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„Mitleid mit den Leuten da draußen“: Formel-1-Rennen wird zur großen Farce - Selbst Sieger wird deutlich

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Christian Horner, Max Verstappen und Dr. Helmut Marko (v. l.) stehen hinter einem Zaun und unterhalten sich
Nicht ganz glückliche Sieger von Spa-Francorchamps: Red Bull um Teamchef Christian Horner (l.) und Motorsportchef Helmut Marko (r.) triumphierte mit Max Verstappen im kürzesten Rennen der Formel-1-Geschichte. © HOCH ZWEI/imago images

Diesen Tag wird wohl niemand in der Motorsport-Welt je vergessen. Nur zehn Minuten fuhren die Piloten in Belgien - komplett hinter dem Safety Car. Die Stimmen zur Farce von Spa-Francorchamps.

München - Dauerregen bremst die Formel 1* aus. Während Wetterkapriolen ansonsten häufig für spektakuläre und abwechslungsreiche Rennen sorgen, geht beim Comeback der Königsklasse nach der Sommerpause 2021 so gut wie nichts. Auf der Traditionsrennstrecke in Spa-Francorchamps* drehen die Boliden letztlich nach mehr als drei Stunden Wartezeit im Nassen nur wenige Runden hinter dem Safety Car, um zumindest halbe WM-Punkte vergeben und das Rennen als absolviert verbuchen zu können.

Für viele Zuschauer und Beteiligte muss es sich wie eine Farce angefühlt haben. Den Sieg sicherte sich so problemlos Pole-Setter Max Verstappen* vor Überraschungsmann George Russell* und WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton*. Sebastian Vettel landete auf Rang fünf. Doch wirklich glücklich war nach diesem historischen Tag mit dem kürzesten Rennen der Formel-1-Geschichte kaum jemand. Wir haben die Stimmen zusammengefasst.

Zuschauer mit Regenschirmen und Regencapes stehen auf der Tribüne
Im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen gelassen: Die Zuschauer in Spa-Francorchamps warteten vergeblich auf Rennaction. © John Thys/afp

Max Verstappen (Red Bull, Rennsieger) über...

...das kurze Rennen: „Es ist natürlich sehr schade, dass wir hier keine wirkliche Runden fahren konnten. Die Sicht war sehr schlecht. Das ist ein Sieg, wie man ihn sich nicht unbedingt wünscht.“

...die Zuschauer an der Strecke: „Großes Kompliment an die Fans an der Strecke, sie sind heute die eigentlichen Sieger.“

George Russell (Williams, Platz 2) über...

...die Wetterverhältnisse: „Wir sitzen alle im selben Boot unter diesen Bedingungen. Schade, dass wir das Rennen nicht fahren konnten, aber es ist natürlich ein tolles Ergebnis.“

...seinen sensationellen Podiumsplatz: „Wir haben seit drei Jahren so viel Arbeit investiert und konnten es endlich umsetzen.“

Lewis Hamilton (Mercedes, Platz 3) über...

...die frierenden und durchnässten Fans: „Es hat mir so leidgetan für die Fans heute. Sie waren unglaublich, dass sie die ganze Zeit bei der Stange geblieben sind und gehofft haben, es gibt noch ein Rennen. Ich hoffe, die Fans kriegen ihr Geld zurück für heute.“

...die Bedingungen: „Fünf Meter vor dir sind die Autos verschwunden, die hast du nicht mehr gesehen. Man hat nicht mal die Lichter gesehen. Es ging nicht, man wusste nicht, auf welchem Teil der Strecke die Autos unterwegs waren.“

Sebastian Vettel steht vor einem Zaun und hält seinen Helm in der Hand
Entschuldigende Geste: Sebastian Vettel dachte während der Farce in Spa-Francorchamps an die Zuschauer, die im Regen ausharrten. © KENZO TRIBOUILLARD/afp

Sebastian Vettel (Aston Martin, Platz 5) bei Sky über...

...die Fans und das Wetter: „Während der Fahrerparade hat man schon Mitleid mit den Leuten da draußen gehabt. Und dann noch drei Stunden bei den Bedingungen dort zu sitzen. Wir können ja nichts machen. Ich war noch im Vorderfeld, aber selbst da war nichts zu sehen, es hat einfach nicht aufgehört zu regnen.“

...die Gründe für den späten Start: „Es war schwer, ich glaube, da spielen verschiedene Interessen rein. Das oberste Interesse sollte immer unsere Sicherheit sein. Das Wetter wurde ja auch nicht besser. Wahrscheinlich war es die richtige Entscheidung.“

...seinen fünften Platz: „Ich wäre gerne im Regen gefahren, weil ich glaube, dass wir Boden hätten gutmachen können.“

Fernando Alonso (Alpine, Platz 11) bei Sky über...

...das Rennen: „Das war überhaupt kein Rennen, wir sind ja nur hinter dem Safety Car* hinterhergeschlichen. Das ist traurig. Die Zuschauer waren das ganze Wochenende über super.“

...die F1-Regeln: „Ich finde es auch seltsam, warum es Punkte gibt. Warum Punkte, wenn es kein Rennen gab? Ich konnte ja gar nicht um Punkte kämpfen.“

Hilfskräfte gehen unter den Ampel die Zielgerade entlang
Hatten auch keinen Auftrag: Die Race Marshalls mussten ebenfalls im Regen ausharren. © KENZO TRIBOUILLARD/afp

Helmt Marko (Red-Bull-Motorsportchef) bei Sky über...

...Verstappens Sieg: „Wir sind nicht stolz auf diesen Sieg. Die Veranstalter und Verantwortlichen haben alles versucht, um das Rennen über die Bühne zu bekommen. Ich finde es aber nicht gut, dass man das Publikum so lange hingehalten hat. Es war kein angenehmer Renntag.“

...die verlorenen Punkte wegen des deutlich verkürzten Rennens: „Wir haben uns hier sehr stark gefühlt, aber besser zwei Punkte hinten (in der WM-Wertung, d. Red.) als gar keine Punkte.“

Toto Wolff (Mercedes-Teamchef) bei Sky über...

...die F1-Regeln: „Wenn das Reglement so ist, muss man das aufs Kinn nehmen und aufs nächste Rennen schauen.“

...seine Schlussfolgerung: „Natürlich haben wir Punkte verloren. So ist das Reglement. Wir werden diskutieren (mit der Rennleitung, d. Red.), aber da ist wohl nichts zu machen.“

Jost Capito (Williams-Teamchef) bei Sky über...

...den unverhofften zweiten Platz von Russell: „Es ist ein bisschen schwierig. Auf der einen Seite: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Auf der anderen Seite haben wir gestern den Grundstein gelegt. Es war richtig, das hier über die Bühne zu bringen. Jeder im Team ist absolut glücklich.“

...die Bedeutung des Podiumsplatzes: „Das gibt Lust auf mehr. Ich habe dem Team gesagt: Genießt es - es kommt wahrscheinlich so schnell nicht wieder. Ungarn war schon ein Motivationsboost (Platz 7 und 8, d. Red.) und George jetzt auf dem Podium zu sehen, gibt nochmal einen Motivationsschub.“

...die F1-Regeln: „Natürlich gibt es Teams, die profitiert haben, und Teams, die nicht profitiert haben. Das ist Racing, man kann das Wetter nicht beeinflussen. So ist das Reglement.“

...Russells wohl anstehenden Wechsel zu Mercedes*: „Ich denke, bei den letzten Leistungen, die George vollbracht hat, würde es mich sehr überraschen, wenn die Entscheidung (bei Mercedes) nicht pro George ausfallen würde.“ (mg) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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