Als Jupp Heynckes am Dienstag um 13.02 Uhr den überfüllten Presseraum an der Säbener Straße betrat, war die Klinsmann-Entlassung schon wieder Geschichte.
Gut gelaunt, voller Elan und im feinen Zwirn läutete der 63 Jahre alte Heynckes den Saison-Endspurt ein. „Das war doch zuletzt nicht der FC Bayern. Die Spieler wirkten apathisch und paralysiert. Ich will sie von ihren Fesseln befreien. Das wird funktionieren, davon bin ich überzeugt“, sagte Heynckes, ehe er um sich um 15 Uhr bei der Mannschaft vorstellte und um 16 Uhr mit Assistent Hermann Gerland vor knapp 1000 Zuschauern sein erstes Training seit knapp 18 Jahren beim Rekordmeister leitete.
Nur fünf Spiele hat Heynckes Zeit, um das Mindestziel Champions League zu erreichen – genug, wie er meint. Es sei „viel Potenzial“ vorhanden, „um auch kurzfristig etwas ändern zu können. Ich glaube, dass ich der Mannschaft ihr Selbstvertrauen zurückbringen kann. Ich werde meine ganze Erfahrung und mein Know-how einbringen.“ Bis zum Spiel am Samstag gegen seinen Ex-Klub Mönchengladbach („Das ist kein Traumstart“) will Heynckes viele Einzelgespräche führen und die Spieler „überzeugen, dass sie besser sind als sie es in den vergangenen Wochen gezeigt haben“.
Auf Details wie Taktik oder Aufstellung wollte er am Dienstag noch nicht eingehen: „Ich will mir erst ein Bild machen und sehen wie lebendig die Spieler im Training sind.“ Seinen Vorgänger Klinsmann will Trainer-Dino Heynckes, der 1998 mit Real Madrid die Champions League gewonnen hat, nicht kontaktieren: „Ich kann die Situation selbst einschätzen. Unser Ziel muss die direkte Qualifikation zur Champions League sein. Ansonsten ist zuletzt genug erzählt worden. Ich weiß, dass Ergebnisse kommen müssen.“
Jupp Heynckes ist da! Die ersten Bilder




Dass er nach seinem Abschied bei Gladbach im Januar 2007 überhaupt noch einmal auf die Trainerbank zurückkehrte, sei zwar nicht seine „Lebensplanung“ gewesen, vielmehr ein „Freundschaftsdienst für den FC Bayern und für Uli“. Gladbach, Bilbao und die Bayern seien für ihn „besondere Klubs“. Deshalb habe er nach Rücksprache mit seiner Frau Iris auch zugestimmt. Gesundheitliche Probleme, die ihn in den vergangenen eineinhalb Jahren beeinträchtigt hätten, habe er überwunden, berichtete Heynckes, der viermal operiert worden war. Deshalb sei der Zeitpunkt optimal gewesen. Dass er aber auch nach der Saison weiter als Trainer arbeiten wird, schloss der 63-Jährige aber schon einmal aus.
Seine ganze Konzentration gelte derzeit ohnehin nur dem Endspurt und Bayern: „Ich denke, dass wir die vier Wochen in Harmonie überstehen.“ Das wäre doch schon mehr, als der alte Trainer erreicht hat…