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"Warum sollte Vettel woanders hinwollen?"

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Sebastian Vettel © dpa

Greater Noida - Nicht erst seit dem vierten WM-Titel in Serie sieht Teamchef Christian Horner Red Bull auch künftig als den optimalen Formel-1-Rennstall für Sebastian Vettel.

„Natürlich gibt es keine Garantien, aber hier geht es nicht um Verträge, es geht um Beziehungen und das tolle Vertrauen vom Team zu Sebastian und von Sebastian zur Mannschaft“, sagte der Brite nach dem vorzeitigen Triumph des Heppenheimers beim Grand Prix von Indien.

Auf die Frage, ob der 26 Jahre alte Vierfach-Weltmeister nicht vielleicht mal eine neue Herausforderung bei einem Team mit mehr Renommee wie etwa Ferrari anstreben wolle, antwortete Horner: „Sebastian genießt es für uns zu fahren, er ist im Team groß geworden, er ist ein großer Teil dieser Mannschaft, warum sollte er woanders hinwollen?“

Die Leistungen seines Star-Fahrers verblüffen Horner immer wieder aufs Neue. „Sebastian ist dieses Jahr gewachsen. Wie er gefahren ist, was er geliefert hat, das war seine bestes Jahr“, sagte Horner. „Er hat ein fantastisches Arbeitsethos, er hinterfragt sich ständig selbst und inspiriert die Leute um ihn herum.“

Die Experten sind sich einig: Sebastian Vettel (26) gehört nach dem Gewinn seines vierten WM-Titels in Serie zu den größten Piloten der Formel-1-Geschichte. Viele trauen dem Wunderkind aus Heppenheim nun sogar zu, die eigentlich für die Ewigkeit aufgestellten Rekorde eines Michael Schumacher (44) zu brechen. „Die Chance ist groß, dass Sebastian den Michael packt“, sagte Ex-Weltmeister Niki Lauda in Indien.

Rekordweltmeister Schumacher gewann insgesamt sieben WM-Titel, triumphierte in 91 Rennen und startete 69-mal von der Pole. Vettel hat nach seiner Gala-Vorstellung vor den Toren Neu-Delhis jetzt vier WM-Titel, 36 Rennsiege und 43 Poles auf dem Konto - ist aber auch erst 26 Jahre jung. Die besten Jahre als Rennfahrer hat „Super-Seb“ noch vor sich. Schumacher hatte in diesem Alter „erst“ zwei Titel, 19 Grand-Prix-Siege, zehn Poles gesammelt.

Vettel holt vierten Weltmeister-Titel in Serie - Die Bilder

Peter Mücke (66), einstiger Förderer und Teamchef Vettels, glaubt, dass sein ehemaliger Schützling seinen Siegeszug durch die Rekordbücher der Formel 1 ungebremst fortsetzen wird. „Er ist ein Jahrhundert-Pilot. Siegeswille, Intelligenz, Talent - bei ihm stimmt das Gesamtpaket“, sagte Mücke dem SID, „er hat keine Schwäche.“ Schon jetzt habe Vettel „ohne Zweifel das Level eines Michael Schumachers längst erreicht.“

Geht es nach der Siegquote, hat Vettel sein einstiges Idol bereits überholt. Der Blondschopf triumphierte im Schnitt bei 30,8 Prozent der bisher 117 Rennen, bei denen er am Start war. „Schumi“ liegt bei 29,6 Prozent (307 Rennen). „Gnadenlos, intelligent, geduldig - Sebastian ist wirklich erstaunlich“, meinte Ex-Pilot David Coulthard.

Für Formel-1-Boss Bernie Ecclestone ist Vettel „wahrscheinlich der Beste, den wir je hatten.“ Trotz der Dominanz seines Stars glaubt der Brite nicht, dass Vettel ihm das Geschäft vermiest. Die Zuschauer wollten nun wissen, wer den neuen König vom Thron stößt und wann: „Jetzt ist es ein bisschen wie bei Roger Federer oder Muhammad Ali - die Leute wollen einfach sehen, wenn er mal geschlagen wird.“

Mateschitz verfolgte WM-Triumph vorm TV

Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz hat den vierten WM-Triumph seines Starpiloten Sebastian Vettel entspannt vor dem Fernseher verfolgt. „Zittern musste ich nicht“, sagte der österreichische Milliardär in einem Interview der „Salzburger Nachrichten“: „Es war ja seit einiger Zeit klar, dass es Sebastian schaffen würde, in Indien oder Abu Dhabi.“

Vettel machte den Triumph als jüngster Vierfach-Champion der Formel-1-Geschichte bereits im viertletzten Saisonrennen am Sonntag in Greater Noida perfekt. Vor allem seine Serie von nunmehr sechs Siegen nacheinander brachte Vettel einen uneinholbaren Vorsprung auf die Verfolger ein. „Die Kontinuität seiner Leistung, die andauernde Höchstgeschwindigkeit, die er über eine Renndistanz halten kann, das wird schon schwer zu überbieten sein“, kommentierte Mateschitz: „Da kommt drüber kaum etwas.“

Der Red-Bull-Besitzer, der den Jaguar-Rennstall übernommen und 2005 mit seinem eigenen Team in die Königsklasse des Motorsports eingestiegen war, betonte, dass es einzigartig sei, wie Vettel seine Topleistungen auf Abruf bereit habe. Bedenken, dass der 36-malige Grand-Prix-Sieger mit seiner Dominanz die Formel 1 beschädigen könnte, hat Mateschitz nicht: „Ich denke, noch ist es nicht so schlimm.“

Die Karten könnten in der nächsten Saison neu gemischt werden. „Ferrari, McLaren, Mercedes und Lotus sehen 2014 ihre Chancen und werden sich gegen uns stemmen.“ Von der überragenden technischen Grundlage nehme das Red-Bull-Team „vielleicht 50 Prozent plus/minus ein paar weitere in die nächste Saison mit. Klar, der Rest kann 2014 auch schiefgehen, das muss man aufgrund der neuen Situation einkalkulieren“, meinte Mateschitz mit Blick auf die tiefgreifendste Technikreform der Formel 1 seit vielen Jahren. Zur nächsten Saison kehren die Turbomotoren zurück, hinzu kommen auch große aerodynamische Veränderungen.

dpa/sid

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