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Michael Schumacher: Weggefährte aus der Formel 1 plötzlich im Krankenhaus

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Von: Andreas Schmid

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Flavio Briatore (l.) und Michael Schumacher feierten einst große Erfolge.
Flavio Briatore (l.) und Michael Schumacher feierten einst große Erfolge. © TOSHIFUMI KITAMURA / AFP

Einst war er Weggefährte von Michael Schumacher in der Formel 1: Jetzt musste Flavio Briatore ins Krankenhaus.

München - Es waren schreckliche Bilder, die Europa und die Welt im März aus Italien ereilten. Im besonders schwer von der Corona-Pandemie gezeichneten Bergamo musste die italienische Armee unzählige Covid-19-Tote mit Militärtransportern aus der Stadt bringen. Die Krematorien waren schlicht überlastet. Rund fünf Monate und einem harten Lockdown später schien sich die Situation in Italien entspannt zu haben. Das Land steht gleichzeitig aber auch vor vielen Fragezeichen.

Corona in Italien: Neuinfektionen überschreiten 1000er-Marke

Wie kann die enorm angeschlagene Wirtschaft wieder stabilisiert werden? Wie geht man mit den eigentlich überlebenswichtigen Touristen aus dem Ausland um? Wie managed man den im September nach den dreimonatigen Ferien anstehenden Schulstart? Ungewisse Zeiten im 60-Millionen-Einwohner-Land, wo die Infektionszahlen zuletzt wieder gestiegen waren. Am Sonntag lag die Anzahl der Neuinfektionen mit 1.444 den vierten Tag in Serie im vierstelligen Bereich, sodass sich viele Italiener vor einer zweiten Welle* sorgen. Ob das Land einen erneuten Lockdown verkraften würde, ist zumindest fraglich. Die Regierung um Ministerpräsident Giuseppe Conte ist also gefordert. Zumal Italien schon vor Corona finanziell arg gebeutelt war.

Corona-Zahlen in Italien (Quelle: WHO, Stand: 30. August)

Fälle insgesamt: 266.853

Neue Fälle binnen eines Tages: 1.444

Covid-19-Tote insgesamt: 35.437

Neue Tote binnen eines Tages: 1

Corona in Italien: Nach Disko-Stopp durch „Verrückte“ - Flavio Briatore mit Covid-19 infiziert

Mitte August reagierte Conte und ließ nach vorherigen Lockerungen Diskotheken wieder schließen. Eine Entscheidung, die bei Clubbetreibern für Kopfschütteln sorgte: „Was soll das heißen? Am Tag fängt man sich das Virus nicht ein, in der Nacht dagegen schon? Wir sind ein Land von Verrückten“, polterte etwa Flavio Briatore. Der ehemalige Formel-1-Manager* und Unternehmer betreibt das Luxus-Nachtlokal „Billionaire“ in Porto Cervo auf Sardinien. Briatore wollte die Auflagen der Regierung nicht wahrhaben - und hat sich jetzt selbst mit dem Coronavirus infiziert.

Der 70-Jährige erholt sich im Moment in einem Privatbett in der Mailänder San-Raffaele-Klinik, wo er sich von Silvio Berlusconis Leibarzt behandeln lässt. Sein Zustand sei stabil, auf einem auf Instagram veröffentlichten Beitrag lächelt der Ex-Freund von Heidi Klum zusammen mit seinem Sohn Falco fröhlich in die Kamera und schreibt in Anlehnung an die angeordnete Quarantäne: „14 Tage vergehen schnell.“ Dabei handelt es sich vermutlich um ein älteres Bild, denn gegenüber dem italienischen Corriere della sera beteuerte der Sportgigant jüngst, seinen Sohn unter keinen Umständen infizieren zu wollen.

Corona in Italien: Flavio Briatores Nachtclub wird zum Infektionsherd - Ausbreitung à la Ischgl?

Nach Betrachten des Fotos scheint indes alles prima in Bella Italia. Doch so einfach wie von Briatore lässt sich Covid-19 eben nicht weg lächeln - insbesondere nicht in seinem Club „Billionaire“, wo sich inzwischen 60 der 150 Angestellten infizierten und sich die Kontaktnachverfolgung der Gäste für die Behörden zusehends zu einer Herkulesaufgabe entwickelt. Es wird davon ausgegangen, dass von Mitte Juli bis Mitte August mindestens 3.000 Personen im „Billionaire" gefeiert haben. Dabei seien Abstands- und Hygieneregeln mitunter ignoriert und Ansteckungen somit billigend in Kauf genommen worden. Weil die Partygäste anschließend von der Costa Smeralda zurück aufs Festland kehrten, könnte Briatores Luxusschuppen für zusätzliche Infektionen in Italien verantwortlich sein.

Flavio Briatore: Über Benetton in die Formel 1 - erster Schumacher-Titel

Briatore hatte sich über diverse Kontakte wie etwa dem Kleidungshersteller Luciano Benetton einen Namen gemacht. Ende der 1980er Jahre stieg er zum Teamchef des Formel-1-Teams Benetton Formula auf. Trotz quasi keinerlei Vorwissen im Motorsportbereich rechtfertigte Briatore seine Position mit beachtlichen Erfolgen. Unter seiner Riege feierte der damals junge Michael Schuhmacher* seinen ersten Weltmeistertitel und dem mittlerweile Ex-Team gelang der einzige Konstrukteurstitel der Teamgeschichte. Nachdem Schumacher anschließend zu Ferrari* wechselte, war die Erfolgsgeschichte des Benetton-Cockpits wieder passé. Briatore zog sich 1997 aus dem Renngeschäft zurück, um vier Jahre später sein Comeback als Teammanager von Renault* zu feiern. 2009 musste der Skandal-anfällige Manager seinen Posten wegen der Crash-Gate-Affäre räumen. Er hatte den GP von Singapur manipuliert. (as) *Merkur.de und tz.de* sind Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

Video: Flavio Briatore: „Ich war der erste, der etwas Neues in der Formel 1 wagte“

In der Toskana erlebte eine Familie derweil einen tragischen Urlaub. Ein Baum krachte auf ein Camping-Zelt und zwei Kinder konnten nicht mehr gerettet werden. Angespannter als in Italien ist die Corona-Lage derzeit in Spanien. Schon bald könnte das ganze Land zum Risikogebiet deklariert werden. Silvio Berlusconi wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Italiens ehemaliger Premierminister hat sich womöglich bei einer Sportlegende angesteckt. Derweil stellt sich weiterhin die Frage nach der Gefahr von Aerosolen. Ein Infektiologe rechnet nun mit Drosten & Co. ab und sieht eine „völlig übetriebene Diskussion.“

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