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Kritik an Bayerns Meisterfeier: Unsportlich und peinlich

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Bayern München - SC Freiburg
„Es wird schon immer mehr Show außen rum und jetzt auch mittendrin“, findet Mats Hummels. © dpa

Der FC Bayern München feierte am Wochenende seine 27. deutsche Meisterschaft. Doch gaben die Münchner bei der Meister-Party nicht die beste Figur ab.

München - Im eigenen Stadion die Meisterschale entgegennehmen. Gemeinsam mit den Fans das erfolgreiche Ende einer langen Saison bejubeln. Es gibt wohl wenig schönere Dinge in der Karriere eines Fußballprofis. Aber: Kann man beim Feiern eigentlich auch etwas falsch machen? Seit dem vergangenen Wochenende und der fragwürdigen Meister-Party des FC Bayern München kann man zu dem Schluss kommen: Ja, schon, da kann man so einiges verbocken.

Denn das Bild, das der FC Bayern am Samstagnachmittag in der Allianz Arena im Rahmen der Meisterfeierlichkeiten bot, war in einigen Teilen unsportlich und peinlich. Auch die Welt übte in einem viel beachteten Kommentar Kritik an der Meisterfeier des FCB.

Da wäre zum einen der Umgang mit dem Gegner. Klar, für die Bayern war schon vor dem Anpfiff alles geklärt, die 27. deutsche Meisterschaft in trockenen Tüchern. Doch gehört zu einer Fußballpartie bekannter Maßen auch noch ein Gegner. Und für die Gäste vom SC Freiburg war das Duell in München keinesfalls ein „Freispiel“. Nein, es war ein Endspiel um den Einzug in die Europa League. Für einen Verein in der Größenordnung der Breisgauer ein echter Höhepunkt.

Fehlender Respekt

Den Respekt vor dieser Konstellation ließ der FC Bayern vermissen. In einer aufwendigen Halbzeitshow legte Pop-Sternchen Anastacia einen Auftritt auf dem Rasen der Allianz Arena hin. So weit, so gut. Doch dauerte das Spektakel länger als geplant. Die Spieler beider Mannschaften standen bereits zum Anpfiff der zweiten Hälfte bereit, da musste zunächst noch die Bühne der Sängerin abgebaut werden.

20.05.2017, Fussball 1.Liga: FC Bayern - Freiburg
Wegen des Auftritts von Anastacia verzögerte sich der Beginn der zweiten Hälfte. © MIS

Für Freiburg-Trainer Christian Streich ein Unding: „Ich war echt genervt, dass wir nicht wieder anfangen konnten zu kicken“, raunzte er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. „Ohne diesen Künstlern zu nahe zu treten, aber das ist ein Fußballstadion, und wenn du dann als Mannschaft acht Minuten warten musst, ist das Wahnsinn.“

Auch die Bayern-Profis sind nicht begeistert

Eine Meinung, die Streich offenbar nicht exklusiv besitzt. Sogar einigen Bayern-Profis war das Prozedere in der Halbzeitpause unangenehm. So berichtete Streich, dass Arjen Robben noch auf dem Platz das Gespräch mit ihm suchte. „Er ist zu mir gekommen und hat gesagt: Das geht nicht, das ist für euch doch echt scheiße.“

Der 33-jährige Niederländer zeigte sich auch in einem Interview nach Spielende kritisch mit dem Auftreten seines Klubs. „Das hat mir leidgetan für Freiburg, weil die noch für etwas gespielt haben. Feierlichkeiten gehören dazu, aber wir haben noch eine Mannschaft auf dem Platz, und die musst du auch respektieren.“

Wer nun dachte, dass immerhin nach dem Abpfiff eine rauschende Meister-Sause beginnt, der sah sich getäuscht. Mehr staatsmännisch kontrolliert als euphorisch und spontan bejubelte der FC Bayern seinen Titelgewinn. Vieles wirkte aufgesetzt und wenig authentisch. Auch Thomas Müller, ansonsten als Feier-Biest und Spaßvogel im FCB-Kader bekannt, musste zugeben: „Es gab sicher emotionalere Meisterschafen.“

Zu viel Kommerz? 

Da passte es ins Bild, dass sich die PR-Abteilung der Münchner offenbar eine besondere Raffinesse hatte einfallen lassen: Die Weißbiergläser, deren Inhalt traditionell weniger getrunken sondern mehr auf Mitspieler und Trainer geschüttet wird, waren mit Go-Pro-Kameras versehen. Wohl etwas zu viel des Kommerzes. Nicht wenige Fans ließ diese am Ende eher peinliche Idee - die allerdings schon in manchen vorherigen Meisterjahren eingesetzt wurde - irritiert zurück.

Auch Bayern-Verteidiger Mats Hummels zeigte sich verstimmt: „Es wird schon immer mehr Show außen rum und jetzt auch mittendrin. Ich finde es ehrlich gesagt nicht ganz so berauschend, aber es scheint dazuzugehören.“

Was trotz aller unglücklichen Umstände positiv stimmt: Läuft alles nach Plan haben die Bayern bereits in einem Jahr die Möglichkeit, die Sache gerade zu rücken. Und sich als sportlich fairer und gebührend feiernder deutscher Meister zu präsentieren.

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