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Wissenschaftler: So wirkt sich das Oktoberfest auf den FC Bayern aus

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Von: Hanna Raif

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Auf uns: Ancelotti und Rummenigge im Jahr 2016.
Auf uns: Ancelotti und Rummenigge im Jahr 2016. © dpa

Unterhaltungswissenschaftler Sacha Szabo erklärt im Interview:  So wirkt sich das Oktoberfest auf den FC Bayern München aus.

München – Dreieinhalb Stunden nach dem Anstich startet auch für den FC Bayern eine neue Zeitrechnung. Denn in den kommenden fünf Spielen geht es nicht nur um Punkte, sondern traditionell auch um die „Wiesn-Bilanz“. 2010 wurde der Besuch auf dem Oktoberfest nach zwei Pleiten und einem Remis abgesagt – seitdem aber leistete sich der Rekordmeister nur wenige Ausrutscher. Wie das mit der speziellen Stimmung in der Stadt zusammenhängen kann, erklärt Unterhaltungswissenschaftler Sacha Szabo (48) im Interview.

Herr Szabo, ist die These „Der FC Bayern ist zur Wiesn-Zeit unschlagbar“ wissenschaftlich haltbar – oder lächeln Sie darüber?

Unterhaltungswissenschaftler Sacha Szabo (48).
Unterhaltungswissenschaftler Sacha Szabo (48). © fkn

Sacha Szabo: Das ist ja statistisch zu ermitteln. Spannender ist die Frage, warum ist er unschlagbar – und das könnte auch mit dem besonderen Charakter des Festes zusammenhängen. Ein Fest dient ja immer einer Einstimmung in eine besondere Stimmungslage, man denke nur an den Haka der Neuseeländischen All Blacks. Und in genau solch eine Stimmung kann einen ein Ritual versetzen. Dass man sich für unschlagbar hält. Eine Erfahrung im Übrigen, die mancher Wiesn-Besucher teilt, der in eine Rauferei gerät.

Ist der Effekt eine sich selbst erfüllende Prophezeiung?

Szabo: Klar kann es so etwas wie eine Magie der Wiesn geben, wenn man daran glaubt – und im Fußball spielt Glaube und Aberglaube eine große Rolle.

Spornt ein möglicher Wiesn-Besuch die Mannschaft an?

Szabo: Bestimmt. Das gemeinsame Erleben eines außeralltäglichen Zustandes, oder nennen wir es beim Namen: einem ordentlichen Rausch, stärkt das Wir-Gefühl. Und Alkohol – im richtigen Maß – erzeugt ein Hochgefühl. Allerdings muss man auch den Kater in Kauf nehmen (lacht).

So passt der internationale FC Bayern München auf das Oktoberfest

Wie passt Bayerns Multi-Kulti-Truppe auf die Wiesn?

Szabo: Auch wenn die Wiesn ursprünglich das bayerische Nationalgefühl stärken sollte, so ist es heute als weltweit größtes Volksfest mehr: es ist Botschafter für ein Deutschland, das gesellig ist und gerne feiert. Wer bereit ist, sich darauf einzulassen, der wird auch meist recht problemlos aufgenommen. Eigentlich war das Oktoberfest von Beginn an und mit voller Absicht ein „Melting Pot“, ein Schmelztiegel, damals der Regionen Bayerns und heute, in Zeiten der Globalisierung, der ganzen Welt. Es ist das Besondere, dass Feste ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen, und genauso ist es im Fußball. Es ist die große Kunst, aus einer Gruppe von Individualisten ein Team zu formen. Da eignet sich ein Wiesn-Besuch ganz besonders.

Louis van Gaal war der letzte Trainer, der den Wiesn-Besuch aus Leistungsgründen abgesagt hat. Typisch holländisch?

Szabo: Nein, gar nicht. Dort, wo holländische Fans sind, ist oft eine besonders gute Stimmung – Hup Holland Hup! Aber typisch van Gaal.

Ancelotti ist Italiener. Die mögen das Oktoberfest ja ganz gerne…

Szabo: Nun, die Italiener mögen ja nicht nur das Oktoberfest, sondern haben insgesamt eine wunderbare Festkultur. Vielleicht hängt das auch mit der Religion zusammen. Das Oktoberfest hat ja etwas Spirituelles und genauso ist Fußball auch eine Art Religion. Beide – Stadion und Bierzelt – sind im übertragenen Sinne Kathedralen, in beiden herrschen andere Umgangsformen und eine andere Zeit. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass die Preisung von Hopfen und Malz den Fußballgott gnädig stimmt. Im Moment ist er ja ein wenig spröde.

Nun kommt ausgerechnet Mainz zum Wiesn-Start. Haben Karneval und Wiesn etwas gemeinsam?

Szabo: Ein klares Ja! Man muss ja nur an die „Faschingsdirndl“ denken. Aber es geht noch weiter: es herrscht bei beiden ein Gemeinschaftsgefühl, ein kollektives Wir. Die unterschiedlichen Schichten vermischen sich, es wird jeder geduzt. Beides sind Feste, die – auch wenn das jetzt manche verwundert – eine volkstümliche Art der Spiritualität feiern. Und der Fußball fügt sich hier perfekt ein: nicht umsonst spricht man bei einem gelungenen Spiel auch von einem „wahren Fußballfest“.

Interview: Hanna Raif

Oktoberfest 2017 live im TV und im Live-Stream

In den Streaming-Angeboten der TV-Sender tauchen garantiert die Wiesn-Promis auf. Wir haben bereits zusammengefasst, wie Sie das Oktoberfest 2017 live im TV und Livestream sehen können. Außerdem bieten wir wieder den Live-Stream von münchen.tv zum Oktoberfest 2017.

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