Bundesliga in der Corona-Krise: Schluss mit Risiko-Investitionen - die Klubs müssen ihre Strukturen überdenken

So, wie einige Bundesligaklubs derzeit agieren, steuern sie ungebremst dem finanziellen Ruin entgegen. Der deutsche Fußball hat ein Problem - und das nicht erst seit Corona. Ein Kommentar.
- Die Corona-Krise geht auch an der Bundesliga nicht spurlos vorbei - im Gegenteil.
- Deutschlands Eliteliga befindet sich in einer echten Ausnahmesituation. Das Hochglanz-Produkt wankt gewaltig.
- Daher müssen nun endlich die gegenwärtigen Strukturen überdacht werden. Ein Kommentar
München - Am Donnerstag (23. April) wurde auf der DFL-Vollversammlung diskutiert, wann die Bundesliga fortgesetzt werden soll. Auf ein konkretes Datum konnten sich die Entscheidungsträger des deutschen Fußballs dabei zwar nicht einigen, im Idealfall soll jedoch ab 9. Mai in Form von Geisterspielen wieder gekickt werden.
Nun wurde in der Vergangenheit viel über die Vor- und Nachteile des Bundesliga-Neustars diskutiert. Gegner kritisieren eine Sonderrolle des Fußballsports sowie vermeintlich mangelnde Testkapazitäten für Spieler. Befürworter fordern eine Rückkehr zur Normalität, die neben dem Mehrwert für die Bevölkerung vor allem auch mit ökonomischen Interessen begründet wird.
Bundesliga in der Corona-Krise: Der Fußball muss gerettet werden
Der Fußball müsse gerettet werden, da Vereine vor der Insolvenz stünden. 13 der 36 Profiklubs in den beiden höchsten deutschen Ligen seien dem Vernehmen nach von einer solchen bedroht. Es geht, so DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, ums „Überleben.“
Der Fußball muss tatsächlich gerettet werden. Dabei geht es allerdings nicht nur um das kurzfristige Bestehen einiger Vereine, sondern vor allem um die langfristige Existenz einer ganzen Branche - und dafür müssen die aktuellen Strukturen zwingend überdacht werden.
Es kann schlicht nicht sein, dass Vereine jahrelange Misswirtschaft betreiben, um den sofortigen Erfolg zu sichern und zu viele Etats auf Kante genäht sind. Die enorme Abhängigkeit von Fernsehgeldern, die derzeit mehr als deutlich wird, kommt erschwerend hinzu.
Bundesliga in der Krise: Jahrelange Misswirtschaft - Schalke 04 am Abgrund
In der Vergangenheit wurde vernünftiges Wirtschaften viel zu oft außer Acht gelassen, sodass nun in Krisenzeiten dunkle Wolken über das Hochglanz-Produkt Bundesliga ziehen. Die eklatanten Folgen sind aktuell am Beispiel Schalke 04 für jeden ersichtlich.
Ein langjähriger Bundesligist, der regelmäßig im Europapokal vertreten ist, muss plötzlich seine Fans anbetteln, um überleben zu können. Die Solidarität der ohnehin als treu bekannten Schalker Fans in allen Ehren, aber zu derartigen Ausnahmemaßnahmen binnen kürzester Zeit darf es eigentlich gar nicht erst kommen. Dass freilich nicht alle Bundesligisten Gelsenkirchener Verhältnisse aufweisen, ist klar. Dass es diese kaputtgewirtschafteten Vereine in der Bundesliga überhaupt gibt, gleichzeitig aber auch ein Unding.
Bundesliga in der Krise: Wirklich stabil scheint die Eliteliga nie gewesen zu sein
Im Januar verkündete die DFL stolz einen erneuten Rekordumsatz. Es war der nächste Rekordumsatz nach zuvor bereits 14 Rekordumsätzen - höher, schneller, weiter, größer. Da ist es nicht für jeden nachvollziehbar, dass der deutsche Profifußball vor dem finanziellen K. o. stehen soll, weil die restlichen neun Spieltage einer Saison womöglich nicht zu Ende gespielt werden. Die gerne vermittelte Stabilität der deutschen Eliteliga ist schon ziemlich schnell ins Wanken geraten. Wirklich stabil scheint die Bundesliga also nie wirklich gewesen zu sein.
Bundesliga in der Krise: Weg vom kurzfristigen Spekulieren, hin zu vernünftigem Wirtschaften
Daher muss sich in den Köpfen der Funktionäre und Klubbosse etwas gewaltig ändern. Weg vom kurzfristigen Spekulieren auf den schnellen Erfolg. Hin zu vernünftigem Wirtschaften mit kühlem Kopf und einer nachhaltigen Strategie. In der aktuellen Krisensituation gebe es ausreichend Zeit, darüber nachzudenken.
Andreas Schmid