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Michael Schumacher: Wie seine Freundschaft zu einem tz-Reporter in die Brüche ging

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Michael Schumacher
2010: Der deutsche Formel-1-Fahrer Michael Schumacher spricht an der Rennstrecke mit Journalisten. © dpa / David-Wolfgang Ebener

Ein tz-Reporter berichtete über seine schwierige Freundschaft zur Formel-1-Legende Michael Schumacher. Doch diese fand damals ein abruptes Ende.

Hier finden Sie den ersten Teil der Geschichte: Einblicke in seine Vergangenheit - so war er als Freund

Nach dem Saison-Finale 1999 gab es eine spontane Party im Motorhome von Ecclestone-Wirt Karl-Heinz Zimmermann. Michael wollte, dass ich dazu komme. Es ging wild zu. Michael (mit Kapitänsmütze) zerriss mir mein T-Shirt, ich schüttete ihm dafür einen Eimer Wasser über den Kopf. Schumi war entspannt und richtig gut drauf. Obwohl Teamkollege Eddie Irvine gerade den Titel an Mika Häkkinen verloren hatte. Doch ich konnte Michaels Laune nur zu gut verstehen. Er hatte die ganz Aufbauarbeit für Ferrari geleistet. Er war erleichtert, dass Irvine nach Michaels Silverstone-Unfall nicht die Früchte seiner Arbeit ernten konnte. Italienische Papparazzi machten heimlich Fotos und verkauften die Fotos in die ganze Welt. Motto: „Wie kann Schumacher so feiern, obwohl Ferrari gerade den Titel verloren hatte?“ Im Mittelpunkt: mein zerrissenes T-Shirt. 

Michael Schumacher: Ein intensives Jahr

Das Jahr 2000 war sehr intensiv. Wir beredeten viel Privates, er vertraute mir total. So merkwürdig sich das auch anhört: Ich ihm auch. Im Sommer lud er mich in die Schweiz ein. Zum Kicken und Abhängen. Er besorgte mir einen Spielerpass, damit ich an einem Punktspiel bei seinem damaligen Verein, dem FC Echterdingen, teilnehmen konnte. Wir verloren hoch. Sagen wir mal so: Die Höhe des Platzes wurde von beiden Mannschaften ausgenutzt. Aber ich schoss immerhin ein Tor. Ungelogen nach einem Alleingang übers halbe Feld. Leider filmte damals keiner mit. Vorher hatte er mir Haus und Gegend gezeigt. Die kleine Gina-Maria fuhr mit einem kleinen motorisierten Dreirad wie ein Wildfang auf dem großen Parkplatz herum – und knallte dabei gegen mein geparktes Auto. Der Schreck war größer als der Schmerz, die Tränen waren schnell vom Vater wieder getrocknet. Mick, der noch nicht laufen konnte, setzte der Vater auf ein kleines Kettcar. Vorne hatte er ein Seil gespannt, mit dem er das Kettcar immer hin- und herzog. Der kleine Mick lenkte quietschvergnügt einfach mit und steuerte sogar gegen die Fahrtrichtung, wenn das kleine Heck ausbrach. 

Die Sightseeingtour fand im Ferrari statt. Michael fuhr eher langsam, sehr vorsichtig. „Dort wohnt Alain Prost.“ Er zeigte mir das Haus der französischen Lichtgestalt. „Dort hinten kannst du den Mont Blanc erkennen. Da gehe ich öfters Skifahren. Das Skigebiet ist ein Traum.“ Nach dem Spiel redeten wir über alte und neue Zeiten, er brutzelte am Herd Nürnberger Bratwürste. Corinna musste nichts in der Küche tun, obwohl sie wollte. Hier in seinem Haus, in seiner Trutzburg, konnte Michael sein wahres Gesicht zeigen. Das des liebevollen, bescheidenen Familienvaters, der keinerlei Luxus braucht und nur in Frieden mit der Familie und seinen Hunden leben will. Erst wenn er das Visier herunterklappte und 18.000 Umdrehungen im Rücken spürt, konnte er zum Werwolf werden. 

Michael Schumacher: Das Ende der Freundschaft

Das letzte Rennen in Suzuka beendete unsere Freundschaft. In der Euphorie seines aktuellen ersten Titelgewinns mit Ferrari verlangte er eine private Entscheidung von mir, die ich nicht akzeptieren konnte. Hintergrund: Meine Lebensgefährtin war damals bei Mercedes verantwortlich für die Organisation in der Formel 1. Weil sie von der Mercedes-Cheftage einige Ungereimtheiten über Ferrari-Siege erfahren hatte, verweigerte sie Michael den Handschlag zum Titel. Der war so erzürnt darüber, dass er mich vor die Wahl stellte: Sie oder er! Ich habe ihn zum Teufel geschickt.

Danach gingen wir uns aus dem Weg, wie wir es konnten. Die Arbeit war leider nur noch professionell, mehr nicht. Aber wenn zwei Sturköpfe mit Prinzipien auf einander losgehen, gibt es eben kein Halten mehr. Lustig ist, dass meine Lebensgefährtin und er sich wieder blendend verstanden, als er 2010 sein Comeback bei Mercedes gab. An die Sache von Suzuka konnten sich beide nicht mehr erinnern. 

Michael Schumacher: Der tragische Unfall

Vom tragischen Skiunfall am 29. Dezember 2013 in Meribel erfuhr ich durch das Radio. Ich gab meinem Schäferhund gerade sein Essen, als in SWR1 die ersten Meldungen kamen. Am Anfang sah es gar nicht so dramatisch aus, erst im Laufe des Tages wurde mir bewusst, dass sein Leben auf der Kippe stand. Natürlich wollte ich mehr erfahren, eben aus alter Verbundenheit. Aber der Medienrummel, der im Krankenhaus von Grenoble dann Ausmaße annahm, die für mich nicht mehr zu tolerieren waren, ließen mich wieder von dem Plan zurücktreten, Corinna anzurufen. Im Laufe der Jahre hörte man viel über seinen Gesundheitszustand. Viele redeten darüber, am Ende sogar Erzbischof Gänswein. Ich weiß nur eins: Michael bräuchte Hilfe von Jesus, nicht von irgendeinem Priester, um wieder der alte zu werden. Aber ich rechne auch nicht an seinem 50. Geburtstag mit irgendeinem Wunder. Ob er den 3. Januar bewusst erleben wird? Ich kann es nicht sagen.

Ralf Bach

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