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Woche der Entscheidung beim FC Bayern: Kann die Schale Kahn retten?

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Von: Hanna Raif, Manuel Bonke, Philipp Kessler

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Oliver Kahn, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München, steht unter Druck. Kann er sich mit der Meisterschalt im Amt retten?

München – Ein gutes Frühstück ist nie verkehrt – und in Krisenzeiten besonders wichtig. Das scheint Oliver Kahn genauso zu sehen. Wie schon im Vorjahr, nach dem Aus im Viertelfinale der Champions League gegen den Außenseiter aus Villarreal, wurde der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern am Montag von der „Bild“ in einer noblen Caféserie in Grünwald fotografiert. Zwei Tage nach dem Verlust der Tabellenführung, sechs Tage vor dem Showdown der womöglichen ersten titellosen Saison seit 2012 tankte der 53-Jährige Kraft für den Endspurt. Denn bei seinem Arbeitgeber, in der Geschäftsstelle wie am Tegernsee, herrscht Hochbetrieb. Diese Woche, das hört man aus allen Richtungen, gilt intern als Woche der Entscheidung. Und damit ist nicht das Sportliche gemeint – sondern das große Ganze.

Oliver Kahn
Geboren:15. Juni 1969
Verein:FC Bayern München
Funktion:Vorstandsvorsitzender

FC Bayern München: Gibt es personelle Konsequenzen?

„Wir trennen zwischen dem Sportlichen und dem, was wir betriebswirtschaftlich und personalpolitisch machen müssen“, hatte Präsident Herbert Hainer bereits vergangene Woche gesagt. In der Tat wäre es verwunderlich, wenn ein unerwartetes Happyend am Samstag Einfluss auf all das hat, was danach passiert. Für kommenden Dienstag, den so oft und so viel zitierten 30. Mai, ist die Aufsichtsratssitzung angesetzt, in der schonungslos analysiert und über die Konsequenzen der turbulenten vergangenen Monate debattiert werden soll. Es ist aber nur logisch, dass die Weichen für den Tag, der für diesen aktuell krisengebeutelten Verein nicht nur wichtig, sondern zukunftsweisend ist, schon jetzt gestellt werden. Ein „Weiter so“, da ist man sich einig, kann, darf und wird es nicht geben. Aktuell geht es daher um die Frage: Muss es personelle Konsequenzen geben? Und wenn ja: Wie? Wann? Und wer übernimmt?

Die Antworten werden an verschiedenen Orten und in alle Richtungen durchgesponnen. Am Tegernsee, wo Uli Hoeneß seine Vision des FC Bayern gedanklich mit Ideen und Personen füllt. Und freilich an der Säbener Straße, wo in Hainer jener Mann sitzt, dessen Entscheidungsgewalt als Aufsichtsratsvorsitzender von elementarer Bedeutung ist. Für Aufruhr hat gestern die Berichterstattung unserer Zeitung gesorgt, unter Angestellten wie in der Chefetage.

Oliver Kahn.
Oliver Kahn. © IMAGO/Kirchner/David Inderlied

Wie geschrieben, steht der scheidende Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen als möglicher Nachfolger von Kahn zur Debatte. Die Personalie – und die zahlreichen Gerüchte über sie – passt zum Status Quo der Entscheidungsfindung. Der Tenor: Nach wie vor ist offen, was am 30. Mai passieren wird. Von mehr Klarheit geht man im Laufe der Woche, also vor der Reise zum letzten Liga-Spiel am Samstag (15.30 Uhr) beim 1. FC Köln, aus.

FC Bayern München: Muss Kahn gehen?

Die Geschehnisse vom Wochenende, das 1:3 gegen RB Leipzig, haben all dem, was hinter den Kulissen passiert, noch einmal mehr Brisanz gegeben. Nach einer vergleichbaren ruhigen Woche im Anschluss an das 6:0 gegen Schalke, als man kurzzeitig dachte, die Wende geschafft zu haben, folgte der herbe Rückschlag. Die Anspannung ist jetzt noch höher, der Handlungsdruck groß. Daher will man Entscheidungen – egal in welcher Richtung – auch nicht weit hinauszögern. Dass etwas passieren muss, um den Branchenprimus wieder in die Erfolgsspur zu bringen, ist allen bewusst. Lieber also schnell handeln – um dann Ruhe und vor allem Zeit für einen Neustart zu haben.

Der Name Dreesen hält sich hartnäckig, als einziger. Entscheidend könnte sein, ob Dreesen, der dem Vernehmen nach schon nach dem Rückzug von Karl-Heinz Rummenigge auf den Posten schielte, den lukrativen Rufen der DFL folgen will oder bei Bayern den Aufstieg dem Rücktritt vorzieht. Diese Aktion interpretieren viele als typischen „Hoeneß-Move“. Alt bewährte Kräfte in schwierigen Zeiten zu bündeln, war schon in der Vergangenheit oft ein Problemlöser, vor allem auf sportlicher Ebene. Zur Erinnerung: Auch Jupp Heynckes war schon mehrfach weg, ehe er immer wieder kam – und 2013 das Triple holte. (Von Hanna Raif, Manuel Bonke und Philipp Kessler)

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