Allerdings stellten die Stewards klar, dass Verstappen auf den Heckflügel an Hamiltons Rennwagen "nur eine geringfügige Kraft ausgeübt" habe. Es sei "kein direkter Schaden" verursacht worden. Dennoch wurden Fahrer und Teams für die Zukunft angehalten, derartiges zu unterlassen. Bei weiteren Fällen könnten "abweichende Strafen" verhängt werden, teilte der Automobil-Weltverband FIA mit.
Der Vorwurf gegen Hamilton war deutlich schwerwiegender: Bei Einsatz des Drag Reduction Systems (DRS) öffnete sich der verstellbare Heckflügel weiter, als es das Reglement gestattet.
"Die Sportkommissare akzeptierten grundsätzlich die Erklärung des Wettbewerbers, dass die Ursache für den fehlgeschlagenen Test eher ein 'Missgeschick' als eine vorsätzliche Handlung war", hieß es in der Urteilsbegründung, die Hamilton allerdings nicht vor der schweren Bestrafung bewahrte.
Im Sprint werden die Top Drei im Ziel mit Punkten (3-2-1) belohnt, vor allem aber wird die Startreihenfolge für den Grand Prix am Sonntag (18.00 Uhr MEZ/Sky) ermittelt, in dem bis zu 26 Zähler zu gewinnen sind. Für das eigentliche Rennen, den viertletzten WM-Lauf der Saison, erwartet Hamilton aufgrund eines Motorenwechsels ebenfalls eine Strafversetzung, diesmal um fünf Startplätze.
Meldung vom 13. November, 12.51 Uhr: São Paulo - Es sieht so aus, als würden es die beiden endgültig auf die Spitze treiben: Max Verstappen und Lewis Hamilton kämpfen um die Formel-1-Krone - welcher der beiden Piloten sie sich am Ende aufsetzt, ist auch vier Rennen vor Saisonende noch völlig offen. Leichte Vorteile hat sich zuletzt der Niederländer verschafft.
Aber: Nach dem überlegenen Sieg Verstappens in Mexiko schlägt Hamilton beim Großen Preis von Brasilien zurück. Auf der traditionsreichen Strecke von Interlagos war der Brite deutlich schneller und schnappte sich die Pole für das Sprint-Qualifying. Er ließ allerdings einen neuen Motor einbauen, wofür er am Sonntag fünf Plätze weiter hinten starten muss, egal, wie das Sprintrennen am Samstag ausgeht.
Richtig chaotisch wurde es jedoch erst nach dem ersten Qualifying am Freitag. Die FIA untersuchte Hamiltons Heckflügel und stellte fest: Er öffnet sich bei aktiviertem DRS (Überholsystem) weiter, als das Reglement erlaubt. Was nun passiert, will die FIA am Samstag bekanntgeben. Verstöße gegen das technische Reglement werden normalerweise mit einer Disqualifikation bestraft.
Für Verstappen, der in der Fahrerwertung 19 Punkte vor Hamilton liegt, ist also der Weg frei - oder doch nicht? Plötzlich geriet auch Verstappen ins Visier der Stewards. Ein Twitter-Video zeigte, wie der Red-Bull-Pilot kurz nach dem Qualifying erst seinen eigenen Heckflügel und dann den seines Mercedes-Rivalen Hamilton samt Berührung genauestens inspiziert. Genau das ist aber eigentlich untersagt. Laut Sportgesetzbuch dürfen nur die zuständigen Funktionäre den Parc fermé betreten, nicht aber die Fahrer.
Verstappen muss nun am Samstagmittag zum Rapport bei den Rennkommissaren. Danach wird der Hamilton-Fall entschieden. Dass Verstappen das DRS-System mit seiner Berührung zum Nachteil Hamiltons verändert oder beschädigt hat, scheint unwahrscheinlich und wäre obendrein in hohem Maße unsportlich. Es bleibt spannend, wie die Stewards entscheiden werden - in der heißen Schlussphase der Saison sind solche Entscheidungen natürlich besonders heikel. (epp)