Nun ist Anfang rechtskräftig verurteilt, muss 36.000 Euro Strafe zahlen. Vom DFB* war er bereits zuvor mit einem Berufsausübungsverbot von einem Jahr* belegt worden, das ab 10. Juni zur Bewährung ausgesetzt ist. Gegen Covid-19* geimpft ist der gebürtige Kölner noch immer nicht, wie er bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach dem Rücktritt an der Weser im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF verriet. Und das aus nachvollziehbaren Gründen.
„Jeder hat seine persönliche Geschichte. Ich habe selbst schon eine Herzmuskelentzündung hinter mir und ich habe große Angst vor dieser Impfung“, betonte der 47-Jährige: „Ich kämpfe da gegen meine Ängste.“ Zudem erinnerte Anfang daran, dass sein Vater Dieter 2019 im Stadion einen Herzinfarkt erlitten hatte und mehrmals wiederbelebt werden musste: „Das habe ich hautnah miterlebt, das macht etwas mit einem.“
Und so treibt den Ex-Profi die Befürchtung um, die Impfung könnte bei ihm schwerwiegende Nebenwirkungen auslösen: „Diese Angst ist mir schwer zu nehmen. Und die Sicherheit, dass mir das nicht passiert, die hab ich auch nicht so bekommen. Ich kämpfe da gegen meine Ängste.“ Er sei mit Ärzten in Kontakt, aber diese würden ihm nicht „die Sicherheit geben, dass mir nichts passiert“.
Was Anfang nicht erwähnt, aber angesichts der Konsultationen wissen sollte: Laut Studien aus den USA, Großbritannien und Israel ist die Gefahr einer Myokarditis (Herzmuskelentzündung) infolge Covid-19 viermal so hoch wie infolge einer Impfung. Auch andere Herzrisiken, etwa Rhythmusstörungen und Herzinfarkte sowie akute Nierenschäden und Lungenembolien treten bei Ungeimpften deutlich häufiger auf.
Trotz seiner Sichtweise stellt er auch unumwunden klar: „Ich habe gelogen.“ So nutzte Anfang die Chance, sich vor einem Millionenpublikum zu entschuldigen: „Ich bin meiner Vorbildfunktion in keiner Weise gerecht geworden. Ich habe viele Menschen, die viel Vertrauen in mich gesetzt und die mich unterstützt haben, enttäuscht und belogen. Ich hab meiner Familie großen Schaden zugefügt, was mir wahnsinnig weh tut.“
In Erinnerung bleiben etwa Bilder von Anfang beim Kölner Karneval im November* vergangenen Jahres - mitten in der vierten Welle. „Es galten die 2G+-Regeln an diesem Tag, doch habe ich mich nicht korrekt verhalten. Ich war in der Lüge gefangen und kam da nicht mehr raus“, gesteht er.
Ein Sorry ging auch an Werder Bremen* und explizit die beiden Geschäftsführer Frank Baumann und Klaus Filbry. Was in diesem Zusammenhang nicht vergessen werden darf: Nachdem die Ermittlungen bekannt geworden waren, hatte Anfang die Fälschung des Impfpasses zunächst abgestritten. Doch die auf dem Dokument eingetragenen Impf-Zeitpunkte und -Chargennummern brachten ihn in die Bredouille, schnell fiel das Lügengebilde in sich zusammen.
Den Anstoß zu dem kriminellen Schritt gaben einmal mehr Ängste. Diesmal um den Verlust des geliebten Jobs. „Es ist so, dass bei jedem positiven Test die Ungeimpften für 14 Tage in Quarantäne geschickt werden. Das muss man auch akzeptieren und verstehen“, erklärte Anfang seine Beweggründe: „Wenn man in einer Führungsposition ist, kann ein Verein mehrere Quarantäne-Zeiten auf Dauer nicht mitmachen. Du kannst keinen Verein führen, wenn du daheim sitzt.“
Das Risiko, wegen der fehlenden Impfung entlassen zu werden, wollte er also auf illegale Weise unbedingt umgehen. Und verlor genau deshalb seinen Job.
Ob er jemals den Weg zurück gehen darf? Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. „Natürlich wünscht man sich, dass ein Mensch eine zweite Chance bekommt. Doch ich kann das jetzt nicht erwarten“, gab sich Anfang demütig.
Komplett zu sein dürfte die Tür in Richtung Trainerbank wohl noch nicht - auch dank seines einsichtigen Auftritts. Eines wird er sich jedoch zuvor wieder ähnlich hart erarbeiten müssen wie einst den Trainerschein: Vertrauen. Bei möglichen Vorgesetzten, Kollegen und nicht zuletzt den Spielern. (mg) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA