersuchung wurde zudem auch keine gravierende Verletzung festgestellt. Auch bei Youngster Musiala sieht es schon sehr gut aus. Am Mittwochmittag konnte er schon Steigerungsläufe absolvieren. Allerdings: Schnelle Bewegungen waren bislang noch nicht drin, da wollen die Ärzte vorsichtig sein.

Vermutlich fällt eine Entscheidung über den Einsatz der beiden Mittelfeld-Stars erst am Freitag nach dem Abschlusstraining – oder gar erst am Samstag am Spieltag. (smk)

Auch interessant

Kommentare