München - Das Parkett brennt wieder! Nach der Winterpause greifen die Bayern-Basketballer endlich wieder an. In Freiburg trifft die Truppe von Trainer Dirk Bauermann am Samstag (19.30 Uhr) auf den Vorletzten der ProA.
Die Halle wird aus allen Nähten platzen und die Fans werden aus dem Häuschen sein. Routine eben. Dabei scheinen die meisten zu vergessen, dass es auch vor der Zeit der großen Demond Greenes und Steffen Hamanns großartige Basketballer beim FC Bayern gab.
Die Cheerleader der Bayern-Basketballer - mit neuen Bildern
Rote Multitalente: Hinter den Kulissen bei den FC-Bayern-Cheerleadern
Klaus Schulz zum Beispiel. Er führte die roten Riesen in der Saison 67/68 zum Pokalsieg und war eine der schillerndsten Figuren im deutschen Basketball. Die tz sprach mit ihm über die Bayern-Baskets von damals, von heute – und die Chancen der Truppe von Trainer Dirk Bauermann in der BBL.
Herr Schulz, Sie wissen wie es ist, mit den Bayern Titel zu holen. Trauen Sie dem Team von heute auch einen Titel zu?
Schulz: Wenn Sie den Aufstieg in die BBL als Titel rechnen, dann ja. Davon bin ich zu hundert Prozent überzeugt. Dann werden sie aber ein, zwei Jahre in der Bundesliga brauchen. Das hängt davon ab, was Bauermann & Co. an neuen Spielern holen. Fünf neue brauchen sie meiner Meinung nach sicher!
Denken Sie da an Spieler aus Bamberg?
Schulz: Nicht unbedingt! Es gibt ja genügend Amerikaner auf dem Markt. Wolfgang Heyder, ein langjähriger Freund Bauermanns, ist ja in Bamberg als Manager tätig. Ich glaube, dass sich die beiden zumindest im ersten Jahr nicht in die Quere kommen werden.
Wer gefällt Ihnen denn am besten aus dem aktuellen Team?
Schulz: Steffen Hamann ist wunderbar! Den finde ich wirklich toll. Unter dem Korb finde ich es wiederum nicht so toll. Da brauchen sie dringend Verstärkung. Ansonsten sind sie mit Steffen Hamann und Demond Greene, die jeweils erste Fünf in der Nationalmannschaft spielen, sehr gut besetzt.
Lassen Sie uns über den Basketball von früher reden! Was hat sich seitdem verändert?
Schulz: Der Basketball ist wesentlich athletischer geworden. Wir haben damals zweimal die Woche trainiert, die trainieren heute zweimal am Tag. Da sind die Spieler naturgemäß wesentlich athletischer und die Defensive somit besser. Geschossen haben wir damals aber auch sehr gut!
Sie waren der erste deutsche Basketballer, der von einem ausländischen Klub abgeworben wurde. Wie war die Zeit bei Estudiantes Madrid?
Schulz: Fantastisch! Das war einmalig, ein ganz neues Erlebnis. Spanien ist ja ein basketballverrücktes Land. Nach dem Fußball kommt da sofort der Basketball. Nach dieser einen Saison in Madrid kannte mich jeder in der Stadt. Überall, wo ich hinkam, wusste jeder: Das ist der Deutsche, der bei Estudiantes spielt. Das war einfach nur schön!
Und danach ging es zu den Bayern. Konnte man die damaligen Strukturen der Basketballabteilung mit den heutigen vergleichen?
Schulz: Überhaupt nicht! Basketball war ja eigentlich ein Stiefkind der Bayern. Nur der damalige Präsident, Willi Otto Hoffmann, hat den Basketball gefördert und vorangetrieben. Leider musste er dann eines Tages zurücktreten, alles ging wieder bergab und Basketball verschwand zwanzig Jahre in der Versenkung. Dann kam Uli Hoeneß und entdeckte sein Herz für Basketball.
Damals war das Verhältnis zwischen den Basketballern und den Fußballern auch familiärer als heute, oder?
Schulz: Die Fußballer haben uns akzeptiert, uns eingeladen und wir haben uns alle geduzt. Das war eine ganz andere Geschichte und ist heute undenkbar. Wenn Hoeneß aber eine gemeinsame Veranstaltung macht, dann könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es wieder so wird.
Sein Projekt jedenfalls scheint aufzugehen…
Schulz: Natürlich, wenn der Name FC Bayern und die Finanzkraft dahintersteht, dann ist es auch relativ einfach. Da gibt es andere Vereine, die am Existenzminimum kratzen. Bayern eben nicht. Ende der achtziger Jahre war das genauso. Da hat Hoffmann mir gesagt, dass wir die Jungs wieder in die erste Liga bringen sollen. Wir waren damals in der dritten Liga und ich hatte genau das gleiche Konzept wie Hoeneß heute. Ich habe mit Clementes einen der besten Trainer aus Tschechien geholt, gute Amerikaner verpflichtet und siehe da: Wir sind peu à peu aufgestiegen, bis in die erste Liga. Dann kam eben der Cut, weil Hoffmann aufhören musste, und wir sind auf Kommando wieder runter in die dritte Liga.
Wie sieht es bei Ihnen aus? Sind Sie noch sportlich aktiv?
Schulz: Natürlich! Ich spiele sehr viel Golf und mache hier und da ein wenig Fitness. Nur Basketball spiele ich nicht mehr. Das ist mir zu gefährlich geworden. Von den Leuten, mit denen ich immer gespielt habe, hat einer nach dem anderen Achillessehnenrisse, Kreuzbandrisse und Meniskusrisse erlitten. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis mich das ereilt. Und bei einem Alten, der mal gut war, ist es immer gleich: Er will immer noch mithalten und übertreibt es irgendwann.
Interview: José Carlos Menzel Lopez
Die Erfolge der Bayern-Baskets:
1954: Deutscher Meister. – 1955: Deutscher Meister. – 1967/68: DBB-Pokalsieger. – 1986/87: Meister 2. Bundesliga Süd. – Zwischen 1981 und 2008: Siebenmaliger Regionalliga-Meister.