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„Wahnsinn“, „Quatsch“: Zuschauer zerreißen ARD-Expertin Schult nach Diversitäts-Aussage

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Von: Alexander Kaindl

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Eine Expertengruppe aus Fachmännern der Fußball-Bundesliga soll dem DFB mit Blick auf die EM 2024 helfen. Für TV-Expertin Almuth Schult eine schlechte Zusammensetzung.

Frankfurt - Die WM 2022 biegt auf die Zielgerade ein, Deutschland ist aber schon lange Zuschauer. Die DFB-Elf schied erneut in der Vorrunde aus. Für die anstehende Heim-EM 2024 wurde nun sogar eine Taskforce ins Leben gerufen, um die deutsche Nationalmannschaft wieder in die Spur zu bringen. Almuth Schult gefällt die Zusammensetzung der Arbeitsgruppe aber nicht.

Almuth Schult
Geboren: 9. Februar 1991 (Alter 31 Jahre), Dannenberg (Elbe)
Aktuelle Teams: Angel City FC (Abschied fix), Deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen
Deutsche Meisterin (6), Deutsche Pokalsiegerin (8), Champions-League-Siegerin, Olympiasiegerin, Europameisterin, Welttorhüterin

DFB bildet Expertengruppe: Neuendorf, Watzke, Rummenigge, Völler, Kahn, Sammer und Mintzlaff

Zur Einordnung: Unter der Leitung von DFB-Präsident Bernd Neuendorf (61) und DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke (63) wird die Expertengruppe von Karl-Heinz Rummenigge (67), Rudi Völler (62), Oliver Kahn (53), Matthias Sammer (55) und Oliver Mintzlaff (47) gebildet.

Das Gremium soll über die Zukunft der DFB-Auswahl und die künftige Besetzung des Postens des ehemaligen Geschäftsführers Oliver Bierhoff beraten. „Wir könnten dieses Gremium noch aufblähen, aber ich glaube, dass dieser Kreis gut gesetzt ist“, sagte Neuendorf bei MagentaTV: „Ich bin zu jedem Gespräch bereit mit Menschen, die glauben, sich ernsthaft einbringen zu können.“

ARD-Expertin Almuth Schult wurde für ihre Diversitäts-Forderungen von einigen Twitter-Nutzern kritisiert.
ARD-Expertin Almuth Schult wurde für ihre Diversitäts-Forderungen von einigen Twitter-Nutzern kritisiert. © Screenshot ARD

Diversität als Diskussionsthema: Ausschließlich Männer in der DFB-Expertengruppe

Schult übte im Nachgang an das Halbfinale zwischen Argentinien und Kroatien bei der Live-Übertragung der ARD große Kritik an der Zusammensetzung. Warum? Keine Diversität! „Ich weiß nicht, was ich davon halten soll“, leitete Schult ihr Statement ein. „Der DFB spricht immer in den letzten Jahren und auch gerade im Vorfeld dieser WM von Diversität, von einem Wandel, der stattfinden muss, dass man sich modern aufstellen muss. Und jetzt, wenn es in eine Krise geht, wirft man das alles über Bord!“

Die Expertin schoss weiter gegen Rummenigge, Kahn und Co.: „Plötzlich hat man die Leute, die schon immer im Fußball waren, die die Geschicke in den letzten Jahren gelenkt haben - die sind wieder dort. Die Diversität wird komplett auf die Seite gestellt. Der DFB-Präsident spricht selber davon, dass man Erfahrung aus dem Männerfußball braucht und auch Akzeptanz für alle hat, die dann im Männerfußball sind. Das ist ein Punkt, den kann ich einfach nicht verstehen.“

Die Diversität wird komplett auf die Seite gestellt.

ARD-Expertin Almuth Schult über die Zusammensetzung der DFB-Expertengruppe.

In der ARD: DFB-Präsident Neuendorf wehrt sich gegen Vorwürfe

Neuendorf hatte sich vor dem WM-Halbfinale erneut gegen Kritik an der Zusammenstellung des neuen Expertengremiums ohne Beteiligung von Frauen verteidigt. „Es war nicht unser erstes Kriterium, hier für Vielfalt und Diversität zu sorgen, das machen wir an anderer Stelle im Verband“, sagte Neuendorf am Dienstagabend in der ARD. 

Dabei verwies er auf eine diverse Zusammensetzung von Gremien im Verband. „Hier ist es einfach so, dass wir Menschen brauchen, die über eine Menge Erfahrung verfügen, die in der Männer-Nationalmannschaft gespielt haben, die für den DFB gearbeitet haben, die über einen reichen Erfahrungsschatz im Profigeschäft, die über eine Reihe von Kontakten verfügen“, sagte Neuendorf über die künftige Expertengruppe. 

Bernd Neuendorf lädt Tabea Kemme zu einem Gespräch ein

In den sozialen Medien war am Dienstag Kritik an der Zusammensetzung des Gremiums aufgekommen, insbesondere, weil dieses nur aus Männern besteht. Auch die frühere Nationalspielerin Tabea Kemme kritisierte eine einseitige Besetzung und fehlende Diversität. Neuendorf lud die Expertin von MagentaTV zu einem Gespräch ein. „Das nehme ich gerne an“, sagte Kemme.

Schult sah in der Zusammensetzung aber noch andere Gründe. Für sie stecke eine „Taktik dahinter“. Schließlich gelten Rummenigge, Sammer, Kahn, Völler und Mintzlaff durchaus als Personen, die nicht an Kritik sparen. Falls es dann bei der EM für Deutschland wieder in die falsche Richtung laufen sollte, werde man von diesen Herren „nichts Negatives hören, weil sie beteiligt waren“, ist sich Schult sicher.

„Wahnsinn“, „Quatsch“: Schult fordert live in der ARD mehr Diversität beim DFB und wird von Fans zerrissen

Für ihre Forderungen nach mehr Diversität im DFB-Expertengremium wurde Schult unmittelbar nach ihren Äußerungen von vielen Fans auf Twitter regelrecht zerrissen. Eine Auswahl an Kommentaren:

Sami Khedira: „Das sind nicht irgendwelche Heinis, da da herkommen“

Neben Schult saßen mit Thomas Hitzlsperger und Sami Khedira noch zwei männliche Experten im ARD-Studio. Hitzlsperger witzelte: „Tante Käthe ist ja dabei.“ Damit ist Rudi Völler gemeint. Kurze Zeit später wurde er aber wieder ernst: „Diese WM hat einigen Schaden verursacht. Alle wollen, dass Deutschland bei der Europameisterschaft erfolgreich ist.“

Khedira griff das Thema Diversität nochmal auf - und drehte die Sache um: „Die Leute, die jetzt da sitzen: Das sind nicht irgendwelche Heinis, da da herkommen. Sie haben es nicht unbedingt nötig, in diese Position zu gehen. Aber klar, das Thema Diversität: Kann man das von der Altersstruktur anders aufgreifen, kann eine Frau dazu? Das ist ein Thema, das hinterfragt werden muss. Nur dürfen wir jetzt nicht alles schwarz sehen und alles schlecht reden.“ (akl/dpa)

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