Dann blickte er nochmal kurz und intensiv in die Kamera, ein Hauch Traurigkeit lag in der Luft. Er stand auf und verschwand. Es war seine ehrliche Art den Fans Goodbye zu sagen. Kurz. Emotional und doch rational, kein Schlenker zu viel. Es war sein Kompromiss, die von ihm gehassten sozialen Medien einmal zu nutzen, ohne sich ihre Regeln aufdrücken zu lassen.
Die Wochen zuvor, besonders jetzt in Le Castellet war mir klar, dass es für ihn keine Alternative geben konnte. Im Fahrerlager fragte er mich, was ich tun würde – und er hörte einfach nur zu. Er hätte nichts zu beweisen mehr als vierfacher Weltmeister, außer dem Fahren am Limit gäbe es aber nichts mehr, was ihn in der Formel 1 halten könnte. Denn anders als Vettel geht es den Machern dort nur ums Geldverdienen, nicht um Werte. Er widersprach nicht…
Die Formel 1 verliert nicht nur einen der größten Champions, sondern vielmehr den authentischsten und ehrlichsten Fahrer, den sie je hatte. Der Vollgaszirkus wird sich schnell wieder in seinem goldenen Hamsterrad weiterdrehen. Aston Martin wird Ersatz suchen. Die beiden deutschen Mick Schumacher und Nico Hülkenberg sind dabei zwei Kandidaten.
Allein: Bei den meisten im Führungszirkel der Königsklasse wird sein Rücktritt Erleichterung hervorrufen. Denn sie sind 2023 den los, der ihnen immer wieder den Spiegel vorgehalten hat und sie als moralische Mogelpackung entlarvte. Die, die es gut mit ihm meinen, aber ziehen ehrlich seinen Hut vor ihm. Einer davon ist sein ehemaliger Mentor bei Red Bull, Helmut Marko. Der studierte Jurist spricht mir aus der Seele, wenn er sagt: „Ich freue mich für Sebastian. Es war richtig und konsequent zurückzutreten.“