Schweinsteiger twittere in der Halbzeit zwei Fotos. Das eine zeigte ihn im Stadio Olimpico von Rom, das andere seinen Arm in Großaufnahme. Jeweils im Hintergrund: das unscharfe Spielfeld. An sich eigentlich nichts Verwerfliches. Der Weltmeister von 2014 lässt seine Fans seit dem Karriereende regelmäßig an seinem Leben in Form von Bildern in den sozialen Netzwerken teilhaben. Auf den Fotos ist deutlich seine Uhr am linken Handgelenk zu erkennen. „Time for the 2nd half“ („Zeit für die zweite Halbzeit“) schreibt Schweinsteiger dazu.
Das alles könnte noch als gut getarnte Schleichwerbung durchgehen. Problem: Schweinsteiger verlinkte am Ende des Tweets Uhrenhersteller Garmin. Möglicher Hintergrund könnte sein, dass er seit 2019 Testimonial des schweizerisch-amerikanischen Unternehmens ist. Das Modell, das er trug (MARQ Athlete Performance), kostet 1700 Euro. Inzwischen sind die Fotos von seinem Account verschwunden.
In den Spielen zuvor hatte der 36-Jährige das Mikro immer in der rechten Hand und die Uhr meist unter dem Sakko an der linken Hand versteckt. Kurioserweise trug er die Uhr beim Spiel zwischen Deutschland und England am rechten Handgelenk. Erst beim Viertelfinale in Rom nahm der Rechtshänder das Mikro dann in die linke Hand, so dass die Uhr am linken Handgelenk in die Kamera blitzte.
Schweinsteiger hat sich zu dem Vorfall öffentlich zunächst nicht geäußert. Im Gegensatz zur ARD, der Sender bezog Stellung. „Die ARD-Übertragungen von der EURO 2020 unterliegen – wie alle unsere Programme – den ARD-Werberichtlinien, die jede Form von Schleichwerbung und nicht kenntlich gemachter Produktplatzierung ausschließen“, heißt es in einer ARD-Mitteilung. Dass Schweinsteiger beim Spiel Ukraine gegen England eine Uhr trug „und in der Halbzeitpause ohne unsere Kenntnis bei Social Media einen Post im Rahmen einer bezahlten Werbepartnerschaft veröffentlichte, werden wir prüfen und bewerten“.
Schweinsteiger arbeitet seit dem vergangenen Jahr für das Erste. Der Vertrag gilt bis einschließlich 2022, also auch für die kommende WM in Katar. Nun droht ihm Ärger. Welche Konsequenzen das wohl bewusste Missgeschick hat, wird sich in den nächsten Tagen nach Prüfung durch die ARD zeigen. Am Dienstag (6. Juli) ist Schweinsteiger jedenfalls erneut als Experte für das erste Halbfinale zwischen Italien und Spanien im Einsatz*. Dann wird der Influencer jede Veröffentlichung auf seinen sozialen Kanälen wohl doppelt und dreifach prüfen. (ck) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA