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„Körperlich und geistig krank trainiert“: Valtteri Bottas spricht über mentale Probleme und Essstörung

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Von: Lena Hempler

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Valtteri Bottas war lange Zeit „der ewige Zweite“ an der Seite von Lewis Hamilton bei Mercedes. In einem Interview im finnischen Fernsehen redet der Rennfahrer jetzt ganz offen über seine mentalen Probleme.

Nastola - 2013 startete Valtteri Bottas das erste Mal in der Formel 1, damals noch mit Williams an der Seite von Pastor Maldonado. Aber sein Start in der Motorsportserie war nicht gerade einfach, das hat der Finne jetzt bei „Maria Veitola Night Live“ verraten. Demnach soll er zu viel trainiert und zu wenig gegessen haben. „Es gab keine offizielle Diagnose einer Essstörung, aber es gab definitiv eine. Ich habe mich körperlich und geistig krank trainiert. Es geriet außer Kontrolle und wurde zu einer Sucht“, gab Bottas dabei ganz offen zu.

Name: Valtteri Viktor Bottas
Geboren: 28. August 1989 (33 Jahre) in Nastola (Finnland)
Nationalität: Finnisch
Team: Alfa Romeo F1 Team Orlen
Größter Erfolg: 10 Rennsiege in der Formel 1

Zwischen seinen langen Joggingrunden aß der Formel-1-Fahrer nur Brokkoli und trainierte dann direkt weiter. Nicht mal sein Team-Trainer wusste damals davon. „Das war nicht gerade gesund. Ich wollte der Beste sein, und ich dachte, dass ich das tun muss. Wenn die Mannschaft sagt, ich muss 68 Kilogramm wiegen, und ich wiege von Natur aus 73 Kilogramm, dann tut man alles, was man kann.“ Mittlerweile gibt es allerdings für alle Fahrer ein Mindestgewicht von 80 Kilogramm, wenn das nicht erfüllt werden kann, müssen die Teams Zusatzgewichte an den Autos montieren.

Jules Bianchi und Valtteri Bottas
Valtteri Bottas und Jules Bianchi 2009 beim Formel-3-Grand-Prix in Hockenheim. © IMAGO / Motorsport Images

Formel 1: Valtteri Bottas fiel nach Jules Bianchis Tod in ein tiefes Loch

Ungefähr zur gleichen Zeit verstarb Bottas‘ früherer Teamkollege Jules Bianchi an den Folgen seines Unfalls vom Formel-1-Rennen in Japan. Dadurch fiel der Finne ein tiefes Loch. „Ich brauchte einen Psychologen, um mich zu erholen, und seine erste Einschätzung von mir war, dass ich fast wie ein Roboter war, der nur ins Ziel kommen wollte und überhaupt keine Emotionen hatte. Das war verblüffend. Es ist wahr, dass ich damals kein anderes Leben als die Formel 1 hatte.“ Dabei ist er nicht der erste Fahrer der offen über seine Probleme spricht, auch Lando Norris und George Russell berichteten in der jüngsten Vergangenheit davon, die Hilfe eines Psychologen in Anspruch genommen zu haben.

Für Valtteri Bottas kam noch erschwerend dazu, dass er bei Mercedes keine Sicherheit hatte. Jahrelang bekam er nur Einjahresverträge angeboten. Außerdem wollte und konnte der Finne nicht verstehen, dass er im Team nur die Nummer zwei war. „Für einen so konkurrenzfähigen Fahrer war es schwer zu akzeptieren. Erst im letzten Jahr konnte ich akzeptieren, dass Lewis Hamilton der bessere Fahrer ist. Ich habe mich immer gefragt, wie ich ihn schlagen und die Weltmeisterschaft gewinnen kann. Es waren ziemlich anstrengende fünf Jahre“, so Bottas.

Formel-1-Pilot Valtteri Bottas: „Ich wollte sofort alles gewinnen“

„Die vergangene Saison war eine weitere schwierige Phase, in der meine Zukunft auf dem Spiel stand und ich nicht wusste, für welches Team ich fahren würde. Es war eine große Schwelle, um Hilfe von außen zu bitten“, meinte Bottas. Nach der Saison 2021 entschied er sich dann Toto Wolff und Lewis Hamilton den Rücken zukehren und unterschrieb einen Mehrjahresvertrag bei Alfa Romeo ab 2022.

Jetzt kann der Finne reflektiert auf seine Vergangenheit blicken und sagt auch, dass damals freundlicher zu sich selbst hätte sein sollen. „Ich wollte sofort alles gewinnen, und als es dann nicht klappte, war es schwer zu akzeptieren“, mittlerweile geht es Valtteri Bottas glücklicherweise wieder besser. (lhe)

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