Vettels Irrfahrt in Baku - Ricciardo beeindruckt zum Auftakt

Die Jagd nach dem dritten Saisonsieg hat für Sebastian Vettel mit einer Irrfahrt begonnen.
Baku - Auf dem tückischen Straßenkurs in Baku fand sich der WM-Spitzenreiter zum Auftakt kaum zurecht, kämpfte lange mit seinem Ferrari - und schloss das freie Training mit riesigem Rückstand nur als Elfter ab. Auch der große Rivale Lewis Hamilton hatte als Fünfter einige Probleme, durchgehend überzeugen konnte nur der Vorjahressieger: Daniel Ricciardo im Red Bull unterstrich als Schnellster seine Topform.
Vettel selbstkritisch
"Ich war heute das Problem, das Auto ist gut", sagte Vettel anschließend: "Ich habe es einfach nicht zusammenbekommen. Auf dieser Strecke ist es eben schwierig, den Rhythmus zu finden. Auf den schnellen Runden hat das bei mir nicht funktioniert." Mit den Longruns, den Rennsimulationen am Ende des Trainings, war Vettel dagegen "ziemlich zufrieden. Und das war ja erst der Freitag."
Hamilton räumte indes ein, dass Mercedes "nicht schnell genug" war: "Ich werde vor dem Qualifying an die Türen aller Ingenieure klopfen, damit wir die notwendigen Änderungen umsetzen."
Vor dem Rennen am Sonntag (14.10 Uhr MESZ/RTL) war der Auftakt damit ein Warnschuss für die vermeintlichen Favoriten Ferrari und Mercedes: Nach Ricciardos Triumph vor zwei Wochen in China schickt Red Bull auch auf dem schnellsten Stadtkurs der Welt ein siegfähiges Auto ins Rennen. Ricciardo, dessen möglicher Wechsel zu Rot oder Silber zuletzt Schlagzeilen machte, reihte eine schnelle Runde an die andere. Die Beste absolvierte er in 1:42,795 Minuten. Sein Teamkollege Max Verstappen war als Dritter mit rund einer Zehntelsekunde Rückstand ebenfalls schnell unterwegs.
Hamilton weiter schwach
Mithalten konnte da nur Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari, der Finne lag 69 Tausendstel hinter Ricciardo, profitierte auf seiner besten Runde allerdings auch sichtbar vom Windschatten eines Vordermannes. Der Rest des Feldes hatte dagegen einen Riesenabstand: Das Mercedes-Duo mit Valtteri Bottas und Hamilton belegte mit jeweils rund acht Zehnteln Rückstand die Ränge vier und fünf, Vettel fehlten gleich 1,3 Sekunden auf die Spitze. Etwas schneller war Renault-Pilot Nico Hülkenberg, der gleich vor seinem Landsmann auf dem zehnten Rang abschloss.
Nach zwei Siegen aus den ersten beiden Rennen hatte Vettel im chaotischen China-Grand-Prix als Achter zuletzt viele Zähler liegen lassen, nur noch neun WM-Punkte beträgt der Vorsprung auf Hamilton. Beim Großen Preis von Aserbaidschan sollte es nun wieder in die richtige Richtung gehen. Dass der Freitag nicht einfach werden würde, deutete sich dann aber schon im ersten Training an.
Beide Boliden standen lange Zeit in der Garage, fieberhaft suchte das Team nach dem richtigen Setup. Als Vettel und Räikkönen auf die Strecke gingen, klagten sie stets über Grip-Probleme auf der Hinterachse. Immer wieder musste vor allem Vettel die Auslaufzonen auf den rutschigen und holprigen Straßen ansteuern. So warf er auch einige Chancen auf deutlich schnellere Runden weg.
Nicht viel besser lief es für Hamilton, der sich auf Bestzeit-Kurs liegend Verbremser leistete. Der Engländer wartet saisonübergreifend seit sechs Rennen auf einen Sieg und benötigt ein Erfolgserlebnis noch dringender als Vettel. "Lewis hängt schon ein bisschen in den Seilen, wie man beim Boxen sagen würde", meinte sein früherer Teamrivale Nico Rosberg im Gespräch mit der Bild: "Keine Ahnung, was mit ihm los ist."
SID