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Karl Hopfner über Uli Hoeneß: „Dann wurde der Kopf rot...“

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Von: Hanna Raif

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Vor dem Abschied von Uli Hoeneß bei der JHV 2019 des FC Bayern München verrät Ex-Präsident Karl Hopfner im Interview so einiges über seinen Vorgänger.

München - Karl Hopfner sieht blendend aus, das Rentner-Dasein steht dem ehemaligen Geschäftsführer und Präsidenten des FC Bayern gut. Für den FCB nimmt er sich trotzdem gerne Zeit – vor allem, wenn es um einen langjährigen Weggefährten geht. Fast eine Stunde dauert das Abschieds-Interview über die Karriere von und das Wirken mit und neben Uli Hoeneß. Als Hopfner (67) aufsteht, sagt er: „Ich wünsche Uli, dass er nichts nachtrauert, sondern das Leben genießen kann und gesund bleibt.“

Hopfner über Hoeneß: „Jung ist er auch nicht mehr“

Herr Hopfner, Uli Hoeneß hört auf – der Rentner muss sich nun an die Rente gewöhnen, der Verein an ein Weiterleben ohne ihn. Was wird schneller gehen?

Hopfner: Das ist die Frage: Kann Uli Hoeneß ohne den FC Bayern? Oder kann der FC Bayern ohne Uli Hoeneß? Es war die Entscheidung von Uli, aufzuhören, einen Schritt zurückzutreten. Er hat den Verein extrem geprägt und sein Einfluss wird nach wie vor da sein, er ist ja im Aufsichtsrat. Und er hat ein Telefon, man kann ihn anrufen, ein Faxgerät als Ersatz für E-Mail, das angeschaltet bleiben wird.

Ist der Zeitpunkt richtig?

Hopfner: Ich möchte nicht sagen, dass er alt ist, aber jung ist er auch nicht mehr. Er hat einen tollen Nachfolger gefunden, ich kenne Herbert Hainer schon sehr lange und bin 100 Prozent d’accord, dass er der richtige Mann ist. Und es gibt ja noch weitere Umbrüche, auch im Vorstand der AG. Es ist der Zeitpunkt gekommen, in dem man sagen kann, er hat das Feld bestellt.

Sie galten stets als einer, der gerne im Hintergrund wirkt, Hoeneß ist eher das Gegenteil davon. Wie wird sein Abschied sein?

Hopfner: Es wird genauso emotional sein, aber anders emotional. Ich könnte mir schon vorstellen, dass Uli die eine oder andere Träne verdrücken wird. Und zahlreiche andere auch.

Hoeneß-Abschied: "Es geht ein Stück Zeitgeschichte"

FC Bayern: Hopfner: „Kann auch böse Folgen haben“

Und was passiert am Samstag? Ein ruhiges Frühstück des Ehepaars Hoeneß am Tegernsee?

Hopfner: Wie ich Uli kenne, hat er einen Terminplan, der weit ausgebucht ist. Es wird nicht zu Hause sitzen oder für die Susi einkaufen gehen.

Worte wie „ich tue alles für den FC Bayern, aber nichts für mich“ haben sein Wirken geprägt. Wird diese menschliche Seite fehlen?

Hopfner: Dass er ein großes Herz hat, weiß jeder. Auch, dass jeder immer zu ihm kommen kann. Er hat aber aus Wohlgefallen viel zugesagt, vielleicht ist er auch mal enttäuscht worden. Menschenkenntnis ist bei ihm Gutgläubigkeit – die kann auch böse Folgen haben.

Hat er ein Helfersyndrom?

Hopfner: Das kann man so sagen. Er hilft und erst anschließend prüft er, was aber nicht immer negativ sein muss. So ist er nun mal, immer spontan.

Interview Karl Hopfner mit Hanna Raif .
Interview Karl Hopfner mit Hanna Raif . © Marcus Schlaf

Kann er „Nein“ sagen?

Hopfner: Das Wort Nein hat er – wenn überhaupt – erst sehr spät gelernt, das muss irgendwann in der

Lebensleistung extra gekommen sein (lacht). Bezogen auf Helfer-Geschichten fällt ihm das immer noch schwer. Dabei muss man aus Gerechtigkeitsgründen gegenüber anderen auch manchmal Nein sagen.

Sie kennen Uli Hoeneß seit fast vier Jahrzehnten. Wie hat er sich verändert?

Hopfner: Es klingt für einen Außenstehenden vielleicht nicht glaubhaft, aber er ist ruhiger geworden (lacht). Das ist wirklich so. Früher war das ein ganz anderes Arbeiten, Uli und ich waren hier mit ein paar Mitarbeitern. Und er hat wirklich immer alle angetrieben. Er ist Frühaufsteher, er hatte nie einen Acht-Stunden-Tag, er war immer da. Aber zum Wohl des Klubs – das muss man dazu sagen.

Hopfner: Es klingt für einen Außenstehenden vielleicht nicht glaubhaft, aber er ist ruhiger geworden (lacht). Das ist wirklich so. Früher war das ein ganz anderes Arbeiten, Uli und ich waren hier mit ein paar Mitarbeitern. Und er hat wirklich immer alle angetrieben. Er ist Frühaufsteher, er hatte nie einen Acht-Stunden-Tag, er war immer da. Aber zum Wohl des Klubs – das muss man dazu sagen.

Hopfner über seine Anfänge mit Hoeneß: „Wir waren per Sie“

Erinnern Sie sich an Ihre erste Begegnung?

Hopfner: Die war im Frühjahr 1983, nachdem feststand, dass das Präsidium mir den Anstellungsvertrag geben wird. Ich kannte ihn, er kannte mich nicht – wie es halt so ist (lacht). Wir waren am Anfang per Sie, per Du seit 1984.

Es hat also gedauert?

Hopfner: Ja, aber das ist doch normal. Es gibt die kurzen Hosen und die langen Hosen. Vertrauen muss man sich gegenseitig erarbeiten. Er ist der Ältere – ein halbes Jahr älter –, also hat er mir das Du angeboten.

Wie waren Verhandlungen mit Hoeneß?

Hopfner: Uli hat die Gabe gehabt, es immer ziemlich schnell auf den Punkt zu bringen. Und er konnte auch den Spieler überzeugen, dass er zu uns kommen soll und muss. Die andere Stärke ist dann aber auch in der Verhandlung – und beim Preis hat er auch mal Nein gesagt. Er ist ein Zahlenmensch, ein akribischer.

Der schwerste Transfer?

Hopfner: Vielleicht der Ribéry-Transfer. Da gab es viele Reisen, auf denen Karl-Heinz, Uli und ich in ganz Europa waren, um mit Marseille zu verhandeln.

Muss man den Emotionsmenschen Hoeneß da manchmal runterholen?

Hopfner: Nein, das kann ja auch positiv sein. Aufstehen, rausgehen, wiederkommen – das ist ja auch eine Verhandlungstaktik. Aber er war auch in dem Fall überragend darin, dem Spieler die Überzeugung zu geben. Das ist großartig!

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Ex-Bayern-Präsident Hopfner: „Dann ist Hoeneß die Hutschnur geplatzt“

Dieser hochrote Kopf hat Bilder von ihm geprägt.

Hopfner: Er hat einfach das Interesse des FC Bayern im Kopf. Und wenn da etwas dagegen kam, dann ist ihm die Hutschnur geplatzt. Und wenn ihm die Hutschnur geplatzt ist, dann wurde der Kopf rot. Das ist aber nichts Negatives, sondern eine Auszeichnung und auch eine Erkenntnis, dass er hinter dem steht, was er gemacht hat. Oder wenn der FC Bayern angegriffen wurde, dass er dagegengehalten hat. Er war zwar Stürmer, aber in dem Fall war er Verteidiger.

Wie nah lässt er Feindseligkeit an sich heran?

Hopfner: Sie wurmt ihn. Er ist ein Überzeuger, er versucht dann immer, auch noch die anderen zu überzeugen. Aber es gelingt ihm nicht immer.

Und was passiert, wenn man ihm sagt, dass er falsch liegt?

Hopfner: Man kann mit ihm diskutieren, aber hinter verschlossenen Türen. Das ist oft gemacht worden.

Waren Sie – das legendäre Dreiergespann – auf der Tribüne eigentlich meist einer Meinung?

Hopfner: Uli war auf der Tribüne sehr ruhig, ich war in der Mitte der Puffer, und Karl-Heinz Rummenigge redet während des Spiels ja in einer Tour. Uli explodierte dafür ab und an.

Hopfner über Hoeneß und Rummenigge: „Kann man sich einen sparen“

Was ist das zwischen Hoeneß und Rummenigge? Eine Hass-Liebe?

Hopfner: Überhaupt nicht! Es war auch oft eine Interpretationssache von außen. Dass es intern hinter verschlossenen Türen mal differenzierte Meinungen gibt, kontrovers diskutiert und auch mal gestritten wird, ist doch keine Frage. Das gehört aber dazu. Wenn zwei das Gleiche tun, kann man sich einen sparen. Insofern sehe ich die Beziehung der beiden nicht negativ, nie.

Werden Hainer/Kahn/Dree­sen ein ähnlich legendäres Bild abgeben?

Hopfner: Es ist eine andere Zeit gekommen, das darf man nicht vergessen. Das Führungsteam ist größer geworden. Da wird es also nicht mehr dieses eine Bild geben, sondern mehrere.

Kritiker sagten, Hoeneß sei am Ende mehr als „ganz der Alte“ gewesen.

Hopfner: Es gab zwei, drei Sachen. Angefangen von der „besonderen Pressekonferenz“, das weiß er aber mittlerweile auch, dass das kein guter Dienst am FC Bayern war.

Wenn Sie der „Ludwig Erhard des Fußballs“ sind, was ist Uli Hoeneß?

Hopfner: Das Wort „Macher“ im positiven Sinne – das trifft zu. Weil es viele Ausprägungen hat.

Kann man ihn beerben?

Kann man ihn beerben?

Hopfner: Ja, aber man muss seinen eigenen Weg gehen. Das Gesamte sehen, die erfolgreiche Geschichte muss Herbert Hainer zusammen mit dem Vorstand der AG fortführen können. Das traue ich ihm zu. Das Ziel ist klar, den Weg dorthin muss er aber selbst finden. Seine eigenen Vorstellungen muss er einbringen können. Es wäre falsch, wenn alles genauso weitergehen würde, wenn Herbert Uli anruft und der sagt: mach das so.

Der FC Bayern München lädt am Freitag zur Jahreshauptversammlung 2019 ein. Im Fokus steht der Abschied von Uli Hoeneß. Wir berichten im Live-Ticker.

Interview: Hanna Raif

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