1. tz
  2. Sport
  3. Fußball

Sammer, Matthäus, Schweinsteiger: Kandidaten-Liste für die Bierhoff-Nachfolge

Erstellt:

Von: Patrick Mayer

Kommentare

Oliver Bierhoff ist Geschichte beim DFB. Wer wird Nachfolger? Matthias Sammer, Lothar Matthäus, Bastian Schweinsteiger - mehrere Namen kommen in Frage. tz.de analysiert die Kandidaten.

München/Frankfurt am Main - Oliver Bierhoff und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) trennen sich nach 18 Jahren. Das katastrophale Abschneiden bei der WM 2022 machte eine weitere Zusammenarbeit offensichtlich unmöglich.

Oliver Bierhoff und DFB trennen sich: Sammer, Matthäus, Schweinsteiger - Wer wird Nachfolger?

Schon die WM 2018 und die EM 2021 hatte die deutsche Nationalmannschaft vergeigt. Vor der EM 2024 in Deutschland (14. Juni bis 14. Juli) gilt es jetzt, ein verunsichertes Team aufzurichten. Mehr noch, ihm einen klaren Plan an die Hand zu geben. Gleichzeitig müssen die Weichen für eine künftig erfolgreiche Generation gestellt werden.

Immer klare Kante: Matthias Sammer, ehemaliger Sportvorstand des FC Bayern und heutiger Berater von Borussia Dortmund.
Immer klare Kante: Matthias Sammer, ehemaliger Sportdirektor des FC Bayern und heutiger Berater von Borussia Dortmund. © Roland Weihrauch/dpa

Es sind Mammut-Aufgaben für einen neuen DFB-Manager (oder -Managerin). Schließlich gilt der Verband dem Vernehmen nach seit Jahren als Ort der Vetternwirtschaft. Heißt: Der Neue übernimmt nicht einfach nur einen Posten, sondern muss ein ganzes System reformieren und modifizieren. Für dieses Profil wäre „Fußball-Professor“ Ralf Rangnick bekannt, der allerdings seit Kurzem österreichischer Nationaltrainer ist. Wer kann das also leisten? tz.de analysiert mögliche Kandidaten für den Job als Geschäftsführer Nationalmannschaften und Akademie.

Michael Zorc: Lange Jahre Sportdirektor von Borussia Dortmund

Viele Argumente würden für diesen Mann sprechen. Michael Zorc war mit Borussia Dortmund ungemein erfolgreich. Als Spieler wurde er DFB-Pokalsieger (1989), Deutscher Meister (1995, 1996) und Champions-League-Sieger (1997).

Als Funktionär prägte er den BVB wesentlich. Der einstige Bundesliga-Spieler holte Jürgen Klopp nach Dortmund, wurde mit dem Kult-Trainer Deutscher Meister (2011, 2012) und stand mit den Westfalen im Königsklassen-Finale gegen den FC Bayern (2013). Seine Erfolge verleihen ihm Autorität.

Mit 60 Jahren wäre Zorc noch in einem Alter, um eine neue Ära einzuleiten. Zudem ist er enger Vertrauter von Hans-Joachim Watzke, des Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Fußball Liga (DFL). Aber: Zorc hatte nach dem Ende seiner Laufbahn im Sommer keinerlei Ambitionen auf künftige Jobs gehegt.

Panagiotis „Joti“ Chatzialexiou: Er kennt den DFB bestens

Bislang war der DFB dafür bekannt, Personalentscheidungen möglichst intern zu klären. Nur nicht zu viele Einflüsse von außen zulassen. Selbst die Entscheidung pro Hansi Flick als Bundestrainer fällt darunter.

Schließlich war Flick zwischen 2006 und 2014 Co-Trainer seines Vorgängers Joachim „Jogi“ Löw und von Sommer 2014 bis Januar 2017 damaliger DFB-Sportdirektor. Mit einem wirklich neuen System ist auch sein Name nicht verbunden. Zum System gehört Panagiotis „Joti“ Chatzialexiou, Jahrgang 1976, der seit 2003 beim DFB ist. Chatzialexiou war Teammanager der U21 bei deren Europameister-Titel 2009, ab 2011 war er Abteilungsleiter des Büros U-Nationalmannschaften. Seit Januar 2018 verantwortet der Hesse als Sportlicher Leiter Nationalmannschaften die Talentförderung, die Leistungszentren und die Eliteschulen.

Bastian Schweinsteiger: Fanliebling und Ikone des FC Bayern

Schonungslos analysierte indes Bastian Schweinsteiger als ARD-Experte das deutsche WM-Aus in Katar - Punkt für Punkt. Die Live-Schalte direkt nach Spielschluss gegen Costa Rica (4:2) glich einem Bewerbungsvideo. Da stand ein Mann, der in jeder Sekunde wusste, wovon er redet.

Spätestens, seit er sich mit blutverschmierter Wange durch das WM-Finale 2014 gegen Argentinien kämpfte, ist er der Fanliebling schlechthin des deutschen Fußballs - weit über den FC Bayern hinaus. Er hätte mit seiner Aura wohl sogar die Chance, die entfremdeten Fans und Nationalspieler wieder zusammenzuführen.

Doch: Ob der 38-jährige Oberbayer Interesse hätte, ist sehr fraglich. Schweinsteiger führt ein entspanntes Leben zwischen Belgrad (woher seine Frau Ana Ivanović stammt), Mallorca (wo die beiden eine Villa haben) und Oberbayern (wo er in München Termine wahrnimmt und wo bei Rosenheim seine Eltern leben). Neben seinem Job als Experte verdient er gutes Geld als Testimonial (toom-Baumarkt, Beats Sound-Systeme, Kettler-Räder, Funny-Frisch-Chips). Ohne dabei ins Kreuzfeuer zu geraten.

Kritischer ARD-Experte: Bastian Schweinsteiger nach dem deutschen Aus bei der WM im Gespräch mit Moderatorin Esther Sedlaczek.
Kritischer ARD-Experte: Bastian Schweinsteiger nach dem deutschen Aus bei der WM im Gespräch mit Moderatorin Esther Sedlaczek. © Screenshot ARD

Matthias Sammer: „Motzki“ und Vertrauter von DFL-Boss Hans-Joachim Watzke

Ein Rückblick. Bereits nach dem katastrophalen WM-Aus 2018 forderte Matthias Sammer mehr Fußball-Kompetenz in den DFB-Führungsgremien. „Wir brauchen ein paar Leute, die die Identität des Fußballs geprägt haben und wissen, wie Erfolg geht“, sagte der Europameister von 1996, der heute als Berater des BVB arbeitet.

Die Westfalen machte er 2002 als damals erst 35-jähriger Trainer zum Deutschen Meister, er wirkte erfolgreich als DFB-Sportmanager (2006 bis 2012) und insbesondere als Sportvorstand des FC Bayern (2012 bis 2016). In seine Zeit an der Säbener Straße in München fällt die Rückeroberung der Rolle als Nummer eins in Deutschland samt des Champions-League-Sieges gegen Dortmund 2013.

Es gibt Fürs und Widers: Der heute 55-Jährige ist als „Motzki“ bekannt, als ein Mann klarer Worte, der eine Mannschaft aufwecken kann. Mit DFL-Chef Watzke, dem neuen starken Mann im deutschen Fußball, ist er eng befreundet. Allerdings gilt sein Verhältnis zu Jürgen Klopp als überschaubar, und damit zu jenem Coach, den sehr viele Fans wohl am liebsten als Bundestrainer sehen würden.

Kennen den deutschen Fußball aus dem Eff-eff: Matthias Sammer (li.) und Lothar Matthäus, hier im DFB-Trikot bei der WM 1994 in den USA.
Kennen den deutschen Fußball aus dem Eff-eff: Matthias Sammer (li.) und Lothar Matthäus, hier im DFB-Trikot bei der WM 1994 in den USA. © IMAGO / Norbert Schmidt

Lothar Matthäus: Das wäre DIE große Chance für „Loddar“

Bleibt der DFB-Rekordnationalspieler, den just Sammer empfohlen hat. Der nach seiner brillanten Karriere als Trainer oder Funktionär in Deutschland nie eine Chance bekam. Lothar „Loddar“ Matthäus ist als Weltmeister von 1990 und absoluter Ausnahmespieler seiner Zeit hoch anerkannt.

Wenn er als Sky-Experte Spiele der Fußball-Bundesliga analysiert, schauen manche Jungprofis den 61-Jährigen fast ehrfürchtig an. Als es um die Nachfolge von „Jogi“ Löw ging, bekundete er Interesse am Job des Bundestrainers. Chef der Nationalmannschaft? Das wäre seine Chance. Nicht als Organisator. Aber als Gesicht, als Autoritätsperson, als richtiger Boss. Einer, der sich vor das DFB-Team stellen könnte. Führt der Weg diesmal nicht mehr an „Loddar“ vorbei? (pm)

Auch interessant

Kommentare