Hoeneß wettert gegen Nagelsmann-Kritiker: „Man hat das Gefühl, wir sind im Abstiegskampf“

Vor dem Achtelfinal-Rückspiel gegen PSG sieht Uli Hoeneß den Druck bei Paris. Diskussionen über Julian Nagelsmann will der Ehrenpräsident gar nicht erst anfangen.
Poing – „Ich liebe Sie!“ Mit diesen Worten wurde Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß in Poing von einem Schüler der Dominik-Brunner-Realschule ins Champions-League-Achtelfinale gegen Paris Saint-Germain verabschiedet. Zuvor nahm der 71-Jährige in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Kuratoriums der Dominik-Brunner-Stiftung an der Veranstaltung „Pack ma’s – für eine Schule ohne Gewalt“ teil. Am Rande der Veranstaltung gab Hoeneß ein Interview und wagte einen Ausblick auf das PSG-Rückspiel am Mittwoch.
Herr Hoeneß, was erwarten Sie für ein Spiel gegen PSG?
Hoeneß: Es geht für beide Mannschaften um extrem viel. Ich finde für Paris sogar um ein bisschen mehr: Das ganze Geld, das in den letzten Jahren in den Klub gepumpt wurde, das sollte ja irgendwann einmal zum Champions-League-Sieg führen. Je länger sich dieses Ziel hinauszögert, desto nervöser werden die in Katar. Wir sind unter Druck, keine Frage, aber die noch ein bisschen mehr.
Mit Kylian Mbappé hat Paris den Unterschiedsspieler schlechthin.
Hoeneß: Das ist halt so. Für mich gibt es zwei Gesichter von PSG: mit und ohne Mbappé. Das haben wir in Paris erlebt. Die erste Stunde war ja nichts, da haben sie in der ersten Halbzeit nicht mal auf unser Tor geschossen. Da habe ich gedacht: Hoppala, was ist hier denn los? Aber als Mbappé dann reinkam, war es ein anderes Spiel. Ein kleiner Vorteil ist, dass wir mit 1:0 führen. Hätten wir das Hinspiel verloren, hätten wir irgendwann aufmachen müssen. Und dann gibst du ihm noch mehr Räume. Für seinen Sprint braucht Mbappé nämlich schon Anlauf und Geschwindigkeit. So müssen die jetzt kommen. Das kann unsere Chance sein.
Uli Hoeneß zum Thema Nagelsmann: „Ich finde diese ganze Kampagne lächerlich“
Im Falle eines Ausscheidens dürfte die Luft für Trainer Julian Nagelsmann als Trainer dünner werden.
Hoeneß: Ich finde diese ganze Kampagne lächerlich! Manchmal hat man das Gefühl, wir sind im Abstiegskampf. Natürlich sind wir es beim FC Bayern gewohnt, dass wir mehr Punkte Abstand im Kampf um die Meisterschaft haben. Aber wir sind nach wie vor Tabellenführer, sind im Pokal-Viertelfinale und in der Champions League: Es sind nach wie vor alle Ziele erreichbar. Ich meine, dass das ganze mal wieder eine Kampagne ist – warum auch immer. Ich verstehe das nicht. Er hat sich meiner Meinung nach nichts zuschulden kommen lassen.
In Gladbach hat er die Schiedsrichter als „weichgespültes Pack“ bezeichnet.
Hoeneß: Jeder von uns kriegt das Recht, mal einen Ausrutscher zu haben. Das war für mich ein Ausrutscher. Er hat sich entschuldigt und damit ist die Sache für mich erledigt.
Thomas Müller stand nach seiner Blitz-Auswechslung in Gladbach auch im Fokus.
Hoeneß: Thomas muss wissen: Auch er muss gut spielen. Er hatte in der Phase, in der er nicht in der Stammelf war, das eine oder andere schlechtere Spiel gemacht. Jetzt hat er sich wieder gesteigert. Er ist sehr effizient. Und wenn er das ist, hat er für die Mannschaft einen unheimlichen Mehrwert.
Uli Hoeneß über zukünftige Rolle von Thomas Müller: „FC Bayern ist ja nicht auf Söldnern aufgebaut“
Auch nach der aktiven Karriere als Funktionär?
Hoeneß: Der FC Bayern ist ja nicht auf Söldnern aufgebaut, sondern auf Leute, die aus dem Verein selbst stammen – oder wie Thomas aus der eigenen Jugend. Da ist er das Idealbild für Leute, die erst eine Karriere als Spieler und in Zukunft vielleicht irgendeiner Form als Funktionär machen. Wenn er das will, ist er prädestiniert dafür. Wie Manuel Neuer.
Doch der Torhüter hat die Klubführung mit seinem SZ-Interview verärgert. Wäre eine Geldstrafe angebracht?
Hoeneß: Das weiß ich nicht, das ist nicht mehr meine Aufgabe. Sonst heißt es wieder: Der Hoeneß gibt den Bossen Ratschläge. Ich habe nur gesagt, dass das jetzt nicht vor diesem wichtigen Spiel diskutiert werden muss. Meine Meinung war lediglich, dass sich die Parteien nach dem wichtigen Spiel gegen Paris zusammensetzen sollten – und dann werden alle Beteiligten eine Lösung zu finden.