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Wirbel vor Formel-1-Rennen in Saudi-Arabien: Hamilton stellt sich gegen seine Kollegen

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Von: Stefan Schmid

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Lewis Hamilton stellt sich gegen seine Kollegen, die den Grand Prix von Saudi-Arabien loben. Grund dafür dürfte auch die Menschenrechtssituation im Land sein.

Dschidda - Nur ein Jahr nach dem Drohnenangriff nahe dem Renngelände preisen die Formel-1-Fahrer den Grand Prix in Dschidda in den höchsten Tönen. Nur einer tanzt aus der Reihe: Lewis Hamilton widerspricht seinen betont sorglos auftretenden Kollegen, was wohl unter anderem auch an der Menschenrechtssituation in Saudi-Arabien liegt. Die Kritik, wenn auch vorsichtig formuliert, zielt dabei auch auf die Entscheidungsträger in der Formel 1.

Lewis Hamilton
Geboren am 7. Januar 1985 in Stevenage, England
Seit 2007 in der Formel 1 aktive: 2007-2012 bei McLaren, seit 2013 bei Mercedes
Siebenfacher Weltmeister: 2008, 2014, 2015, 2017, 2018, 2019, 2020

Hamilton befindet „das Gegenteil zu dem, was sie sagten“

In einer Medienrunde vor dem Beginn des Rennwochenendes in Dschidda lobten Fahrer wie Lance Stroll, Aston Martin, aus Kanada oder Red-Bull-Fahrer Sergio Perez aus Mexiko die Veränderungen in Saudi-Arabien, die auch dank der Formel 1 seit 2021 in Gang gekommen wären. Die Veranstaltung schien damit perfekt nach den Vorstellungen des Saudischen Königshauses abzulaufen, bis Lewis Hamilton das Wort ergriff.

Dabei gab der Brite eher wenig von sich, dies ließ zunächst aber reichlich Platz für Spekulationen. Er habe „nicht viel zu ergänzen“, nur um dann deutlich die Gegenposition seiner Vorredner einzunehmen: „Ganz das Gegenteil zu dem, was sie sagten“, würde er sich positionieren. Hamilton setzt sich seit Jahren vehement und öffentlich für Menschenrechte, gegen Unterdrückung und gegen Diskriminierung ein und dürfte damit in einigen Position nicht mit den Gegebenheiten in Saudi-Arabien übereinstimmen.

Lewis Hamilton widerspricht in der Presserunde vor dem GP von Saudi-Arabien seinen Kollegen.
Lewis Hamilton widerspricht in der Presserunde vor dem GP von Saudi-Arabien seinen Kollegen. © IMAGO / eu-images

Mercedes-Fahrer Hamilton lässt Raum „frei für Interpretationen“

Auch auf mehrmalige Nachfragen hin konkretisierte Hamilton seine Aussage nicht, fügte lediglich an, dass er es bewusst nicht weiter ausführe, „es ist daher frei für Interpretationen“. Stattdessen wünschte der Mercedes-Fahrer allen Personen vor Ort „ein sicheres Wochenende“ und fügte die Hoffnung an, dass „jeder sicher wieder nach Hause“ kommt. Der letztjährige Vorfall, als ein Drohnenangriff auf ein nahe gelegenes Öllager die Formel 1 in Dschidda erschütterte, scheint zumindest Hamilton noch nicht beiseiteschieben zu können.

Grund für die vorsichtig gewählten Worte des Briten ist wohl auch die Präzisierung des Formel-1-Regelwerks bei politischen Meinungsäußerungen. Ende Dezember hatte der Weltverband seinen Verbotskurs verschärft, seitdem stellen im internationalen Sportreglement unter Punkt 12.2.1.n „politische, religiöse und persönliche Äußerungen oder Kommentare“ einen Regelverstoß dar. Zum damaligen Zeitpunkt wurde darüber spekuliert, ob die kritische und offen zur Schau getragene Haltung von Sebastian Vettel ein Grund für die Änderung war.

Sebastian Vettel machte 2022 beim GP in Miami mit seinem Shirt auf die globale Erwärmung aufmerksam.
Sebastian Vettel machte 2022 beim GP in Miami mit seinem Shirt auf die globale Erwärmung aufmerksam. © IMAGO / Nordphoto

Hamilton kritisiert Umgang mit Menschenrechtsproblemen

Wenn er sich auch mit klaren politischen Statements zurückhielt, so machte Hamilton seine Position gegenüber dem Umgang der Formel 1 mit Saudi-Arabien deutlich. Das Königreich wird in einschlägigen Listen als eines der autoritärsten Länder der Welt geführt, trotzdem hält sich das Unternehmen Formel 1 mit öffentlichen Aussagen dazu beinahe gänzlich zurück.

Nicht so Hamilton, der sich am Donnerstag schließlich doch noch ein etwas konkreteres Statement entlocken ließ. „Wenn ich nicht hier bin, macht die Formel 1 ohne mich weiter“, schloss er zunächst persönliche Konsequenzen aus, um dann seinen eigenen Umgang darzulegen: „Also versuche ich vor Ort, so viel über die Zustände zu erfahren wie möglich. Wenn der Sport an Orte wie diesen geht, mit Menschenrechtsproblemen, dann müssen wir das Bewusstsein dafür stärken. Ich denke, der Sport müsste mehr tun.“ (dpa/sch)

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