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Eintracht-Trainer Glasner tickt auf Pressekonferenz aus

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Von: Ingo Durstewitz, Thomas Kilchenstein

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Eintracht-Trainer verliert nach einem 1:3 bei der TSG Hoffenheim die Contenance und geht lautstark auf einen Journalisten los - und entschuldigt sich später.

Sinsheim – Es war, drei Tage nach dem Einzug ins Pokalfinale, kein guter Samstagnachmittag für Eintracht Frankfurt, ganz und gar nicht. Erst unterlagen die Profis am Nachmittag nach desaströser Leistung gegen einen zutiefst verunsicherten Abstiegskandidaten TSG Hoffenheim mit 1:3.

Eintracht Frankfurt verliert mit 1:3 gegen die TSG Hoffenheim

Schon nach 45 Minuten waren die Hessen mit 0:3 in Rückstand geraten, nach teilweise hanebüchenen Stellungs- und Abwehrfehlern, selbst gegen zehn Hoffenheimer - Nsoki sah nach 48 Minuten die Rote Karte - schafften sie nur den Anschlusstreffer durch Mario Götze.

Zu diesem Zeitpunkt saß der Frankfurter Trainer Oliver Glasner bereits auf der Tribüne, vor dem Pausenpfiff hatte er ebenso die Rote Karte gesehen. Glasner hatte wütend einen zweiten Ball aufs Feld gekickt, als „stiller Protest gegen die Leistung des Schiedsrichters“, wie er hinterher einräumte. Er hatte eine Verwarnung des Unparteiischen Harm Osmers erwartet, mit einem Verweis aus seiner Coaching-Zone hatte er nicht gerechnet.

Eintracht-Trainer Glasner tickt auf Pressekonferenz aus

Das freilich war nur das negative Vorspiel vor dem eigentlichen Eklat. Zunächst hatte ein Eintracht-Sprecher den in der Mixed Zone auf Stimmen wartenden Journalisten mitgeteilt, heute würde Sportvorstand Markus Krösche nicht sprechen, weil „man keine Lust“ habe, „jede Woche das Gleiche zu erzählen“. Auch die Profis erschienen nicht in der Mixed Zone. Allein Kevin Trapp kam, deutlich später als üblich, ans Sky-Mikrofon.

In der anschließenden Pressekonferenz freilich verlor Trainer Glasner die Contenance: Auf eine an sich harmlose Frage eines altgedienten Reporters, ob die Mannschaft angesichts der Niederlagen der vorplatzierten Klubs Leverkusen und Mainz „nicht realisiert“ hätte, welch große Chance auf einen Europapokalplatz sie leichterhand verspielt hätte, geriet der 48 Jahre alte Fußballlehrer schier aus dem Häuschen.

Ein Wüterich: Oliver Glasner tickt aus.
Ein Wüterich: Oliver Glasner tickt aus. © dpa

Glasner stutzt Reporter zurecht: Makoto Hasebe mit „Blut im Urin“

Er erhob die Stimme, fuhr den Reporter mit hochrotem Kopf regelrecht an, er solle aufhören „mit diesem Müll, ich weiß, was die Jungs leisten“. Er könne es nicht mehr hören, wenn Mentalität. Einsatzfreude oder Charakter des Teams infrage gestellt würden (was nie getan wurde). Die Mannschaft wolle immer, er nannte Makoto Hasebe als leuchtendes Beispiel, der als 39-Jähriger drei Spiele in einer Woche bestritten hat, obwohl „er Blut im Urin“ habe vor Erschöpfung. Der Reporter reagierte erstaunlich gelassen: „Ich weiß nicht, warum, Sie mich anschreien, ich habe eine ganz normale Frage gestellt.“

Glasner hatte in diesem Moment die Kontrolle verloren. Es war ein emotionaler Ausbruch, den man selten erlebt bei einem Trainer, sogar noch eine Stunde nach dem Schlusspfiff. So dünnhäutig, so unsouverän und so aggressiv hat man den Coach noch nie erlebt, ganz offensichtlich liegen die Nerven blank.

Es brodelt schon eine ganze Weile in Oliver Glasner

Es brodelte in ihm, offenbar schon eine ganze Weile, jetzt, nach dem zehnten Spiel ohne Sieg in der Bundesliga, brach es polternd und ungerecht und im falschen Ton heraus. Schon in den letzten Wochen waren Glasners öffentliche Auftritte des Öfteren unglücklich, nach einer 0:2-Niederlage bei Union Berlin, sprach er schmallippig davon, nichts sagen zu wollen, weil das alles gegen ihn verwendet werden könne. Er deckelte seinerzeit auch sein Team, „Qualität kann man nicht trainieren“. Das kam intern nicht gut an. Dann nach einer 1:3-Schlappe in Leverkusen fühlte sich der Coach nach einer Journalistenfrage provoziert, er brach erst das Interview ab, später beendete er damit die Pressekonferenz.

Glasner fühlt sich augenscheinlich angegriffen, er kann mit der zunehmenden Kritik immer schwerer umgehen. Dabei ist er als Trainer verantwortlich für den Zustand der Mannschaft, die ihr letztes Bundesligaspiel am 18. Februar gewonnen hat - seitdem geht es nur noch bergab. Eintracht Frankfurt ist komplett durchgereicht worden. Allein die Erfolge im Pokal-Wettbewerb hübschen diese miese Bilanz auf. Oliver Glasner räumte selbst ein, dass seit Wochen die Mannschaft stets nach dem gleichen Muster auftritt und häufig verliert. „Wir kassieren auswärts stets zu viele und zu einfache Gegentor. Wir können nicht immer drei schießen“, sagte der Fußballlehrer, als er noch beim sachlichen Teil seiner Analyse war. „Das zermürbt einen. Die Probleme ziehen sich seit Wochen durch, wir kriegen das einfach nicht in den Griff.“

Glasner entschuldigt sich bei dem Journalisten

Am wenigsten Schuld an der momentanen Situation hat aber der Journalist, der nur eine Frage gestellt hat. Später am frühen Abend entschuldigte sich Oliver Glasner in aller Form bei dem Journalisten für diesen ungewöhnlichen Ausbruch. Immerhin.

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