Ecclestone: "Sind die falschen Reifen"

Köln - Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hat im Streit um die Reifen ein Machtwort gesprochen und sich auf die Seite von Red Bull und Mercedes geschlagen. Die Ermittlungen gegen ihn wurden unterdessen abgeschlossen.
Bernie Ecclestone hat im Streit um die Reifen ein Machtwort gesprochen. „Das sind sind die falschen Reifen. So etwas hatten wir nicht erwartet, als wir Pirelli beauftragt haben, etwas zu produzieren, was ein halbes Rennen halten soll“, sagte der 82-Jährige dem Daily Express und stellte sich damit eindeutig auf die Seite der Chefkritiker von Red Bull und Mercedes.
Ecclestone kündigte gleichzeitig Veränderungen an. „Pirelli weiß von dem Problem, und sie machen etwas. Wir werden zurückgehen zum Reifen-Typ der vergangenen Saison, der uns spannende Rennen beschert hat“, erklärte der Engländer. Nach der zum Teil harschen Kritik hat Pirelli für den Großen Preis von Großbritannien am 30. Juni in Silverstone Änderungen angekündigt. Zuvor macht die Formel 1 allerdings noch Station in Monaco (26. Mai) und Kanada (9. Juni).
Leidtragende der aktuellen Reifen sind vor allem das Red-Bull-Team um Weltmeister Sebastian Vettel sowie die Qualifying-„Weltmeister“ von Mercedes. Beide Rennställe leiden darunter, dass sich die Pneus ihrer Wagen zu schnell abnutzen. Den am vergangenen Wochenenede beim Großen Preis von Spanien in Barcelona zum Einsatz gekommenen neuen harten Reifen hatte Vettel kurz und bündig als „Griff ins Klo“ bezeichnet.
Red Bulls Teamchef Christian Horner erklärte der Sport Bild: „Unser Limit war zuletzt weder der Fahrer noch das Auto. Stattdessen mussten wir unseren Speed den Reifen anpassen.“ Die Situation sei derzeit einfach zu undurchsichtig. Pirelli müsse „für ihr eigenes Image endlich etwas tun“.
Auch Teambesitzer Dietrich Mateschitz hatte nach Platz vier von Vettel in Barcelona gepoltert: „Das hat nichts mehr mit Rennsport zu tun, das wurde ein Wettbewerb im Reifenmanagement. Autorennsport sieht anders aus.“ Weiter meinte der Milliardär: „Wir können unter diesen Umständen das Potenzial unseres Autos und unserer Fahrer nicht mehr nutzen.“
Gleiches gilt für Mercedes. Sternfahrer Nico Rosberg, der wie schon zuvor in Bahrain auf die Pole Position gefahren war, musste sich am Ende mit Rang sechs zufrieden geben. Anschließend meinte der Wiesbadener: „Ich hatte ein sehr hartes Rennen. Der erste Stint war okay, aber danach bin ich mein eigenes Rennen gefahren. Es hätte keinen Sinn gemacht, die Reifen zu zerstören bei dem Versuch, vorne zu bleiben.“ Sein Teamkollege Lewis Hamilton war während des Rennens von seinem Team aufgefordert worden, seine Reifen zu schonen. Was der Brite süffisant kommentierte: „Ich kann nicht noch langsamer fahren.“
Es gibt aber auch Teams, die sich besser auf die neuen Reifen eingestellt haben. Neben Ferrari mit Barcelona-Sieger Fernando Alonso ist dies vor allem Lotus mit „Reifen-Flüsterer“ Kimi Räikkönen. Der Vizeweltmeister meinte: „Die Aufgabe ist für alle gleich. Wir haben sie einfach besser gelöst.“ Lotus-Mitbesitzer Gerard Lopez zog ein populäres Beispiel heran: „Das ist wie beim Fußball - wenn eine Mannschaft immer an den Pfosten schießt, macht man die Tore auch nicht größer. Ich finde die Diskussion einfach nur bescheuert.
Ermittlungen abgeschlossen
Die Ermittlungen gegen Ecclestone unter anderem wegen Verdachts auf Bestechung sind abgeschlossen. Ob es zu einer Anklage kommt, wollte Thomas Steinkraus-Koch von der Staatsanwaltschaft München am Dienstag nicht mitteilen. „Angaben über den weiteren Verfahrensablauf werden zu diesem Zeitpunkt nicht gemacht.“ Er bestätigte entsprechende Medienberichte. Seit 2011 ermittelt die Anklagebehörde gegen den 82-jährigen Briten.
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Ecclestone wird vorgeworfen, dem früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky 2006 beim Verkauf der Formel-1-Anteile der Bank rund 44 Millionen US-Dollar Schmiergeld gezahlt zu haben. Gribkowsky war im vergangenen Juni vom Landgericht München wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte zugegeben, das Schmiergeld von Ecclestone erhalten und nicht versteuert zu haben. Die Gefängnisstrafe ist inzwischen rechtskräftig. Ecclestone war in diesem Verfahren als Zeuge gehört worden, durfte danach aber wieder abfliegen. Einen Haftgrund sahen die Ermittler nicht.
Sollte es nun zu einer Anklage und einem Prozess in München gegen den steinreichen Ecclestone kommen, könnte dies das Ende der fast vier Jahrzehnte andauernden Herrschaft des 82-Jährigen bei der Formel 1 bedeuten. Der Brite hatte bereits vor Monaten dem „Sunday Telegraph“ gesagt, die Besitzergesellschaft CVC, die Ecclestone nach der Übernahme als Geschäftsführer der Königsklasse angestellt hatte, „wird wahrscheinlich gezwungen sein, mich loszuwerden, wenn die Deutschen mich holen. Es ist ziemlich klar, wenn ich eingesperrt würde.“
Auch Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo hatte Ecclestone einen Rücktritt nahegelegt, sollte es zur Anklage kommen. Weil er die Formel 1 liebe, werde Ecclestone der erste sein, der einen Schritt zurücktrete, „im Interesse der Formel 1“. Der ganze Vorgang könne „die Formel 1 beschädigen“, hatte der Italiener gesagt. Ecclestone hatte mit seinem nicht unumstrittenen Führungsstil aus der Königsklasse ein weltumspannendes Unternehmen gemacht. Die Formel 1 ist längst ein Milliardengeschäft.
Der Formel 1-Boss hatte die Bestechungs-Vorwürfe stets bestritten und die Millionenzahlung an Gribkowsky als eine Art Schweigegeld dargestellt, damit dieser ihn nicht bei den britischen Steuerbehörden anschwärzt.
sid/dpa