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Grand Prix in Ungarn: Vettel setzt modisches Statement gegen Orban-Regierung - „Ich finde es peinlich“

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Sebastian Vettel trägt Sonnenbrille und zeigt mit dem linken Zeigefinger nach vorn
Knöpft sich Viktor Orban und dessen Regierung vor: Sebastian Vettel findet den Umgang des ungarischen Staatschefs mit der LGBTQ-Community „peinlich“. © James Gasperotti/dpa

Bislang hat Sebastian Vettel in dieser Formel-1-Saison abseits der Rennen mehr Statements gesetzt als auf der Strecke. In Ungarn kommen zwei wichtige hinzu - verbal und visuell.

München - Für dieses Wochenende hat sich Sebastian Vettel besonders herausgeputzt. Denn vor der vierwöchigen Sommerpause macht die Formel 1 Station in Ungarn, genauer gesagt in der Nähe von Budapest auf dem Hungaroring. Und da will der viermalige Weltmeister ein Statement setzen. Gegen Diskriminierung, für Vielfalt und Toleranz.

So kam Vettel mit weißen Schuhen zum Pressetermin, an deren Außenseiten Streifen in Regenbogenfarben verlaufen. Auch auf seinem Helm wird in diesen Tagen ein Regenbogen zu sehen sein, wie bereits in der vergangenen Saison beim Grand Prix der Türkei in Istanbul.

Formel 1 in Ungarn: LGBTQ-Gesetz bewegt auch Vettel und den Rennzirkus

Lila, Blau, Grün, Gelb, Orange, Rot - die Regenbogenfarben sind das Erkennungsmerkmal der LGBTQ-Community. Also der homosexuell oder bisexuell Orientierten oder als Transgender Lebenden. Die sich in Ungarn derzeit wie Aussetzige, ja Menschen zweiter Klasse, fühlen müssen.

Die Regierung des Rechtspopulisten Viktor Orban hatte Anfang Juli ein viel kritisiertes Gesetz ins Leben gerufen, das Aufklärung über Homo- oder Transsexualität deutlich erschwert. Mittlerweile hat der Staatschef - auch auf Druck aus Brüssel - ein Referendum angekündigt, bat die Bevölkerung jedoch um Unterstützung für seinen Weg.

Weiße Schuhe mit Regenbogenfarben sind zu sehen
Neues Schuhwerk: Sebastian Vettel setzt in Ungarn ein Zeichen. © Glenn Dunbar/Imago Images

Formel 1 in Ungarn: Vettel findet es „peinlich für ein Land, das in der EU ist“

Auch Vettel macht dieses Vorgehen fassungslos. Seinen Ungarn-Trip nutzt er deshalb nicht nur für farbenfrohe Botschaften, sondern auch für deutliche Worte: „Ich finde es peinlich für ein Land, das in der EU ist, solche Gesetze zu haben oder darüber abzustimmen.“

Mit seinem Outfit wolle er „die Unterstützung für diejenigen ausdrücken, die davon betroffen sind“. Denn überall auf der Welt müsse gelten: „Jeder ist frei zu tun, was er will. Genau das ist der Punkt. Wir hatten in der Vergangenheit so viele Gelegenheiten, daraus zu lernen.“

Video: Fragen und Antworten zum Grand Prix von Ungarn

Formel 1 in Ungarn: Vettel verweist mit Satz auf Helm auf Umweltverschmutzung

Um einen weiteren visuellen Anstoß zu geben, prangt auf seinem Helm hinten der Satz „Change the world sip by sip“ - also: „Die Welt Schluck für Schluck verändern“. Diese Worte sind dort schon seit Saisonbeginn zu lesen. Nach Angaben von Aston Martin geht die Anspielung auf die CO2-Emissionen zurück, die durch Transport und Nutzung von Einweg-Plastikflaschen verursacht werden.

Vettel hat in den vergangenen Monaten schon oft bewiesen, dass er den Blick nicht nur stur auf die vor ihm liegende Strecke richtet, sondern die Herausforderungen unserer Zeit wahrnimmt. So kniet er seit vergangenen Sommer vor jedem Rennen als Zeichen gegen Rassismus nieder.

Formel 1 in Ungarn: Vettel räumt Müll der Fans auf und will die Grünen wählen

Sein Umweltbewusstsein unterstrich der Familienvater, als er sich vor einiger Zeit als Grünen-Wähler outete. Wie um diese Einstellung zu unterstreichen, gingen nach dem Grand Prix von Großbritannien vor zwei Wochen Bilder um die Welt, auf denen Vettel mit einigen Fans den auf den Zuschauertribünen hinterlassenen Müll einsammelte.

„Es ist wichtig, dass wir alle die Umwelt respektieren und uns nicht darauf verlassen, dass andere Leute hinter uns aufräumen“, redete Vettel seinen Fans in einem Video anschließend ins Gewissen: „Es öffnet dir echt die Augen, wenn du siehst, wie viel Müll die Leute zurücklassen. Ich denke, das zwingt uns wirklich, unser Verhalten zu überdenken.“

Es war nicht das erste Mal, dass der 34-Jährige nach eigentlich getaner Arbeit so mit anpackte. Auch hier geht er mit gutem Beispiel voran. Und prangert die Missstände an. (mg)

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